gesund wurde. Der Medicus gab ihr eine starcke Purganz ein, und weil es darauf bald mit ihr besser wurde, so hatte ein gewisser Magister seinen Spott damit, und ließ sich im Collegio verlauten: den Teufel, den M. Bernd nicht mit allem Zureden austreiben können, den hätte der Medicus durch eine gute Purganz vertrie- ben. Jch habe anderswo schon gewiesen, wie falsch dieser Schluß sey, so lustig und specieux er auch aussiehet. Es folget nicht: Das Weib ist nach der Purganz gesund worden, so daß sie der Teufel nicht mehr angefochten; Ergo ist zuvor gar keine Anfechtung des Teufels vorhanden gewesen. Denn wie, wenn nun der Teufel nicht in einen ieden Leib und Hu- meur nach seinem Gefallen agiren, und wür- cken könte? Die Historie, die ich einst in ei- nem andern Orte erzehlet, kan dieses illustriren und erläutern. Titius, ein Medicus, hat eine schöne Blut-reiche, und zur Geilheit ge- neigte Frau. Ein junger Edelmann, ihr Nachbar, Cajus, stellt ihrer Keuschheit nach, und sucht auf allerhand Art und Weise zu dem Endzweck seiner Begierden zu gelangen. Der Medicus merckt das, und beredet seine Frau, sie sähe sehr kräncklich und unpaß aus, sie müste zur Ader laßen. Sie thut es auf sein Ein- rathen, und in einigen Wochen wieder, ja wo
mir
geholet wurde, die durch
geſund wurde. Der Medicus gab ihr eine ſtarcke Purganz ein, und weil es darauf bald mit ihr beſſer wurde, ſo hatte ein gewiſſer Magiſter ſeinen Spott damit, und ließ ſich im Collegio verlauten: den Teufel, den M. Bernd nicht mit allem Zureden austreiben koͤnnen, den haͤtte der Medicus durch eine gute Purganz vertrie- ben. Jch habe anderswo ſchon gewieſen, wie falſch dieſer Schluß ſey, ſo luſtig und ſpecieux er auch ausſiehet. Es folget nicht: Das Weib iſt nach der Purganz geſund worden, ſo daß ſie der Teufel nicht mehr angefochten; Ergo iſt zuvor gar keine Anfechtung des Teufels vorhanden geweſen. Denn wie, wenn nun der Teufel nicht in einen ieden Leib und Hu- meur nach ſeinem Gefallen agiren, und wuͤr- cken koͤnte? Die Hiſtorie, die ich einſt in ei- nem andern Orte erzehlet, kan dieſes illuſtriren und erlaͤutern. Titius, ein Medicus, hat eine ſchoͤne Blut-reiche, und zur Geilheit ge- neigte Frau. Ein junger Edelmann, ihr Nachbar, Cajus, ſtellt ihrer Keuſchheit nach, und ſucht auf allerhand Art und Weiſe zu dem Endzweck ſeiner Begierden zu gelangen. Der Medicus merckt das, und beredet ſeine Frau, ſie ſaͤhe ſehr kraͤncklich und unpaß aus, ſie muͤſte zur Ader laßen. Sie thut es auf ſein Ein- rathen, und in einigen Wochen wieder, ja wo
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geholet wurde, die durch
geſund wurde. Der Medicus gab ihr eine
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ihr beſſer wurde, ſo hatte ein gewiſſer Magiſter
ſeinen Spott damit, und ließ ſich im Collegio
verlauten: den Teufel, den M. Bernd nicht
mit allem Zureden austreiben koͤnnen, den haͤtte
der Medicus durch eine gute Purganz vertrie-
ben. Jch habe anderswo ſchon gewieſen, wie
falſch dieſer Schluß ſey, ſo luſtig und ſpecieux
er auch ausſiehet. Es folget nicht: Das
Weib iſt nach der Purganz geſund worden, ſo
daß ſie der Teufel nicht mehr angefochten;
Ergo iſt zuvor gar keine Anfechtung des Teufels
vorhanden geweſen. Denn wie, wenn nun
der Teufel nicht in einen ieden Leib und Hu-
meur nach ſeinem Gefallen agiren, und wuͤr-
cken koͤnte? Die Hiſtorie, die ich einſt in ei-
nem andern Orte erzehlet, kan dieſes illuſtriren
und erlaͤutern. Titius, ein Medicus, hat
eine ſchoͤne Blut-reiche, und zur Geilheit ge-
neigte Frau. Ein junger Edelmann, ihr
Nachbar, Cajus, ſtellt ihrer Keuſchheit nach,
und ſucht auf allerhand Art und Weiſe zu dem
Endzweck ſeiner Begierden zu gelangen. Der
Medicus merckt das, und beredet ſeine Frau,
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/665>, abgerufen am 22.11.2024.
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