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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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so sein Leben betreffen,
einem die Ohren gellen möchten. Hieraus
konte ich nun mehr als zu viel abnehmen, auf
was vor Gedancken man die Leute müße gebracht
haben, und auch mercken, was wider mein Leben
müste seyn eingegeben worden. Jch wuste zu
Hause kaum mein Hertze zu stillen, daß ich nicht
wider GOtt im Himmel murrete, da meine
Kränckungen durch sein Verhängniß auf den
höchsten Grad getrieben wurden. GOtt hatte
mich in der Jugend durch oben beschriebenen un-
glücklichen Fall zu einem elenden Menschen
werden laßen, daß ich mein Lebtag an kein Hey-
rathen gedencken dürffen; und nun solte ich noch
in den Verdacht der Hurerey und des Ehebruchs
gerathen. Das kam mir recht vor, als wie mit
jenem, der sieben Jahr nicht in die Kirche gekom-
men, und auf beyden Füßen gelähmet war, daß
er nicht gehen kunte, und dem man Schuld gab,
als ob er in der Kirchen Diebstahl begangen
hätte.

Jch glaubte nun also, ich könte unmöglich
lebendig bleiben, wo noch eine neue Inquisition
wider mich vorgenommen, und ich im Fall noch
einen Juristen anzunehmen, und Geld dran zu
wenden, solte genöthiget werden. Jch fieng also
an, sehr geneigt zu werden zu resigniren; denn
ich dachte: besser, du bleibest beym Leben,
und kanst noch Bücher schreiben, oder son-

sten

ſo ſein Leben betreffen,
einem die Ohren gellen moͤchten. Hieraus
konte ich nun mehr als zu viel abnehmen, auf
was vor Gedancken man die Leute muͤße gebracht
haben, und auch mercken, was wider mein Leben
muͤſte ſeyn eingegeben worden. Jch wuſte zu
Hauſe kaum mein Hertze zu ſtillen, daß ich nicht
wider GOtt im Himmel murrete, da meine
Kraͤnckungen durch ſein Verhaͤngniß auf den
hoͤchſten Grad getrieben wurden. GOtt hatte
mich in der Jugend durch oben beſchriebenen un-
gluͤcklichen Fall zu einem elenden Menſchen
werden laßen, daß ich mein Lebtag an kein Hey-
rathen gedencken duͤrffen; und nun ſolte ich noch
in den Verdacht der Hurerey und des Ehebruchs
gerathen. Das kam mir recht vor, als wie mit
jenem, der ſieben Jahr nicht in die Kirche gekom-
men, und auf beyden Fuͤßen gelaͤhmet war, daß
er nicht gehen kunte, und dem man Schuld gab,
als ob er in der Kirchen Diebſtahl begangen
haͤtte.

Jch glaubte nun alſo, ich koͤnte unmoͤglich
lebendig bleiben, wo noch eine neue Inquiſition
wider mich vorgenommen, und ich im Fall noch
einen Juriſten anzunehmen, und Geld dran zu
wenden, ſolte genoͤthiget werden. Jch fieng alſo
an, ſehr geneigt zu werden zu reſigniren; denn
ich dachte: beſſer, du bleibeſt beym Leben,
und kanſt noch Buͤcher ſchreiben, oder ſon-

ſten
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[682/0728] ſo ſein Leben betreffen, einem die Ohren gellen moͤchten. Hieraus konte ich nun mehr als zu viel abnehmen, auf was vor Gedancken man die Leute muͤße gebracht haben, und auch mercken, was wider mein Leben muͤſte ſeyn eingegeben worden. Jch wuſte zu Hauſe kaum mein Hertze zu ſtillen, daß ich nicht wider GOtt im Himmel murrete, da meine Kraͤnckungen durch ſein Verhaͤngniß auf den hoͤchſten Grad getrieben wurden. GOtt hatte mich in der Jugend durch oben beſchriebenen un- gluͤcklichen Fall zu einem elenden Menſchen werden laßen, daß ich mein Lebtag an kein Hey- rathen gedencken duͤrffen; und nun ſolte ich noch in den Verdacht der Hurerey und des Ehebruchs gerathen. Das kam mir recht vor, als wie mit jenem, der ſieben Jahr nicht in die Kirche gekom- men, und auf beyden Fuͤßen gelaͤhmet war, daß er nicht gehen kunte, und dem man Schuld gab, als ob er in der Kirchen Diebſtahl begangen haͤtte. Jch glaubte nun alſo, ich koͤnte unmoͤglich lebendig bleiben, wo noch eine neue Inquiſition wider mich vorgenommen, und ich im Fall noch einen Juriſten anzunehmen, und Geld dran zu wenden, ſolte genoͤthiget werden. Jch fieng alſo an, ſehr geneigt zu werden zu reſigniren; denn ich dachte: beſſer, du bleibeſt beym Leben, und kanſt noch Buͤcher ſchreiben, oder ſon- ſten

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 682. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/728>, abgerufen am 26.11.2024.