und Lehr-Arten erkläret, welche mit gar guter Approbation von meinen Zuhörern waren auf- genommen worden. Jch ward also schlüßig, von iedem Jahr-Gange etliche Predigten auszu- lesen, und eine vollständige Postille von allerhand Predigten zu machen, die aus siebenerley Jahr- Gängen genommen, und gab solche unter dem Titul: Nützlicher Gebrauch der Christlichen Moral,derPhilosophie,und der Jahr-Gänge beym Predigen, heraus, um dem äußerlichen Menschen etwas zu Hause zu thun zu geben, und denselben nicht müßig zu laßen. Da ich An. 1731. im Frühjahr damit fertig war, schien es, als wenn gegen Ostern meine alte Plage, so um diese Zeit gewöhnlich, sich wieder melden wolte. Jch bekam im Martio starcken Schwin- del, als ich kaum iemahls gehabt; und da ich darwider Artzney brauchte, so hatte ich ein ander Ubel, nemlich die Spasmos, wiederum erreget, so daß mir die Daumen in Händen, und die großen Zähen in Füßen höchst müde, und ich darüber in ziemliche Furcht gesetzt wurde. Nach Judica fanden sich einige schlaflose Nächte, und die alten Zufälle, so mit einem schwachen Haupte bey manchem Menschen verknüpfft sind. Doch ein inbrünstig Gebet, und Demüthigung vor GOtt, und unverzüglicher Gebrauch des heiligen Abend- mahls, brachte mir sowohl wiederum geruhige
Nächte,
zu leſen nicht erlaubet waren:
und Lehr-Arten erklaͤret, welche mit gar guter Approbation von meinen Zuhoͤrern waren auf- genommen worden. Jch ward alſo ſchluͤßig, von iedem Jahr-Gange etliche Predigten auszu- leſen, und eine vollſtaͤndige Poſtille von allerhand Predigten zu machen, die aus ſiebenerley Jahr- Gaͤngen genommen, und gab ſolche unter dem Titul: Nuͤtzlicher Gebrauch der Chriſtlichen Moral,derPhiloſophie,und der Jahr-Gaͤnge beym Predigen, heraus, um dem aͤußerlichen Menſchen etwas zu Hauſe zu thun zu geben, und denſelben nicht muͤßig zu laßen. Da ich An. 1731. im Fruͤhjahr damit fertig war, ſchien es, als wenn gegen Oſtern meine alte Plage, ſo um dieſe Zeit gewoͤhnlich, ſich wieder melden wolte. Jch bekam im Martio ſtarcken Schwin- del, als ich kaum iemahls gehabt; und da ich darwider Artzney brauchte, ſo hatte ich ein ander Ubel, nemlich die Spaſmos, wiederum erreget, ſo daß mir die Daumen in Haͤnden, und die großen Zaͤhen in Fuͤßen hoͤchſt muͤde, und ich daruͤber in ziemliche Furcht geſetzt wurde. Nach Judica fanden ſich einige ſchlafloſe Naͤchte, und die alten Zufaͤlle, ſo mit einem ſchwachen Haupte bey manchem Menſchen verknuͤpfft ſind. Doch ein inbruͤnſtig Gebet, und Demuͤthigung vor GOtt, und unverzuͤglicher Gebrauch des heiligen Abend- mahls, brachte mir ſowohl wiederum geruhige
Naͤchte,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0742"n="696"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">zu leſen nicht erlaubet waren:</hi></fw><lb/>
und Lehr-Arten erklaͤret, welche mit gar guter<lb/><hirendition="#aq">Approbation</hi> von meinen Zuhoͤrern waren auf-<lb/>
genommen worden. Jch ward alſo ſchluͤßig,<lb/>
von iedem Jahr-Gange etliche Predigten auszu-<lb/>
leſen, und eine vollſtaͤndige Poſtille von allerhand<lb/>
Predigten zu machen, die aus ſiebenerley Jahr-<lb/>
Gaͤngen genommen, und gab ſolche unter dem<lb/>
Titul: <hirendition="#fr">Nuͤtzlicher Gebrauch der Chriſtlichen</hi><lb/><hirendition="#aq">Moral,</hi><hirendition="#fr">der</hi><hirendition="#aq">Philoſophie,</hi><hirendition="#fr">und der Jahr-Gaͤnge<lb/>
beym Predigen,</hi> heraus, um dem aͤußerlichen<lb/>
Menſchen etwas zu Hauſe zu thun zu geben,<lb/>
und denſelben nicht muͤßig zu laßen. Da ich<lb/><hirendition="#aq">An.</hi> 1731. im Fruͤhjahr damit fertig war, ſchien<lb/>
es, als wenn gegen Oſtern meine alte Plage, ſo<lb/>
um dieſe Zeit gewoͤhnlich, ſich wieder melden<lb/>
wolte. Jch bekam im <hirendition="#aq">Martio</hi>ſtarcken Schwin-<lb/>
del, als ich kaum iemahls gehabt; und da ich<lb/>
darwider Artzney brauchte, ſo hatte ich ein ander<lb/>
Ubel, nemlich die <hirendition="#aq">Spaſmos,</hi> wiederum erreget, ſo<lb/>
daß mir die Daumen in Haͤnden, und die großen<lb/>
Zaͤhen in Fuͤßen hoͤchſt muͤde, und ich daruͤber in<lb/>
ziemliche Furcht geſetzt wurde. Nach <hirendition="#aq">Judica</hi><lb/>
fanden ſich einige ſchlafloſe Naͤchte, und die alten<lb/>
Zufaͤlle, ſo mit einem ſchwachen Haupte bey<lb/>
manchem Menſchen verknuͤpfft ſind. Doch ein<lb/>
inbruͤnſtig Gebet, und Demuͤthigung vor GOtt,<lb/>
und unverzuͤglicher Gebrauch des heiligen Abend-<lb/>
mahls, brachte mir ſowohl wiederum geruhige<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Naͤchte,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[696/0742]
zu leſen nicht erlaubet waren:
und Lehr-Arten erklaͤret, welche mit gar guter
Approbation von meinen Zuhoͤrern waren auf-
genommen worden. Jch ward alſo ſchluͤßig,
von iedem Jahr-Gange etliche Predigten auszu-
leſen, und eine vollſtaͤndige Poſtille von allerhand
Predigten zu machen, die aus ſiebenerley Jahr-
Gaͤngen genommen, und gab ſolche unter dem
Titul: Nuͤtzlicher Gebrauch der Chriſtlichen
Moral, der Philoſophie, und der Jahr-Gaͤnge
beym Predigen, heraus, um dem aͤußerlichen
Menſchen etwas zu Hauſe zu thun zu geben,
und denſelben nicht muͤßig zu laßen. Da ich
An. 1731. im Fruͤhjahr damit fertig war, ſchien
es, als wenn gegen Oſtern meine alte Plage, ſo
um dieſe Zeit gewoͤhnlich, ſich wieder melden
wolte. Jch bekam im Martio ſtarcken Schwin-
del, als ich kaum iemahls gehabt; und da ich
darwider Artzney brauchte, ſo hatte ich ein ander
Ubel, nemlich die Spaſmos, wiederum erreget, ſo
daß mir die Daumen in Haͤnden, und die großen
Zaͤhen in Fuͤßen hoͤchſt muͤde, und ich daruͤber in
ziemliche Furcht geſetzt wurde. Nach Judica
fanden ſich einige ſchlafloſe Naͤchte, und die alten
Zufaͤlle, ſo mit einem ſchwachen Haupte bey
manchem Menſchen verknuͤpfft ſind. Doch ein
inbruͤnſtig Gebet, und Demuͤthigung vor GOtt,
und unverzuͤglicher Gebrauch des heiligen Abend-
mahls, brachte mir ſowohl wiederum geruhige
Naͤchte,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 696. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/742>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.