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Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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erröthete noch mehr. Es kömmt ein Gewitter! sagte sie rasch, Mariechen's Hand ergreifend, mach daß wir fortkommen!

Das Gewitter stand fern, aber drohend; schweigend gingen beide nach Haus; wie war ihnen seit gestern Alles so verwandelt! Lieschen hatte seit gestern ein Geheimniß, und schon war es entdeckt. Und Mariechen war seit dem Kirchengange alles Ernstes ein großes Mädchen geworden. Das macht die Kirche! sagte die Mutter vergnügt; ja, ja, was Gottes Wort nicht thut! Und sie beschloß, das Kind von nun an alle vier Wochen hinzuschicken.

Am nächsten Morgen konnte kein Heu gemacht werden; das Gewitter hatte sich in der Ferne entladen und sein Gefolge von Regentagen über die Gegend gesandt. Jedermann blieb daheim und besorgte das Haus. Als der Tag sank, ging Fritz ein paarmal vor dem Fenster vorüber, an welchem Lieschen saß. Sie begriff den Wink, stand auf und machte sich auf dem Hausflur zu schaffen, begann den gestern erst gekehrten zu fegen, um die Thür, trotz des Regens, mit Fug und Recht offen halten zu können.

Fritz ging gleich darauf wie zufällig an der Thür vorbei. Der Tag war finster, es dämmerte schon, von der Stube aus konnte man die Leute kaum mehr erkennen. Lieschen trat ganz nah an die Thür, um den Kehricht hinauszuwerfen. Guten Abend, Lieschen, sagte Fritz mit gedämpfter Stimme. Da bring' ich einen

erröthete noch mehr. Es kömmt ein Gewitter! sagte sie rasch, Mariechen's Hand ergreifend, mach daß wir fortkommen!

Das Gewitter stand fern, aber drohend; schweigend gingen beide nach Haus; wie war ihnen seit gestern Alles so verwandelt! Lieschen hatte seit gestern ein Geheimniß, und schon war es entdeckt. Und Mariechen war seit dem Kirchengange alles Ernstes ein großes Mädchen geworden. Das macht die Kirche! sagte die Mutter vergnügt; ja, ja, was Gottes Wort nicht thut! Und sie beschloß, das Kind von nun an alle vier Wochen hinzuschicken.

Am nächsten Morgen konnte kein Heu gemacht werden; das Gewitter hatte sich in der Ferne entladen und sein Gefolge von Regentagen über die Gegend gesandt. Jedermann blieb daheim und besorgte das Haus. Als der Tag sank, ging Fritz ein paarmal vor dem Fenster vorüber, an welchem Lieschen saß. Sie begriff den Wink, stand auf und machte sich auf dem Hausflur zu schaffen, begann den gestern erst gekehrten zu fegen, um die Thür, trotz des Regens, mit Fug und Recht offen halten zu können.

Fritz ging gleich darauf wie zufällig an der Thür vorbei. Der Tag war finster, es dämmerte schon, von der Stube aus konnte man die Leute kaum mehr erkennen. Lieschen trat ganz nah an die Thür, um den Kehricht hinauszuwerfen. Guten Abend, Lieschen, sagte Fritz mit gedämpfter Stimme. Da bring' ich einen

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[0023] erröthete noch mehr. Es kömmt ein Gewitter! sagte sie rasch, Mariechen's Hand ergreifend, mach daß wir fortkommen! Das Gewitter stand fern, aber drohend; schweigend gingen beide nach Haus; wie war ihnen seit gestern Alles so verwandelt! Lieschen hatte seit gestern ein Geheimniß, und schon war es entdeckt. Und Mariechen war seit dem Kirchengange alles Ernstes ein großes Mädchen geworden. Das macht die Kirche! sagte die Mutter vergnügt; ja, ja, was Gottes Wort nicht thut! Und sie beschloß, das Kind von nun an alle vier Wochen hinzuschicken. Am nächsten Morgen konnte kein Heu gemacht werden; das Gewitter hatte sich in der Ferne entladen und sein Gefolge von Regentagen über die Gegend gesandt. Jedermann blieb daheim und besorgte das Haus. Als der Tag sank, ging Fritz ein paarmal vor dem Fenster vorüber, an welchem Lieschen saß. Sie begriff den Wink, stand auf und machte sich auf dem Hausflur zu schaffen, begann den gestern erst gekehrten zu fegen, um die Thür, trotz des Regens, mit Fug und Recht offen halten zu können. Fritz ging gleich darauf wie zufällig an der Thür vorbei. Der Tag war finster, es dämmerte schon, von der Stube aus konnte man die Leute kaum mehr erkennen. Lieschen trat ganz nah an die Thür, um den Kehricht hinauszuwerfen. Guten Abend, Lieschen, sagte Fritz mit gedämpfter Stimme. Da bring' ich einen

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Zitationshilfe: Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berthold_irrwischfritze_1910/23>, abgerufen am 21.11.2024.