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Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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ten, die, das arme Thier, schon lange im Stall nach dem gewohnten Futter brüllte und jetzt, wo sie die andern vernahm, lauter ward. Fritz ging hin und band sie los. Friß draußen, friß ein andermal! sagte er, die Kette auf die leere Krippe werfend. Er öffnete die Thür und stieß sie hinaus. Der Hirt bot ihm einen guten Morgen -- verletzt von jeder Berührung der Außenwelt zog Fritz sich wieder in sein Haus zurück, all seine Glieder waren ihm wie gebrochen. Auf dem Flur sah er seine Sichel hängen, es fiel ihm ein, daß er sich den Tag zum Kornschneiden verdingt habe; er nahm die Sichel, drückte den Hut auf die Augen, warf seine Thür ins Schloß und ging.

Die frische Morgenluft that ihm wohl, er fühlte sich gestärkt. Auf dem Felde angelangt, stellte er sich in die Reihen und arbeitete mit einer Art Heftigkeit. Als der Mittag herankam, war er sehr erschöpft. Weiber und Kinder brachten den andern Schnittern Töpfe mit Essen, ihm brachte Niemand was, er hatte ja weder Vater noch Mutter, kein Weib und kein Kind. Das Brod und die Zukost, die er sonst mitzunehmen pflegte, hatte er vergessen. Er ging abseits, damit Keiner merken solle, daß er nicht esse.

Aber ein Gefühl der Nüchternheit überkam ihn doch, trotz seines Kummers; die durchwachte Nacht, die starke Arbeit machten ihre Rechte geltend, und als die Branntweinflasche umherging und die Männer sie ihm anboten, that er einen derben Zug.

ten, die, das arme Thier, schon lange im Stall nach dem gewohnten Futter brüllte und jetzt, wo sie die andern vernahm, lauter ward. Fritz ging hin und band sie los. Friß draußen, friß ein andermal! sagte er, die Kette auf die leere Krippe werfend. Er öffnete die Thür und stieß sie hinaus. Der Hirt bot ihm einen guten Morgen — verletzt von jeder Berührung der Außenwelt zog Fritz sich wieder in sein Haus zurück, all seine Glieder waren ihm wie gebrochen. Auf dem Flur sah er seine Sichel hängen, es fiel ihm ein, daß er sich den Tag zum Kornschneiden verdingt habe; er nahm die Sichel, drückte den Hut auf die Augen, warf seine Thür ins Schloß und ging.

Die frische Morgenluft that ihm wohl, er fühlte sich gestärkt. Auf dem Felde angelangt, stellte er sich in die Reihen und arbeitete mit einer Art Heftigkeit. Als der Mittag herankam, war er sehr erschöpft. Weiber und Kinder brachten den andern Schnittern Töpfe mit Essen, ihm brachte Niemand was, er hatte ja weder Vater noch Mutter, kein Weib und kein Kind. Das Brod und die Zukost, die er sonst mitzunehmen pflegte, hatte er vergessen. Er ging abseits, damit Keiner merken solle, daß er nicht esse.

Aber ein Gefühl der Nüchternheit überkam ihn doch, trotz seines Kummers; die durchwachte Nacht, die starke Arbeit machten ihre Rechte geltend, und als die Branntweinflasche umherging und die Männer sie ihm anboten, that er einen derben Zug.

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Zitationshilfe: Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berthold_irrwischfritze_1910/51>, abgerufen am 22.11.2024.