Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Dem Baumann? fragte der Immeker langsam. Der ist ein reicher Mann, an dem klebt seines Goldes Macht; dem muß man nicht bloß an den Leib, man muß auch die Goldkraft brechen; dazu bedarf's aber eines gelben Stücks von seinem eigenen Gelde, was mit seinem Haar in den Fluß versenkt wird. Wißt Ihr daran zu kommen, so kann's sein, sonst nicht, denn er hat zu viel, und das Gold zieht seinen rothen Kreis um ihn, der ihn schützt. Das sagt' ich ja, rief Fritz, und Ihr lachtet mich aus; doch daran soll's nicht fehlen. In meiner Sparbüchse ist so viel, daß ich einen Louisd'or zusammenbringe, wenn ich den letzten Himten Gerste verkaufe; und seine Haare -- nun, die will ich Euch auch schon schaffen! Wirkt's aber noch vor Martenstag? Denn Martenstag ist die Hochzeit. Laßt sehen, sprach der Immeker, die Zeit ist kurz. Wir haben noch -- er zählte an den Fingern und schien in einer Berechnung versunken. Fritz schwieg, ihn nicht zu stören. Ihr seid ein Sonntagskind? fragte der Immeker jetzt. Da könnt' es schneller helfen. In der Nacht vom Sonnabend auf den Sonntag geboren, bald nach zwölf, sprach Fritz. Gut, sehr gut, sagte der Immeker. Und sie nennen Euch den Irrwischjungen. Fritz runzelte die Stirn. I was, freut Euch deß! Seid nicht so dumm; das Dem Baumann? fragte der Immeker langsam. Der ist ein reicher Mann, an dem klebt seines Goldes Macht; dem muß man nicht bloß an den Leib, man muß auch die Goldkraft brechen; dazu bedarf's aber eines gelben Stücks von seinem eigenen Gelde, was mit seinem Haar in den Fluß versenkt wird. Wißt Ihr daran zu kommen, so kann's sein, sonst nicht, denn er hat zu viel, und das Gold zieht seinen rothen Kreis um ihn, der ihn schützt. Das sagt' ich ja, rief Fritz, und Ihr lachtet mich aus; doch daran soll's nicht fehlen. In meiner Sparbüchse ist so viel, daß ich einen Louisd'or zusammenbringe, wenn ich den letzten Himten Gerste verkaufe; und seine Haare — nun, die will ich Euch auch schon schaffen! Wirkt's aber noch vor Martenstag? Denn Martenstag ist die Hochzeit. Laßt sehen, sprach der Immeker, die Zeit ist kurz. Wir haben noch — er zählte an den Fingern und schien in einer Berechnung versunken. Fritz schwieg, ihn nicht zu stören. Ihr seid ein Sonntagskind? fragte der Immeker jetzt. Da könnt' es schneller helfen. In der Nacht vom Sonnabend auf den Sonntag geboren, bald nach zwölf, sprach Fritz. Gut, sehr gut, sagte der Immeker. Und sie nennen Euch den Irrwischjungen. Fritz runzelte die Stirn. I was, freut Euch deß! Seid nicht so dumm; das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0059"/> <p>Dem Baumann? fragte der Immeker langsam. Der ist ein reicher Mann, an dem klebt seines Goldes Macht; dem muß man nicht bloß an den Leib, man muß auch die Goldkraft brechen; dazu bedarf's aber eines gelben Stücks von seinem eigenen Gelde, was mit seinem Haar in den Fluß versenkt wird. Wißt Ihr daran zu kommen, so kann's sein, sonst nicht, denn er hat zu viel, und das Gold zieht seinen rothen Kreis um ihn, der ihn schützt.</p><lb/> <p>Das sagt' ich ja, rief Fritz, und Ihr lachtet mich aus; doch daran soll's nicht fehlen. In meiner Sparbüchse ist so viel, daß ich einen Louisd'or zusammenbringe, wenn ich den letzten Himten Gerste verkaufe; und seine Haare — nun, die will ich Euch auch schon schaffen! Wirkt's aber noch vor Martenstag? Denn Martenstag ist die Hochzeit.</p><lb/> <p>Laßt sehen, sprach der Immeker, die Zeit ist kurz. Wir haben noch — er zählte an den Fingern und schien in einer Berechnung versunken. Fritz schwieg, ihn nicht zu stören.</p><lb/> <p>Ihr seid ein Sonntagskind? fragte der Immeker jetzt. Da könnt' es schneller helfen.</p><lb/> <p>In der Nacht vom Sonnabend auf den Sonntag geboren, bald nach zwölf, sprach Fritz.</p><lb/> <p>Gut, sehr gut, sagte der Immeker. Und sie nennen Euch den Irrwischjungen.</p><lb/> <p>Fritz runzelte die Stirn.</p><lb/> <p>I was, freut Euch deß! Seid nicht so dumm; das<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0059]
Dem Baumann? fragte der Immeker langsam. Der ist ein reicher Mann, an dem klebt seines Goldes Macht; dem muß man nicht bloß an den Leib, man muß auch die Goldkraft brechen; dazu bedarf's aber eines gelben Stücks von seinem eigenen Gelde, was mit seinem Haar in den Fluß versenkt wird. Wißt Ihr daran zu kommen, so kann's sein, sonst nicht, denn er hat zu viel, und das Gold zieht seinen rothen Kreis um ihn, der ihn schützt.
Das sagt' ich ja, rief Fritz, und Ihr lachtet mich aus; doch daran soll's nicht fehlen. In meiner Sparbüchse ist so viel, daß ich einen Louisd'or zusammenbringe, wenn ich den letzten Himten Gerste verkaufe; und seine Haare — nun, die will ich Euch auch schon schaffen! Wirkt's aber noch vor Martenstag? Denn Martenstag ist die Hochzeit.
Laßt sehen, sprach der Immeker, die Zeit ist kurz. Wir haben noch — er zählte an den Fingern und schien in einer Berechnung versunken. Fritz schwieg, ihn nicht zu stören.
Ihr seid ein Sonntagskind? fragte der Immeker jetzt. Da könnt' es schneller helfen.
In der Nacht vom Sonnabend auf den Sonntag geboren, bald nach zwölf, sprach Fritz.
Gut, sehr gut, sagte der Immeker. Und sie nennen Euch den Irrwischjungen.
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Zitationshilfe: | Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berthold_irrwischfritze_1910/59>, abgerufen am 17.07.2024. |