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Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Glücklicher Weise hatte die Mutter mit den scheidenden Männern den entgegengesetzten Weg genommen, und die Leute im Orte sahen nicht, wohin sie ging. Sie kam ans Ende des Dorfes an Fritzens Haus; ohne sich umzusehen, ob Jemand in der Nähe sei oder nicht, trat sie herzu und drückte an der Thür. Sie war verschlossen. Sie guckte durchs Fenster in die Stube -- sie war leer. Sucht Ihr den Fritz? fragte eine Nachbarin, die auf ihre Schwelle trat; der ist vor einer Viertelstunde über Feld gegangen; er erkundigte sich bei uns, ob man die Richtwege durchs Moor gehen könnte, weil mein Mann gestern in Neudorf war. -- Und kann man durchgehn? fragte Lieschen mit bebender Stimme. -- Ganz gut, erwiderte die Frau, es ist ja so lange schon trocken Wetter gewesen. -- Lieschen eilte vorüber, zum Dorfe hinaus. Sie zweifelte nicht, daß Fritz zu dem Immeker gegangen sei, sie wollte ihm nach, seine Absicht zu verhindern. Jesus Christus, sagte sie zu sich auf dem Wege, wenn Fritz um meinetwillen ein böser Mensch würde! Sie flog wie ein Vogel, dem Verbrechen, wenn es noch möglich wäre, zuvorzukommen. Als die Sonne unterging, kam sie ans Moor.

Bisher hatte sie noch keine Spur eines Wanderers entdeckt, hier aber glaubte sie frische Fußtritte zu gewahren. Sie folgte ihnen, doch bald war ihr, als führten die Schritte auf dem kurzen moosigen Gras, das an den unfruchtbaren Stellen der Steinflechte Platz machte, von der rechten Richtung ab, die sie wohl zu

Glücklicher Weise hatte die Mutter mit den scheidenden Männern den entgegengesetzten Weg genommen, und die Leute im Orte sahen nicht, wohin sie ging. Sie kam ans Ende des Dorfes an Fritzens Haus; ohne sich umzusehen, ob Jemand in der Nähe sei oder nicht, trat sie herzu und drückte an der Thür. Sie war verschlossen. Sie guckte durchs Fenster in die Stube — sie war leer. Sucht Ihr den Fritz? fragte eine Nachbarin, die auf ihre Schwelle trat; der ist vor einer Viertelstunde über Feld gegangen; er erkundigte sich bei uns, ob man die Richtwege durchs Moor gehen könnte, weil mein Mann gestern in Neudorf war. — Und kann man durchgehn? fragte Lieschen mit bebender Stimme. — Ganz gut, erwiderte die Frau, es ist ja so lange schon trocken Wetter gewesen. — Lieschen eilte vorüber, zum Dorfe hinaus. Sie zweifelte nicht, daß Fritz zu dem Immeker gegangen sei, sie wollte ihm nach, seine Absicht zu verhindern. Jesus Christus, sagte sie zu sich auf dem Wege, wenn Fritz um meinetwillen ein böser Mensch würde! Sie flog wie ein Vogel, dem Verbrechen, wenn es noch möglich wäre, zuvorzukommen. Als die Sonne unterging, kam sie ans Moor.

Bisher hatte sie noch keine Spur eines Wanderers entdeckt, hier aber glaubte sie frische Fußtritte zu gewahren. Sie folgte ihnen, doch bald war ihr, als führten die Schritte auf dem kurzen moosigen Gras, das an den unfruchtbaren Stellen der Steinflechte Platz machte, von der rechten Richtung ab, die sie wohl zu

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Zitationshilfe: Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berthold_irrwischfritze_1910/69>, abgerufen am 22.11.2024.