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Beseler, Georg: Kommentar über das Strafgesetzbuch für die Preußischen Staaten. Leipzig, 1851.

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Th. I. Bestrafung d. Verbr. u.:Vergehen im Allg. Tit. I. Von d. Strafen.
deren Stelle die Hinrichtung innerhalb der Gefängnißmauern unter Zu-
ziehung einer Anzahl von Personen, die theils durch ihren Beruf dazu
bestimmt sind, theils aus den Bürgern des Orts besonders dazu ge-
wählt und berufen werden, treten lassen. c) Diese Abänderung hat sich
in Nordamerika bewährt; auch in Belgien ist ihre Einführung vorge-
schlagen worden. d) In der Kommission der zweiten Kammer entschied
man sich einstimmig für diese Art der Vollstreckung, und suchte nur da-
für vollständige Garantie, daß auch jeder Schein der heimlichen Hin-
richtung vermieden, und die Möglichkeit gegeben werde, anderen Perso-
nen, die nicht im Gesetz ausdrücklich genannt sind, aus besonderen
Gründen die Anwesenheit zu gestatten. Man dachte dabei namentlich
an die Angehörigen des Verurtheilten.

1) Unter den im zweiten Absatz genannten Mitgliedern des Ge-
richts erster Instanz sind nicht die richterlichen Mitglieder des Schwur-
gerichtshofs verstanden, sondern die des betreffenden Kreis- oder bezie-
hungsweise Stadt- oder Landgerichts, weil diese Gerichte die Geschäfte
zu besorgen haben, welche die Verhandlungen vor dem Schwurgericht
vorbereiten und dem Erkenntnisse nachfolgen.

2) Im zweiten Absatz des §. 8. hatte die Regierungsvorlage we-
gen Zuziehung der zwölf Gemeindeglieder den Ausdruck gewählt: "welche
der Hinrichtung beiwohnen können." Diese Einräumung der Befugniß
hielt man für den Zweck der Anordnung nicht für genügend, und setzte
dafür die Worte: "welche der Hinrichtung beizuwohnen haben." Um
aber nicht die Ansicht aufkommen zu lassen, daß die Abwesenheit der
einen oder der andern dieser Personen die Aufschiebung der Vollstreckung

c) Motive zum Entwurf von 1850., §. 8. Vergl. Mittermaier und
v. Mohl, kritische Zeitschrift für Rechtswissenschaft und Gesetzgebung des Auslandes.
Band 17. S. 1-30. Revised Statuty of the State of New-York. Band 2.
S. 458. §. 25-38. Bd. 3. S. 810.
d) In Belgien wird eine Reform des Strafgesetzbuchs vorbereitet; die Vor-
schläge der dazu niedergesetzten Kommission, welche die einleitenden Bestimmungen und
das erste Buch umfassen, sind von der Regierung, mit Ausnahme der Aufhebung der
lebenslänglichen Reklusion, adoptirt und unter dem 12. Dez. 1849. als Gesetzesvor-
schlag an die Kammern gebracht worden. S. Code penal. Revision du titre
preliminaire et du livre premier. Extrait des annales de la Chambre des
Representants. Bruxelles, Imprimerie de Deltombe,
1850. 3 Hefte in Fol.
Hier heißt es: Art. 13. Tout condamne a mort aura la tete tranchee. Art. 14.
L'execution se fera dans l'enceinte de la prison qui sera indiquee par l'ar-
ret de condemnation. Art.
15. La condemnation sera executee en pre-
sence de deux membres de la cour d'appel ou du tribunal de premiere in-
stance, d'un officier du ministere public, du greffier de la cour d'assisses,
du directeur et du medicin de la prison, d'un on de plusieurs ministres
du culte et de douze temoins au moins. A l'heure indiquee pour l'execu-
tion, les cloches sonneront le glas. Le proces-verbal d'execution,
dresse par le greftier, sera signe par lui et par les autres fonctionnaires ci
dessus indiques.

Th. I. Beſtrafung d. Verbr. u.:Vergehen im Allg. Tit. I. Von d. Strafen.
deren Stelle die Hinrichtung innerhalb der Gefängnißmauern unter Zu-
ziehung einer Anzahl von Perſonen, die theils durch ihren Beruf dazu
beſtimmt ſind, theils aus den Bürgern des Orts beſonders dazu ge-
wählt und berufen werden, treten laſſen. c) Dieſe Abänderung hat ſich
in Nordamerika bewährt; auch in Belgien iſt ihre Einführung vorge-
ſchlagen worden. d) In der Kommiſſion der zweiten Kammer entſchied
man ſich einſtimmig für dieſe Art der Vollſtreckung, und ſuchte nur da-
für vollſtändige Garantie, daß auch jeder Schein der heimlichen Hin-
richtung vermieden, und die Möglichkeit gegeben werde, anderen Perſo-
nen, die nicht im Geſetz ausdrücklich genannt ſind, aus beſonderen
Gründen die Anweſenheit zu geſtatten. Man dachte dabei namentlich
an die Angehörigen des Verurtheilten.

1) Unter den im zweiten Abſatz genannten Mitgliedern des Ge-
richts erſter Inſtanz ſind nicht die richterlichen Mitglieder des Schwur-
gerichtshofs verſtanden, ſondern die des betreffenden Kreis- oder bezie-
hungsweiſe Stadt- oder Landgerichts, weil dieſe Gerichte die Geſchäfte
zu beſorgen haben, welche die Verhandlungen vor dem Schwurgericht
vorbereiten und dem Erkenntniſſe nachfolgen.

2) Im zweiten Abſatz des §. 8. hatte die Regierungsvorlage we-
gen Zuziehung der zwölf Gemeindeglieder den Ausdruck gewählt: „welche
der Hinrichtung beiwohnen können.“ Dieſe Einräumung der Befugniß
hielt man für den Zweck der Anordnung nicht für genügend, und ſetzte
dafür die Worte: „welche der Hinrichtung beizuwohnen haben.“ Um
aber nicht die Anſicht aufkommen zu laſſen, daß die Abweſenheit der
einen oder der andern dieſer Perſonen die Aufſchiebung der Vollſtreckung

c) Motive zum Entwurf von 1850., §. 8. Vergl. Mittermaier und
v. Mohl, kritiſche Zeitſchrift für Rechtswiſſenſchaft und Geſetzgebung des Auslandes.
Band 17. S. 1-30. Revised Statuty of the State of New-York. Band 2.
S. 458. §. 25-38. Bd. 3. S. 810.
d) In Belgien wird eine Reform des Strafgeſetzbuchs vorbereitet; die Vor-
ſchläge der dazu niedergeſetzten Kommiſſion, welche die einleitenden Beſtimmungen und
das erſte Buch umfaſſen, ſind von der Regierung, mit Ausnahme der Aufhebung der
lebenslänglichen Rekluſion, adoptirt und unter dem 12. Dez. 1849. als Geſetzesvor-
ſchlag an die Kammern gebracht worden. S. Code pénal. Revision du titre
préliminaire et du livre premier. Extrait des annales de la Chambre des
Représentants. Bruxelles, Imprimerie de Deltombe,
1850. 3 Hefte in Fol.
Hier heißt es: Art. 13. Tout condamné à mort aura la tête tranchée. Art. 14.
L'exécution se fera dans l'enceinte de la prison qui sera indiquée par l'ar-
rêt de condemnation. Art.
15. La condemnation sera exécutée en pré-
sence de deux membres de la cour d'appel ou du tribunal de première in-
stance, d'un officier du ministère public, du greffier de la cour d'assisses,
du directeur et du médicin de la prison, d'un on de plusieurs ministres
du culte et de douze témoins au moins. A l'heure indiquée pour l'exécu-
tion, les cloches sonneront le glas. Le procès-verbal d'exécution,
dressé par le greftier, sera signé par lui et par les autres fonctionnaires ci
dessus indiqués.
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[96/0106] Th. I. Beſtrafung d. Verbr. u.:Vergehen im Allg. Tit. I. Von d. Strafen. deren Stelle die Hinrichtung innerhalb der Gefängnißmauern unter Zu- ziehung einer Anzahl von Perſonen, die theils durch ihren Beruf dazu beſtimmt ſind, theils aus den Bürgern des Orts beſonders dazu ge- wählt und berufen werden, treten laſſen. c) Dieſe Abänderung hat ſich in Nordamerika bewährt; auch in Belgien iſt ihre Einführung vorge- ſchlagen worden. d) In der Kommiſſion der zweiten Kammer entſchied man ſich einſtimmig für dieſe Art der Vollſtreckung, und ſuchte nur da- für vollſtändige Garantie, daß auch jeder Schein der heimlichen Hin- richtung vermieden, und die Möglichkeit gegeben werde, anderen Perſo- nen, die nicht im Geſetz ausdrücklich genannt ſind, aus beſonderen Gründen die Anweſenheit zu geſtatten. Man dachte dabei namentlich an die Angehörigen des Verurtheilten. 1) Unter den im zweiten Abſatz genannten Mitgliedern des Ge- richts erſter Inſtanz ſind nicht die richterlichen Mitglieder des Schwur- gerichtshofs verſtanden, ſondern die des betreffenden Kreis- oder bezie- hungsweiſe Stadt- oder Landgerichts, weil dieſe Gerichte die Geſchäfte zu beſorgen haben, welche die Verhandlungen vor dem Schwurgericht vorbereiten und dem Erkenntniſſe nachfolgen. 2) Im zweiten Abſatz des §. 8. hatte die Regierungsvorlage we- gen Zuziehung der zwölf Gemeindeglieder den Ausdruck gewählt: „welche der Hinrichtung beiwohnen können.“ Dieſe Einräumung der Befugniß hielt man für den Zweck der Anordnung nicht für genügend, und ſetzte dafür die Worte: „welche der Hinrichtung beizuwohnen haben.“ Um aber nicht die Anſicht aufkommen zu laſſen, daß die Abweſenheit der einen oder der andern dieſer Perſonen die Aufſchiebung der Vollſtreckung c) Motive zum Entwurf von 1850., §. 8. Vergl. Mittermaier und v. Mohl, kritiſche Zeitſchrift für Rechtswiſſenſchaft und Geſetzgebung des Auslandes. Band 17. S. 1-30. Revised Statuty of the State of New-York. Band 2. S. 458. §. 25-38. Bd. 3. S. 810. d) In Belgien wird eine Reform des Strafgeſetzbuchs vorbereitet; die Vor- ſchläge der dazu niedergeſetzten Kommiſſion, welche die einleitenden Beſtimmungen und das erſte Buch umfaſſen, ſind von der Regierung, mit Ausnahme der Aufhebung der lebenslänglichen Rekluſion, adoptirt und unter dem 12. Dez. 1849. als Geſetzesvor- ſchlag an die Kammern gebracht worden. S. Code pénal. Revision du titre préliminaire et du livre premier. Extrait des annales de la Chambre des Représentants. Bruxelles, Imprimerie de Deltombe, 1850. 3 Hefte in Fol. Hier heißt es: Art. 13. Tout condamné à mort aura la tête tranchée. Art. 14. L'exécution se fera dans l'enceinte de la prison qui sera indiquée par l'ar- rêt de condemnation. Art. 15. La condemnation sera exécutée en pré- sence de deux membres de la cour d'appel ou du tribunal de première in- stance, d'un officier du ministère public, du greffier de la cour d'assisses, du directeur et du médicin de la prison, d'un on de plusieurs ministres du culte et de douze témoins au moins. A l'heure indiquée pour l'exécu- tion, les cloches sonneront le glas. Le procès-verbal d'exécution, dressé par le greftier, sera signé par lui et par les autres fonctionnaires ci dessus indiqués.

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Zitationshilfe: Beseler, Georg: Kommentar über das Strafgesetzbuch für die Preußischen Staaten. Leipzig, 1851, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beseler_kommentar_1851/106>, abgerufen am 27.11.2024.