p1b_117.001 der unserem Schiller im Roman "Judas der Erzschelm" die Kraftausdrücke zur p1b_117.002 Kapuzinerpredigt in Wallensteins Lager lieferte, hat weit mehr neue Worte gebildet, p1b_117.003 als Goethe. Jndes sind Goethes Bildungen z. B. im 1. Teil des p1b_117.004 Faust voll Kraft und Schönheit (ich nenne Ausdrücke wie "Wonnegraus", p1b_117.005 "Gedankenbahn", "irrlichtelieren", "der Menschheit Schnitzel kräuseln" &c.). Die p1b_117.006 Bildungen im 2. Teil lassen zuweilen die Gestaltungskraft vermissen (z. B. p1b_117.007 Krächzegruß, Flügelflatterschlagen, Liebeschätzchen, Wölbedach). Andere seiner p1b_117.008 Bildungen (z. B. Mitgeborene in Jphigenia) sind wenig oder kaum anders p1b_117.009 denn als Citate in den Sprachgebrauch übergegangen. (Sein "langen und p1b_117.010 bangen" wird verständlich durch den Schluß eines Wächterlieds in Boehmes p1b_117.011 Altdeutschem Liederbuch S. 196, wo es heißt: Reitstu hinweg, spar Gott Dich p1b_117.012 g'sund! Mein Herz tut nach Dir langen == verlangen. [Vgl. hiezu die klanglich p1b_117.013 ähnliche Bildung in Lessings Nathan "Geld einem Juden abbangen".] Es p1b_117.014 ist verb. simplex zu verlangen; vgl. walten, gehren, wovon gern.)
p1b_117.015 Heine. Heines Neubildungen (z. B. heiligrot, leichenwitternd, stillverderblich, p1b_117.016 seidenrauschend, prophetengefeiert, seelenschmelzend &c.) sind Nachahmungen p1b_117.017 der Voßschen Wendungen (vgl. Übersetzung des Aristophanes und des Äschylus, p1b_117.018 sowie Rückerts Ges. Ausg. VII. 60).
p1b_117.019 Volkstümlich klingen die Neubildungen Bürgers, mittelalterlich die von p1b_117.020 Uhland.
p1b_117.021 Die Platenschen Neubildungen (z. B. löwenbeherzt, weinstocknährend &c.) p1b_117.022 erinnern an Goethe in Formen wie heimlichkätzchenhaft, begierlich, schluchtwärts p1b_117.023 lockend, weitgähnend, während Goethe seinerseits in Bildungen wie p1b_117.024 flügeloffen &c. an Fischart (z. B. offenmaulvergessen, rundverbondet) anklingt. p1b_117.025 Platens Wortkolosse, z. B. Freischützkaskadenfeuerwerksmaschinerie, Vorzeitsfamilienmordgemälde, p1b_117.026 Demagogenriechernashornsangesicht, Obertollhausüberschnappungsnarrenschiff p1b_117.027 &c. klingen wie Vossens Graungefängnisse und Graunjammerüberwältigung. p1b_117.028 Sie sind am Orte, wo es sich - wie in Schlegels Epigramm p1b_117.029 über die "Himavatgangesphilologiedornpfade" - um Erreichung eines komischen p1b_117.030 Effekts, einer gesteigerten Wirkung &c. handelt, besonders also in der Komödie p1b_117.031 (vgl. Aristophanes). Jn einem lyrischen Liede würden sie sich ausnehmen wie p1b_117.032 Felsblöcke in einem Blumenbeete; sie würden den leichten, flüssigen Rhythmus p1b_117.033 unserer Sprache trüben und als geschmacklose Sprachungeheuer abschreckend wirken.
p1b_117.034 2) Unter den sämmtlichen neueren Dichtern war es besonders Fr. Rückert,p1b_117.035 welcher die Grenzlinien des Schönheitsgefühls wohl an den meisten Punkten p1b_117.036 berührte, welcher der Neuschöpfer der pathetischen Sprache wurde, so daß es p1b_117.037 wohl lohnend sein dürfte, einen spezielleren Einblick in seine bezügliche schöpferische p1b_117.038 Thätigkeit zu gewinnen. Durch diesen Nachweis an einem Dichter soll zugleich p1b_117.039 der Lernende befähigt und gewöhnt werden, Neubildungen in dichterischen Produktionen p1b_117.040 zu erkennen und ihrem Werte nach zu würdigen.
p1b_117.041 Zunächst sind Rückerts Komposita erwähnenswert (z. B. abendglutumrötet, p1b_117.042 empfindungsblütenreich, kußlichgemundet, löwenschwungkühn, Lippenmosteskelterfest p1b_117.043 &c.). Besondere Vorliebe hatte er für Substantiva, die er aus Zeitwörtern p1b_117.044 bildete (z. B. Zeitungbringerin, Fliegenwedelschwingerin, Wohnerin, Spenderin,
p1b_117.001 der unserem Schiller im Roman „Judas der Erzschelm“ die Kraftausdrücke zur p1b_117.002 Kapuzinerpredigt in Wallensteins Lager lieferte, hat weit mehr neue Worte gebildet, p1b_117.003 als Goethe. Jndes sind Goethes Bildungen z. B. im 1. Teil des p1b_117.004 Faust voll Kraft und Schönheit (ich nenne Ausdrücke wie „Wonnegraus“, p1b_117.005 „Gedankenbahn“, „irrlichtelieren“, „der Menschheit Schnitzel kräuseln“ &c.). Die p1b_117.006 Bildungen im 2. Teil lassen zuweilen die Gestaltungskraft vermissen (z. B. p1b_117.007 Krächzegruß, Flügelflatterschlagen, Liebeschätzchen, Wölbedach). Andere seiner p1b_117.008 Bildungen (z. B. Mitgeborene in Jphigenia) sind wenig oder kaum anders p1b_117.009 denn als Citate in den Sprachgebrauch übergegangen. (Sein „langen und p1b_117.010 bangen“ wird verständlich durch den Schluß eines Wächterlieds in Boehmes p1b_117.011 Altdeutschem Liederbuch S. 196, wo es heißt: Reitstu hinweg, spar Gott Dich p1b_117.012 g'sund! Mein Herz tut nach Dir langen == verlangen. [Vgl. hiezu die klanglich p1b_117.013 ähnliche Bildung in Lessings Nathan „Geld einem Juden abbangen“.] Es p1b_117.014 ist verb. simplex zu verlangen; vgl. walten, gehren, wovon gern.)
p1b_117.015 Heine. Heines Neubildungen (z. B. heiligrot, leichenwitternd, stillverderblich, p1b_117.016 seidenrauschend, prophetengefeiert, seelenschmelzend &c.) sind Nachahmungen p1b_117.017 der Voßschen Wendungen (vgl. Übersetzung des Aristophanes und des Äschylus, p1b_117.018 sowie Rückerts Ges. Ausg. VII. 60).
p1b_117.019 Volkstümlich klingen die Neubildungen Bürgers, mittelalterlich die von p1b_117.020 Uhland.
p1b_117.021 Die Platenschen Neubildungen (z. B. löwenbeherzt, weinstocknährend &c.) p1b_117.022 erinnern an Goethe in Formen wie heimlichkätzchenhaft, begierlich, schluchtwärts p1b_117.023 lockend, weitgähnend, während Goethe seinerseits in Bildungen wie p1b_117.024 flügeloffen &c. an Fischart (z. B. offenmaulvergessen, rundverbondet) anklingt. p1b_117.025 Platens Wortkolosse, z. B. Freischützkaskadenfeuerwerksmaschinerie, Vorzeitsfamilienmordgemälde, p1b_117.026 Demagogenriechernashornsangesicht, Obertollhausüberschnappungsnarrenschiff p1b_117.027 &c. klingen wie Vossens Graungefängnisse und Graunjammerüberwältigung. p1b_117.028 Sie sind am Orte, wo es sich ─ wie in Schlegels Epigramm p1b_117.029 über die „Himavatgangesphilologiedornpfade“ ─ um Erreichung eines komischen p1b_117.030 Effekts, einer gesteigerten Wirkung &c. handelt, besonders also in der Komödie p1b_117.031 (vgl. Aristophanes). Jn einem lyrischen Liede würden sie sich ausnehmen wie p1b_117.032 Felsblöcke in einem Blumenbeete; sie würden den leichten, flüssigen Rhythmus p1b_117.033 unserer Sprache trüben und als geschmacklose Sprachungeheuer abschreckend wirken.
p1b_117.034 2) Unter den sämmtlichen neueren Dichtern war es besonders Fr. Rückert,p1b_117.035 welcher die Grenzlinien des Schönheitsgefühls wohl an den meisten Punkten p1b_117.036 berührte, welcher der Neuschöpfer der pathetischen Sprache wurde, so daß es p1b_117.037 wohl lohnend sein dürfte, einen spezielleren Einblick in seine bezügliche schöpferische p1b_117.038 Thätigkeit zu gewinnen. Durch diesen Nachweis an einem Dichter soll zugleich p1b_117.039 der Lernende befähigt und gewöhnt werden, Neubildungen in dichterischen Produktionen p1b_117.040 zu erkennen und ihrem Werte nach zu würdigen.
p1b_117.041 Zunächst sind Rückerts Komposita erwähnenswert (z. B. abendglutumrötet, p1b_117.042 empfindungsblütenreich, kußlichgemundet, löwenschwungkühn, Lippenmosteskelterfest p1b_117.043 &c.). Besondere Vorliebe hatte er für Substantiva, die er aus Zeitwörtern p1b_117.044 bildete (z. B. Zeitungbringerin, Fliegenwedelschwingerin, Wohnerin, Spenderin,
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ähnliche Bildung in Lessings Nathan „Geld einem Juden abbangen“.] Es p1b_117.014
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sowie Rückerts Ges. Ausg. VII. 60).
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Volkstümlich klingen die Neubildungen Bürgers, mittelalterlich die von p1b_117.020
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Die Platenschen Neubildungen (z. B. löwenbeherzt, weinstocknährend &c.) p1b_117.022
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&c. klingen wie Vossens Graungefängnisse und Graunjammerüberwältigung. p1b_117.028
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über die „Himavatgangesphilologiedornpfade“ ─ um Erreichung eines komischen p1b_117.030
Effekts, einer gesteigerten Wirkung &c. handelt, besonders also in der Komödie p1b_117.031
(vgl. Aristophanes). Jn einem lyrischen Liede würden sie sich ausnehmen wie p1b_117.032
Felsblöcke in einem Blumenbeete; sie würden den leichten, flüssigen Rhythmus p1b_117.033
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2) Unter den sämmtlichen neueren Dichtern war es besonders Fr. Rückert, p1b_117.035
welcher die Grenzlinien des Schönheitsgefühls wohl an den meisten Punkten p1b_117.036
berührte, welcher der Neuschöpfer der pathetischen Sprache wurde, so daß es p1b_117.037
wohl lohnend sein dürfte, einen spezielleren Einblick in seine bezügliche schöpferische p1b_117.038
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Zunächst sind Rückerts Komposita erwähnenswert (z. B. abendglutumrötet, p1b_117.042
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/151>, abgerufen am 22.11.2024.
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