Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll,p1b_270.002 Ein Fischer saß daran,p1b_270.003 Sah nach der Angel ruhevoll,p1b_270.004 Kühl bis an's Herz hinan.p1b_270.005 Und wie er sitzt, und wie er lauscht,p1b_270.006 Teilt sich die Flut empor;p1b_270.007 Aus dem bewegten Wasser rauschtp1b_270.008 Ein feuchtes Weib hervor.
p1b_270.009 Die Verbindung dieser rhythmischen Reihen zum großen Rhythmus läßt p1b_270.010 ersehen, daß die Reihen im Verhältnis vollständiger Gleichbedeutung zu einander p1b_270.011 stehen, also einander coordiniert sind. Während in der rhythmischen Reihe p1b_270.012 ein bestimmter Takt einen hervorstechenden Accent enthält, welcher mehrere Takte p1b_270.013 zur rhythmischen Reihe verkettet, hat der große Rhythmus keinen besondern p1b_270.014 Hauptiktus, sondern es hat der Jktus irgend eines Vordersatzes ganz die gleiche p1b_270.015 Bedeutung mit dem Jktus irgend eines Nachsatzes.
p1b_270.016 Jndem sich der große Rhythmus wie eine von der gleichen Stimmung p1b_270.017 erzeugte ebenmäßige Melodie über ganze Gefüge und Satzperioden ausdehnt, p1b_270.018 wird er zum "Hin- und Herschwunge", welcher nach Aristides Quintilianus p1b_270.019 den Auf- und Abschwung auseinander rückt und so die Kraft und Eigentümlichkeit p1b_270.020 des Seelendranges und der Gemütsäußerung verklärend verschönt zur p1b_270.021 Gestaltung und Entfaltung bringt.
p1b_270.022 2. Es ist begreiflich, daß die Wirkung eines ganzen Gedichts von seinem p1b_270.023 eigenartigen großen Rhythmus abhängt. Die Wirkung des großen Rhythmus ist p1b_270.024 aber in der Natur des Menschen begründet, wenn sich dieser auch nicht erklären p1b_270.025 kann, warum z. B. das erste schwere Taktteil in allen rhythmischen Reihen p1b_270.026 der Musik (z. B. in der Mazurka oder im Marsche) so außerordentlich anfeuernd p1b_270.027 wirkt
[Musik]
und warum durch den p1b_270.028 Wechsel ähnlich betonter Silben mit weniger betonten jene anmutende, angenehme p1b_270.029 Abwechslung der Töne erfolgt, die wir in Musik und Poesie &c. eben p1b_270.030 Rhythmus nennen.
p1b_270.031 § 91. Rhythmische Pausen.
p1b_270.032 Nicht selten treten am Ende rhythmischer Reihen Pausen ein. p1b_270.033 Dieselben müssen als vollgültige Zeitteile der rhythmischen Reihe p1b_270.034 besonders bei der Deklamation wie auch bei der wissenschaftlichen Auffassung p1b_270.035 hinzugerechnet werden.
p1b_270.036 Es umfassen diese Pausen in der Regel nur kleinste Zeitteile, also nur p1b_270.037 Teile des Taktes. Sie können aber auch einen ganzen Takt und mehr umschließen. p1b_270.038 Die 1/2taktige Pause verleiht der rhythmischen Reihe die Bezeichnung
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Das Wasser rā́uscht', das Wasser schwṓll,p1b_270.002 Ein Fī́scher saß daran,p1b_270.003 Sah nach der Ā́ngel ruhevoll,p1b_270.004 Kühl bis an's Hḗrz hinan.p1b_270.005 Und wie er sī́tzt, und wie er lā́uscht,p1b_270.006 Teilt sich die Flū́t empor;p1b_270.007 Aus dem bewegten Wā́sser rauschtp1b_270.008 Ein feuchtes Wḗib hervor.
p1b_270.009 Die Verbindung dieser rhythmischen Reihen zum großen Rhythmus läßt p1b_270.010 ersehen, daß die Reihen im Verhältnis vollständiger Gleichbedeutung zu einander p1b_270.011 stehen, also einander coordiniert sind. Während in der rhythmischen Reihe p1b_270.012 ein bestimmter Takt einen hervorstechenden Accent enthält, welcher mehrere Takte p1b_270.013 zur rhythmischen Reihe verkettet, hat der große Rhythmus keinen besondern p1b_270.014 Hauptiktus, sondern es hat der Jktus irgend eines Vordersatzes ganz die gleiche p1b_270.015 Bedeutung mit dem Jktus irgend eines Nachsatzes.
p1b_270.016 Jndem sich der große Rhythmus wie eine von der gleichen Stimmung p1b_270.017 erzeugte ebenmäßige Melodie über ganze Gefüge und Satzperioden ausdehnt, p1b_270.018 wird er zum „Hin- und Herschwunge“, welcher nach Aristides Quintilianus p1b_270.019 den Auf- und Abschwung auseinander rückt und so die Kraft und Eigentümlichkeit p1b_270.020 des Seelendranges und der Gemütsäußerung verklärend verschönt zur p1b_270.021 Gestaltung und Entfaltung bringt.
p1b_270.022 2. Es ist begreiflich, daß die Wirkung eines ganzen Gedichts von seinem p1b_270.023 eigenartigen großen Rhythmus abhängt. Die Wirkung des großen Rhythmus ist p1b_270.024 aber in der Natur des Menschen begründet, wenn sich dieser auch nicht erklären p1b_270.025 kann, warum z. B. das erste schwere Taktteil in allen rhythmischen Reihen p1b_270.026 der Musik (z. B. in der Mazurka oder im Marsche) so außerordentlich anfeuernd p1b_270.027 wirkt
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und warum durch den p1b_270.028 Wechsel ähnlich betonter Silben mit weniger betonten jene anmutende, angenehme p1b_270.029 Abwechslung der Töne erfolgt, die wir in Musik und Poesie &c. eben p1b_270.030 Rhythmus nennen.
p1b_270.031 § 91. Rhythmische Pausen.
p1b_270.032 Nicht selten treten am Ende rhythmischer Reihen Pausen ein. p1b_270.033 Dieselben müssen als vollgültige Zeitteile der rhythmischen Reihe p1b_270.034 besonders bei der Deklamation wie auch bei der wissenschaftlichen Auffassung p1b_270.035 hinzugerechnet werden.
p1b_270.036 Es umfassen diese Pausen in der Regel nur kleinste Zeitteile, also nur p1b_270.037 Teile des Taktes. Sie können aber auch einen ganzen Takt und mehr umschließen. p1b_270.038 Die ½taktige Pause verleiht der rhythmischen Reihe die Bezeichnung
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Ein Fī́scher saß daran, p1b_270.003
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Die Verbindung dieser rhythmischen Reihen zum großen Rhythmus läßt p1b_270.010
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des Seelendranges und der Gemütsäußerung verklärend verschönt zur p1b_270.021
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§ 91. Rhythmische Pausen. p1b_270.032
Nicht selten treten am Ende rhythmischer Reihen Pausen ein. p1b_270.033
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Die ½taktige Pause verleiht der rhythmischen Reihe die Bezeichnung
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/304>, abgerufen am 22.11.2024.
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