Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_406.001 "Hochherziger Jüngling, fahre wohl!" p1b_406.003 Und hohler und hohler hört man's heulen (s. S. 129 d. B.) p1b_406.004 Und es harrt noch mit bangem, mit schrecklichem Weilen &c. p1b_406.005 Und heller und heller, wie Sturmes Sausen p1b_406.006 Hört man's näher und immer näher brausen &c. p1b_406.007 Denn uns frißt in öder Wüste p1b_406.011 Gier'ger Sand; die Sonne droben p1b_406.012 Saugt an unserm Blut; ein Hügel p1b_406.013 Hemmet uns zum Teiche! Bruder, p1b_406.014 Nimm die Brüder von der Ebne, p1b_406.015 Nimm die Brüder von den Bergen p1b_406.016 Mit zu deinem Vater mit. p1b_406.017 Kennst du das Land, wo die Citronen blühn, p1b_406.021 p1b_406.024Jm dunkeln Laub die Goldorangen glühn, p1b_406.022 Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, p1b_406.023 Die Myrte still und hoch der Lorber steht &c. (s. S. 124 d. B.) (Goethes Mignon.) p1b_406.025Es war ein König in Thule p1b_406.026 Gar treu bis an das Grab, p1b_406.027 Dem sterbend seine Buhle p1b_406.028 Einen goldnen Becher gab.(Goethe.) p1b_406.029 Rosenmädchen, rosenwangig, p1b_406.030 Rosenlipp- und fingrig auch, p1b_406.031 Heut zum Rosenfest verlang' ich, p1b_406.032 Daß sie ziehn zum Rosenstrauch, p1b_406.033 Rosen bringen ihm mit Grüßen, p1b_406.034 Und nach süßem Rosenbrauch p1b_406.035 Unterm Rosenkranz ihn küssen p1b_406.036 Mit des Mundes Rosenhauch .... p1b_406.037 Daß er, wie den Blick er drehe p1b_406.038 Rosen sehe, Rosensaat, p1b_406.039 Ganz umros't von Rosen stehe, p1b_406.040 Rosenherr im Rosenstaat.(Rückert, Rosenlied.) p1b_406.041 Lisple Laute, lisple linde, p1b_406.042 Wie durch Laub die Abendwinde; p1b_406.043 Wecke mit dem Spiel die Töne p1b_406.044 Meine Süße, meine Schöne p1b_406.045 Von dem leisen Schlummer wach. p1b_406.046 Wer scharfe Schwerter p1b_406.047 Schmieden und schleifen will, p1b_406.048 Scheue das Zischen der Flamme nicht. p1b_406.049 Wer scharfe Schwerter p1b_406.050 Schwingen in Schlachten will, p1b_406.051 Scheue das Rauschen der Speere nicht. (Fouque.) p1b_406.001 „Hochherziger Jüngling, fahre wohl!“ p1b_406.003 Und hohler und hohler hört man's heulen (s. S. 129 d. B.) p1b_406.004 Und es harrt noch mit bangem, mit schrecklichem Weilen &c. p1b_406.005 Und heller und heller, wie Sturmes Sausen p1b_406.006 Hört man's näher und immer näher brausen &c. p1b_406.007 Denn uns frißt in öder Wüste p1b_406.011 Gier'ger Sand; die Sonne droben p1b_406.012 Saugt an unserm Blut; ein Hügel p1b_406.013 Hemmet uns zum Teiche! Bruder, p1b_406.014 Nimm die Brüder von der Ebne, p1b_406.015 Nimm die Brüder von den Bergen p1b_406.016 Mit zu deinem Vater mit. p1b_406.017 Kennst du das Land, wo die Citronen blühn, p1b_406.021 p1b_406.024Jm dunkeln Laub die Goldorangen glühn, p1b_406.022 Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, p1b_406.023 Die Myrte still und hoch der Lorber steht &c. (s. S. 124 d. B.) 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Prächtig malend ist das h in Schillers Taucher:
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Hört man's näher und immer näher brausen &c.
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Goethe läßt in Mahomets Gesang die Bäche klagen und beginnt abwechselnd p1b_406.008
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zu lassen, z. B.
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Noch wirkungsvoller erweist sich diese Allitteration, wenn sich der Silbenreim p1b_406.018
zu ihr gesellt. Vgl. Goethes Erlkönig mit der inkorrekten, aber wenig p1b_406.019
störenden Allitteration Gewand. Ferner:
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Kennst du das Land, wo die Citronen blühn, p1b_406.021
Jm dunkeln Laub die Goldorangen glühn, p1b_406.022
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, p1b_406.023
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(Goethes Mignon.)
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Rosenmädchen, rosenwangig, p1b_406.030
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Rosenherr im Rosenstaat.(Rückert, Rosenlied.)
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Lisple Laute, lisple linde, p1b_406.042
Wie durch Laub die Abendwinde; p1b_406.043
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Scheue das Rauschen der Speere nicht.
(Fouqué.)
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