Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_589.001 Doch braucht der Moschus nicht des Krämers Lob; der Käufer p1b_589.002 p1b_589.003Riecht seinen Duft, bedarf, was ihn belehret, nicht. (K. Heinr. Graf in Jolowiczs Polyglotte 1856. S. 532.) p1b_589.004 § 185. Malaisches Kettengedicht. p1b_589.005 p1b_589.009 a b a b, b c b c, c d c d, d e d e, e f e f u. s. w. p1b_589.011 p1b_589.012 a a b b c c d d e e p1b_589.014 p1b_589.015 Korbflechterin. p1b_589.017Der Regen fällt, die Sonne scheint, p1b_589.018 Die Windfahn' dreht sich nach dem Wind, - p1b_589.019 Du findst uns Mädchen hier vereint, p1b_589.020 Und singest uns ein Lied geschwind. p1b_589.021 Die Windfahn' dreht sich nach dem Wind p1b_589.022 Die Sonne färbt die Wolken rot, - p1b_589.023 Jch sing' euch wohl ein Lied geschwind, p1b_589.024 Ein Lied von übergroßer Not. p1b_589.025 Die Sonne färbt die Wolken rot, p1b_589.026 Ein Vogel singt und lockt die Braut - p1b_589.027 Was hat's für übergroße Not p1b_589.028 Bei Mädchen fein, bei Mädchen traut? p1b_589.029 Ein Vogel singt und lockt die Braut, p1b_589.030 Dem Fische wird das Netz gestellt, - p1b_589.031 Ein Mädchen fein, ein Mädchen traut, p1b_589.032 Ein rasches Mädchen mir gefällt. p1b_589.033 Dem Fische wird das Netz gestellt, p1b_589.034 Es sengt die Fliege sich am Licht, p1b_589.035 Ein rasches Mädchen dir gefällt, p1b_589.036 Und du gefällst dem Mädchen nicht. (Chamisso.) p1b_589.037 § 186. Die Makame. p1b_589.038 p1b_589.001 Doch braucht der Moschus nicht des Krämers Lob; der Käufer p1b_589.002 p1b_589.003Riecht seinen Duft, bedarf, was ihn belehret, nicht. (K. Heinr. Graf in Jolowiczs Polyglotte 1856. S. 532.) p1b_589.004 § 185. Malaisches Kettengedicht. p1b_589.005 p1b_589.009 a b a b, b c b c, c d c d, d e d e, e f e f u. s. w. p1b_589.011 p1b_589.012 a a b b c c d d e e p1b_589.014 p1b_589.015 Korbflechterin. p1b_589.017Der Regen fällt, die Sonne scheint, p1b_589.018 Die Windfahn' dreht sich nach dem Wind, ─ p1b_589.019 Du findst uns Mädchen hier vereint, p1b_589.020 Und singest uns ein Lied geschwind. p1b_589.021 Die Windfahn' dreht sich nach dem Wind p1b_589.022 Die Sonne färbt die Wolken rot, ─ p1b_589.023 Jch sing' euch wohl ein Lied geschwind, p1b_589.024 Ein Lied von übergroßer Not. p1b_589.025 Die Sonne färbt die Wolken rot, p1b_589.026 Ein Vogel singt und lockt die Braut ─ p1b_589.027 Was hat's für übergroße Not p1b_589.028 Bei Mädchen fein, bei Mädchen traut? p1b_589.029 Ein Vogel singt und lockt die Braut, p1b_589.030 Dem Fische wird das Netz gestellt, ─ p1b_589.031 Ein Mädchen fein, ein Mädchen traut, p1b_589.032 Ein rasches Mädchen mir gefällt. p1b_589.033 Dem Fische wird das Netz gestellt, p1b_589.034 Es sengt die Fliege sich am Licht, p1b_589.035 Ein rasches Mädchen dir gefällt, p1b_589.036 Und du gefällst dem Mädchen nicht. 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Verszeile der folgenden Strophe wieder erscheinen, <lb n="p1b_589.008"/> sich also ganz wiederholen.</p> <p><lb n="p1b_589.009"/> Das Versschema ist in Buchstaben:</p> <lb n="p1b_589.010"/> <p> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">a b a b, b c b c, c d c d, d e d e, e f e f</hi> u. s. w.</hi> </p> <p><lb n="p1b_589.011"/> oder in Zahlen: 1 2 1 2, 2 3 2 3, 3 4 3 4, 4 5 4 5, 5 6 5 6 u. s. w.</p> <p><lb n="p1b_589.012"/> Noch anschaulicher wird das Schema durch diesen Zweizeilendruck:</p> <lb n="p1b_589.013"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">a a b b c c d d e e <lb n="p1b_589.014"/> b b c c d d e e f f</hi>.</hi> </p> <p> <lb n="p1b_589.015"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_589.016"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Korbflechterin.</hi> </hi> </p> <lb n="p1b_589.017"/> <lg> <l>Der Regen fällt, die Sonne scheint,</l> <lb n="p1b_589.018"/> <l><hi rendition="#g">Die Windfahn' dreht sich nach dem Wind,</hi> ─</l> <lb n="p1b_589.019"/> <l>Du findst uns Mädchen hier vereint,</l> <lb n="p1b_589.020"/> <l> <hi rendition="#g">Und singest uns ein Lied geschwind.</hi> </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_589.021"/> <l> <hi rendition="#g">Die Windfahn' dreht sich nach dem Wind</hi> </l> <lb n="p1b_589.022"/> <l>Die Sonne färbt die Wolken rot, ─</l> <lb n="p1b_589.023"/> <l> <hi rendition="#g">Jch sing' euch wohl ein Lied geschwind,</hi> </l> <lb n="p1b_589.024"/> <l>Ein Lied von übergroßer Not. </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_589.025"/> <l>Die Sonne färbt die Wolken rot,</l> <lb n="p1b_589.026"/> <l>Ein Vogel singt und lockt die Braut ─</l> <lb n="p1b_589.027"/> <l>Was hat's für übergroße Not</l> <lb n="p1b_589.028"/> <l>Bei Mädchen fein, bei Mädchen traut? </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_589.029"/> <l>Ein Vogel singt und lockt die Braut,</l> <lb n="p1b_589.030"/> <l>Dem Fische wird das Netz gestellt, ─</l> <lb n="p1b_589.031"/> <l>Ein Mädchen fein, ein Mädchen traut,</l> <lb n="p1b_589.032"/> <l>Ein rasches Mädchen mir gefällt. </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_589.033"/> <l>Dem Fische wird das Netz gestellt,</l> <lb n="p1b_589.034"/> <l>Es sengt die Fliege sich am Licht,</l> <lb n="p1b_589.035"/> <l>Ein rasches Mädchen dir gefällt,</l> <lb n="p1b_589.036"/> <l>Und du gefällst dem Mädchen nicht.</l> </lg> <p> <hi rendition="#right">(Chamisso.)</hi> </p> </div> <div n="4"> <lb n="p1b_589.037"/> <head> <hi rendition="#c">§ 186. 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Doch braucht der Moschus nicht des Krämers Lob; der Käufer p1b_589.002
Riecht seinen Duft, bedarf, was ihn belehret, nicht.
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(K. Heinr. Graf in Jolowiczs Polyglotte 1856. S. 532.)
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§ 185. Malaisches Kettengedicht. p1b_589.005
Eine von Chamisso eingeführte malaische Form besteht aus beliebig p1b_589.006
vielen Vierzeilen, bei welchen immer die 2. und 4. Verszeile der einen p1b_589.007
Strophe als 1. und 3. Verszeile der folgenden Strophe wieder erscheinen, p1b_589.008
sich also ganz wiederholen.
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Das Versschema ist in Buchstaben:
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a b a b, b c b c, c d c d, d e d e, e f e f u. s. w.
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oder in Zahlen: 1 2 1 2, 2 3 2 3, 3 4 3 4, 4 5 4 5, 5 6 5 6 u. s. w.
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Noch anschaulicher wird das Schema durch diesen Zweizeilendruck:
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a a b b c c d d e e p1b_589.014
b b c c d d e e f f.
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Beispiel:
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Korbflechterin.
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Der Regen fällt, die Sonne scheint, p1b_589.018
Die Windfahn' dreht sich nach dem Wind, ─ p1b_589.019
Du findst uns Mädchen hier vereint, p1b_589.020
Und singest uns ein Lied geschwind.
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Die Windfahn' dreht sich nach dem Wind p1b_589.022
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Ein Lied von übergroßer Not.
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Die Sonne färbt die Wolken rot, p1b_589.026
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Bei Mädchen fein, bei Mädchen traut?
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Ein Vogel singt und lockt die Braut, p1b_589.030
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Ein rasches Mädchen mir gefällt.
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Dem Fische wird das Netz gestellt, p1b_589.034
Es sengt die Fliege sich am Licht, p1b_589.035
Ein rasches Mädchen dir gefällt, p1b_589.036
Und du gefällst dem Mädchen nicht.
(Chamisso.)
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§ 186. Die Makame. p1b_589.038
Das Wort Makame bedeutete bei den alten Arabern ursprünglich p1b_589.039
eine Art litterarischer Sitzung, in welcher improvisierte Erzählungen p1b_589.040
zum Vortrag gelangten. Es entspricht dem persischen Worte Divan, p1b_589.041
welches auch nur das zu litterarischen Darstellungen bestimmte Zimmer
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