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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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§ 199. Zweizeilige Strophen.

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1. Sie finden sich in allen Metren. Der Reim kann selbstredend p1b_634.003
nur gepaart sein, sofern nicht - bei Langzeilen - ein mit dem p1b_634.004
Schlusse korrespondierender Cäsurreim in der Mitte der Zeile sich p1b_634.005
befindet.

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2. Bei längeren, aus zweizeiligen Strophen gebildeten Gedichten p1b_634.007
schließt der Gedanke (oder Satz) immer mit der zweiten Zeile ab.

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1. Die meisten zweizeiligen Strophen hat Rückert geliefert. Er bediente p1b_634.009
sich hierzu des jambischen Sechstakters (Alexandriners). Vgl. sein Lehrgedicht p1b_634.010
Weisheit des Brahmanen.

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2. Rückerts vielzeilige Parabel Es ging ein Mann im Syrerland p1b_634.012
oder Ada Christens Christbaum oder Scherenbergs Der Feind &c. dürfen p1b_634.013
nicht - wie es geschah - in zweizeilige Strophen zerlegt werden, da der p1b_634.014
Gedanke nicht am Schluß jeder zweitfolgenden Verszeile abschließt. - Uhlands p1b_634.015
der Wirtin Töchterlein, Geibels Rheinsage, Schwabs Der Reiter und der p1b_634.016
Bodensee, Platens Das Grab im Busento, Kerners Das treue Roß, p1b_634.017
Simon Dachs Ännchen von Tharau, Robert Davidsohns Meereskönigin, p1b_634.018
Max Kalbecks Am Wege, Lenaus Die Drei, Littrows Christbaum, p1b_634.019
Fr. Marx Letztes Sakrament, Dingelstedts Jntermezzo: Ein p1b_634.020
Roman I., Alb. Mösers Die Tamariske, Jul. Sturms Verborgene Wege, p1b_634.021
Oskar Weltens Hagens Pürschgang, Ernst Ziels Am Abend u. s. w. p1b_634.022
haben sämtlich den Gedanken am Schluß der jeweilig folgenden zweiten Zeile p1b_634.023
abgeschlossen, weshalb sie von selbst in zweizeilige Strophen zerfallen.

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Wo die zweizeilige Strophe komponiert wurde, konnte es nur durch Wiederholung p1b_634.025
der zweiten Zeile geschehen, oder es wurden je zwei Strophen zu einer p1b_634.026
4zeiligen zusammengezogen. Jch erinnere an die bekannte Komposition Ännchen p1b_634.027
von Tharau, und Der Wirtin Töchterlein.

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Beispiele zweizeiliger Strophen.

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Schema: x x.

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Glanz väterlicher Herrlichkeit, der aus dem Licht das Licht gebiert, p1b_634.031
Du Licht des Lichts und Quell des Lichts, du Tag, aus dem uns quillt der Tag.
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(Aus dem Latein. des 4. Jahrh., übersetzt in Fortlages p1b_634.033
Gesängen christl. Vorzeit S. 312.)

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Schema: a a.

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Anke von Tharaw öss, de my geföllt, p1b_634.036
Se öss min Lewen, min Goet on min Gölt.
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Anke von Tharaw hefft wedder eer Hart p1b_634.038
Op my geröchtet ön Löw' on ön Schmart. etc.
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(Simon Dach + 1659.)

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Den Menschen sollst du dich insoweit anbequemen, p1b_634.041
Um jeden in der Art, wie er sich giebt, zu nehmen.
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(Fr. Rückert.)

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§ 199. Zweizeilige Strophen.

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1. Sie finden sich in allen Metren. Der Reim kann selbstredend p1b_634.003
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(Aus dem Latein. des 4. Jahrh., übersetzt in Fortlages p1b_634.033
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(Simon Dach † 1659.)

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 634. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/668>, abgerufen am 22.11.2024.