Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_650.001 [Beginn Spaltensatz] c. a. Es waren einmal die Schneider, p1b_650.002 p1b_650.006Die hatten guten Mut, p1b_650.003 Da tranken ihrer neunzig, p1b_650.004 Neunmal neun und neunzig p1b_650.005 Aus einem Fingerhut. (Wunderhorn II. S. 376.) [Spaltenumbruch] p1b_650.101b. Es waren einmal die Schneider, p1b_650.102 p1b_650.106Die waren gar mutig und keck; p1b_650.103 Da kamen ihrer neunzig, p1b_650.104 Neunmal neun und neunzig p1b_650.105 Zusammen auf einem Fleck. (Rückert in Kranz der Zeit S. 211.) [Ende Spaltensatz] p1b_650.107d. (Litthauisches Brautlied.) p1b_650.113 p1b_650.114 p1b_650.118 a. Es hallen dumpf die Totenlieder, p1b_650.120 p1b_650.123Der alte Jud' zerreißt sein Kleid, p1b_650.121 Doch senkt er keine Tote nieder, p1b_650.122 Die man begräbt, die lebt in Freud' - Das Grab, das wartet. (Alfred Meißner, Die Jüdin.) p1b_650.124b. Seit sie gestorben, ist mir Eins gewiß: p1b_650.125 p1b_650.129Daß es ein Ewiges muß geben! p1b_650.126 Denn über meines Herzens Riß p1b_650.127 Fühl' ich ein ewges Leben schweben, p1b_650.128 Seit sie gestorben.(Moritz Hartmann.) c. Seinen Traum p1b_650.130 Lind wob p1b_650.131 Frühling kaum, p1b_650.132 Wind schnob, p1b_650.133 Seht, wie ist der Blütentraum verweht! (Rückert.) p1b_650.134(Vgl. hier § 207 Nr. 30 d. B.) p1b_650.135 p1b_650.136 p1b_650.140 a. "Weible, du sollst hame gehn, p1b_650.142 p1b_650.146Dein Mann, der ist krank." p1b_650.143 "Jst er krank? Gott sei Dank! p1b_650.144 Noch ä Tänzel oder zween, p1b_650.145 Naher will i hame gehn." (Aus Büschings Volksliedern S. 297.) p1b_650.001 [Beginn Spaltensatz] c. α. Es waren einmal die Schneider, p1b_650.002 p1b_650.006Die hatten guten Mut, p1b_650.003 Da tranken ihrer neunzig, p1b_650.004 Neunmal neun und neunzig p1b_650.005 Aus einem Fingerhut. (Wunderhorn II. S. 376.) [Spaltenumbruch] p1b_650.101β. 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Da tranken ihrer neunzig, p1b_650.004
Neunmal neun und neunzig p1b_650.005
Aus einem Fingerhut.
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(Wunderhorn II. S. 376.)
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β.
Es waren einmal die Schneider, p1b_650.102
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Neunmal neun und neunzig p1b_650.105
Zusammen auf einem Fleck.
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(Rückert in Kranz der Zeit S. 211.)
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d.Der Winter kam: ich saß p1b_650.108
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Jetzt hab' ich abgesagt, p1b_650.111
O Mutter, diesem arbeitsvollen Leben.
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(Litthauisches Brautlied.)
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11. a b a b c.
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Eine prächtige Strophe, die durch Alfred Meißners weitgesungenes Lied p1b_650.115
„Die Jüdin“ mit dem flüssigen Kehrreim zur Bedeutung gelangte. Moritz p1b_650.116
Hartmann hat wie Goethe in Die Spröde bei ihr des festen Kehrreims sich p1b_650.117
bedient.
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Beispiele:
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a.
Es hallen dumpf die Totenlieder, p1b_650.120
Der alte Jud' zerreißt sein Kleid, p1b_650.121
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Das Grab, das wartet. (Alfred Meißner, Die Jüdin.)
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b.
Seit sie gestorben, ist mir Eins gewiß: p1b_650.125
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Seit sie gestorben.(Moritz Hartmann.)
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Lind wob p1b_650.131
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Wind schnob, p1b_650.133
Seht, wie ist der Blütentraum verweht!
(Rückert.)
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(Vgl. hier § 207 Nr. 30 d. B.)
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12. a b b a a. (Körners Gebetstrophe.)
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Diese Strophe erscheint wie zwei Reimpaare mit vorgesetzter a=Zeile oder p1b_650.137
wie die persische Vierzeile mit a=Abgesang. (Vgl. Nr. 2 dieser Schemata p1b_650.138
S. 646.) Sie ist durch Körners weltbekanntes „Gebet während der Schlacht“ p1b_650.139
populär geworden.
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Weitere Formen derselben:
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a.
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„Jst er krank? Gott sei Dank! p1b_650.144
Noch ä Tänzel oder zween, p1b_650.145
Naher will i hame gehn.“
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(Aus Büschings Volksliedern S. 297.)
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