Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_653.001 Es sollt ein Mädlein waschen gan, p1b_653.002 p1b_653.006Jhr Hemdlein weiß, ihr Äuglein klar; p1b_653.003 Sie hört einen Reuter singen. p1b_653.004 Sie winket ihm mit ihrer schneeweißen Hand, p1b_653.005 Daß er ihr hülfe auswinden, ja winden. (Aus Görres' Volksliedern S. 190.) p1b_653.007 § 203. Sechszeilige Strophen. p1b_653.008 p1b_653.011 Mein Köhler, der du deinen Meiler p1b_653.013 Schürst gegenüber unserm Weiler! p1b_653.014 Wenn nicht der Wind sich bald wird drehen, p1b_653.015 So müssen wir im Qualm vergehen, p1b_653.016 Wie kannst du in der Näh' ertragen, p1b_653.017 Worüber wir, die fernen, klagen? (Rückert.) p1b_653.018 Auch darin gleicht p1b_653.020 Der Liebeskönigin, der Rose, p1b_653.021 Die Traube: p1b_653.022 Es nimmt so leicht p1b_653.023 Auch sie die Zeit, die schonungslose, p1b_653.024 Zum Raube. (Rückert.) p1b_653.025 a. Alle Liederkehlen, p1b_653.027 Alle Liederseelen p1b_653.028 Sind in meinem Mund p1b_653.029 Und im Herzensgrund; || p1b_653.030 Daß mir's keine Stund' p1b_653.031 An Gesang kann fehlen. (Rückert.) p1b_653.032b. So viel Stern am Himmel stehen, p1b_653.033 So viel Schäflein als da gehen p1b_653.034 Jn dem grünen, grünen Feld, p1b_653.035 So viel Vöglein als da fliegen, p1b_653.036 Als da hin und wider fliegen,: || p1b_653.037 Sovielmal sei du gegrüßt. (Wunderhorn II. 199.) p1b_653.038 p1b_653.001 Es sollt ein Mädlein waschen gan, p1b_653.002 p1b_653.006Jhr Hemdlein weiß, ihr Äuglein klar; p1b_653.003 Sie hört einen Reuter singen. p1b_653.004 Sie winket ihm mit ihrer schneeweißen Hand, p1b_653.005 Daß er ihr hülfe auswinden, ja winden. (Aus Görres' Volksliedern S. 190.) p1b_653.007 § 203. Sechszeilige Strophen. p1b_653.008 p1b_653.011 Mein Köhler, der du deinen Meiler p1b_653.013 Schürst gegenüber unserm Weiler! p1b_653.014 Wenn nicht der Wind sich bald wird drehen, p1b_653.015 So müssen wir im Qualm vergehen, p1b_653.016 Wie kannst du in der Näh' ertragen, p1b_653.017 Worüber wir, die fernen, klagen? (Rückert.) p1b_653.018 Auch darin gleicht p1b_653.020 Der Liebeskönigin, der Rose, p1b_653.021 Die Traube: p1b_653.022 Es nimmt so leicht p1b_653.023 Auch sie die Zeit, die schonungslose, p1b_653.024 Zum Raube. (Rückert.) p1b_653.025 a. Alle Liederkehlen, p1b_653.027 Alle Liederseelen p1b_653.028 Sind in meinem Mund p1b_653.029 Und im Herzensgrund; ‖ p1b_653.030 Daß mir's keine Stund' p1b_653.031 An Gesang kann fehlen. (Rückert.) p1b_653.032b. 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Es sollt ein Mädlein waschen gan, p1b_653.002
Jhr Hemdlein weiß, ihr Äuglein klar; p1b_653.003
Sie hört einen Reuter singen. p1b_653.004
Sie winket ihm mit ihrer schneeweißen Hand, p1b_653.005
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(Aus Görres' Volksliedern S. 190.)
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§ 203. Sechszeilige Strophen. p1b_653.008
Die sechszeilige Strophe kommt noch weit häufiger vor als die p1b_653.009
fünfzeilige. Sie ist entweder dreigliedrig oder zweigliedrig symmetrisch p1b_653.010
oder zweigliedrig unsymmetrisch; z. B.:
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a. Dreigliedrig symmetrisch. (2 + 2 + 2.)
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Mein Köhler, der du deinen Meiler p1b_653.013
Schürst gegenüber unserm Weiler! p1b_653.014
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(Rückert.)
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b. Zweigliedrig symmetrisch. (3 + 3.)
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Auch darin gleicht p1b_653.020
Der Liebeskönigin, der Rose, p1b_653.021
Die Traube: p1b_653.022
Es nimmt so leicht p1b_653.023
Auch sie die Zeit, die schonungslose, p1b_653.024
Zum Raube.
(Rückert.)
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c. Zweigliedrig unsymmetrisch.
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a.
Alle Liederkehlen, p1b_653.027
Alle Liederseelen p1b_653.028
Sind in meinem Mund p1b_653.029
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(Rückert.)
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b.
So viel Stern am Himmel stehen, p1b_653.033
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Als da hin und wider fliegen,: ‖ p1b_653.037
Sovielmal sei du gegrüßt.
(Wunderhorn II. 199.)
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Schiller hat bei seinen sechszeiligen Strophen am liebsten die dreigliedrige p1b_653.039
Gruppierung angewandt. z. B. im Alpenjäger, in den vier Weltaltern, im p1b_653.040
Reiterliede, dessen Rhythmus mehrfach nachgeahmt wurde (z. B. von Rückert
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(2015-09-30T09:54:39Z)
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