Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_761.001 1. a b a b c | c d c d e | e f e f g | g h g h i u. s. w. p1b_761.006 p1b_761.008 p1b_761.011 p1b_761.015 Juchhei! Am Bodensee sind wir p1b_761.017 Und fangen keine Grillen hier. p1b_761.018 Der Doktor Beyer in Stuttgart sitzt p1b_761.019 Und bei der Arbeit furchtbar schwitzt p1b_761.020 Jm Thal des Nesenbaches. p1b_761.021 Der Bodensee ist herrlich itzt, p1b_761.022 Schwitzt man, so wird hineinjeflitzt, p1b_761.023 Das Essen schmeckt, das Trinken schmeckt, p1b_761.024 Und Touren werden ausjeheckt, p1b_761.025 Wie sich's jehört im Bade. p1b_761.026 Wenn dies Jedicht Euch Lust jeweckt p1b_761.027 Zum Aufbruch, und Euch anjesteckt p1b_761.028 Mit Reiselust, so macht Euch auf, p1b_761.029 Und nehmt jen Süden Euren Lauf, p1b_761.030 Und schnüret flugs das Bündel. p1b_761.031 Der Säntis winkt: Herauf, herauf! p1b_761.032 Auf meiner Spitz', da jiebts Verschnauf, p1b_761.033 Da fließen wie dem Ekkehard p1b_761.034 Die Verse Euch so glatt und zart, p1b_761.035 Besonders die Beyerstrophen. p1b_761.036 Dies Schema hab ich aufjespart, p1b_761.037 Auf daß ich nach Poetenart p1b_761.038 Aus weiter Fern' ein Grußjeschenk, p1b_761.039 Wenn ich an Freund und Freundin denk', p1b_761.040 Heimwärts Euch senden könnte. (Th. Souchay.) p1b_761.041 p1b_761.001 1. a b a b c │ c d c d e │ e f e f g │ g h g h i u. s. w. p1b_761.006 p1b_761.008 p1b_761.011 p1b_761.015 Juchhei! Am Bodensee sind wir p1b_761.017 Und fangen keine Grillen hier. p1b_761.018 Der Doktor Beyer in Stuttgart sitzt p1b_761.019 Und bei der Arbeit furchtbar schwitzt p1b_761.020 Jm Thal des Nesenbaches. p1b_761.021 Der Bodensee ist herrlich itzt, p1b_761.022 Schwitzt man, so wird hineinjeflitzt, p1b_761.023 Das Essen schmeckt, das Trinken schmeckt, p1b_761.024 Und Touren werden ausjeheckt, p1b_761.025 Wie sich's jehört im Bade. p1b_761.026 Wenn dies Jedicht Euch Lust jeweckt p1b_761.027 Zum Aufbruch, und Euch anjesteckt p1b_761.028 Mit Reiselust, so macht Euch auf, p1b_761.029 Und nehmt jen Süden Euren Lauf, p1b_761.030 Und schnüret flugs das Bündel. p1b_761.031 Der Säntis winkt: Herauf, herauf! p1b_761.032 Auf meiner Spitz', da jiebts Verschnauf, p1b_761.033 Da fließen wie dem Ekkehard p1b_761.034 Die Verse Euch so glatt und zart, p1b_761.035 Besonders die Beyerstrophen. p1b_761.036 Dies Schema hab ich aufjespart, p1b_761.037 Auf daß ich nach Poetenart p1b_761.038 Aus weiter Fern' ein Grußjeschenk, p1b_761.039 Wenn ich an Freund und Freundin denk', p1b_761.040 Heimwärts Euch senden könnte. 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Noch reicher werden diese Kombinationen, wenn die Strophe <lb n="p1b_761.010"/> drei reimlose Zeilen hat u. s. w.</p> <p><lb n="p1b_761.011"/> Der Dichter <hi rendition="#g">Theodor Souchay,</hi> mit dem wir diese durch Kirchhoff <lb n="p1b_761.012"/> angeregte Form bei seinem Weggang nach dem Bodensee besprachen, hat ─ <lb n="p1b_761.013"/> kaum dort angelangt ─ das nachfolgende immerhin mitteilenswerte Beispiel in <lb n="p1b_761.014"/> Volksversen improvisiert:</p> <p><lb n="p1b_761.015"/><hi rendition="#g">Beispiel einer Zukunftsform. Schema:</hi><hi rendition="#aq">a a b b c │ b b d d e</hi> │ &c.</p> <lb n="p1b_761.016"/> <lg> <l>Juchhei! 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Souchay.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_761.041"/> Jn demselben Schema (<hi rendition="#aq">a a b b x │ b b c c x │ c c d d x │ d d e e x │ <lb n="p1b_761.042"/> e e f f x │ f f g g x │ g g a a x</hi> │) hat B. Blancke auf unsern Vorschlag und <lb n="p1b_761.043"/> nach dem obigen Vorgang Souchays soeben ein von Winternitz komponiertes <lb n="p1b_761.044"/> Johannis-Festlied gedichtet, das durch Wiederkehr des <hi rendition="#aq">a</hi>=Reims in der Schlußstrophe <lb n="p1b_761.045"/> eine erfreuliche Abrundung und eine geschickte Abgeschlossenheit der Form <lb n="p1b_761.046"/> bewirkt:</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [761/0795]
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Die Kombinationen der sich ergebenden Reimketten sind reich und so leicht p1b_761.002
herzustellen, daß wir von einer Aufzählung derselben füglich absehen können. p1b_761.003
Beispielshalber wollen wir nur drei Möglichkeiten der 5zeiligen Strophen herschreiben, p1b_761.004
wobei wir die (bei 1 verbindende) reimlose Zeile an den Schluß legen.
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1. a b a b c │ c d c d e │ e f e f g │ g h g h i u. s. w. p1b_761.006
Oder: 2. a b a b c │ b d b d e │ d f d f g │ f h f h i u. s. w. p1b_761.007
Oder: 3. a b a b c │ a d a d e │ a f a f g │ a h a h i u. s. w.
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Jn der Form 3 kann leicht eine Strophe ausfallen, weshalb sie hinter p1b_761.009
1 und 2 zurücksteht. Noch reicher werden diese Kombinationen, wenn die Strophe p1b_761.010
drei reimlose Zeilen hat u. s. w.
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Der Dichter Theodor Souchay, mit dem wir diese durch Kirchhoff p1b_761.012
angeregte Form bei seinem Weggang nach dem Bodensee besprachen, hat ─ p1b_761.013
kaum dort angelangt ─ das nachfolgende immerhin mitteilenswerte Beispiel in p1b_761.014
Volksversen improvisiert:
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Beispiel einer Zukunftsform. Schema: a a b b c │ b b d d e │ &c.
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Juchhei! Am Bodensee sind wir p1b_761.017
Und fangen keine Grillen hier. p1b_761.018
Der Doktor Beyer in Stuttgart sitzt p1b_761.019
Und bei der Arbeit furchtbar schwitzt p1b_761.020
Jm Thal des Nesenbaches.
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Der Bodensee ist herrlich itzt, p1b_761.022
Schwitzt man, so wird hineinjeflitzt, p1b_761.023
Das Essen schmeckt, das Trinken schmeckt, p1b_761.024
Und Touren werden ausjeheckt, p1b_761.025
Wie sich's jehört im Bade.
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Wenn dies Jedicht Euch Lust jeweckt p1b_761.027
Zum Aufbruch, und Euch anjesteckt p1b_761.028
Mit Reiselust, so macht Euch auf, p1b_761.029
Und nehmt jen Süden Euren Lauf, p1b_761.030
Und schnüret flugs das Bündel.
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Der Säntis winkt: Herauf, herauf! p1b_761.032
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Die Verse Euch so glatt und zart, p1b_761.035
Besonders die Beyerstrophen.
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Dies Schema hab ich aufjespart, p1b_761.037
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Heimwärts Euch senden könnte.
(Th. Souchay.)
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Jn demselben Schema (a a b b x │ b b c c x │ c c d d x │ d d e e x │ p1b_761.042
e e f f x │ f f g g x │ g g a a x │) hat B. Blancke auf unsern Vorschlag und p1b_761.043
nach dem obigen Vorgang Souchays soeben ein von Winternitz komponiertes p1b_761.044
Johannis-Festlied gedichtet, das durch Wiederkehr des a=Reims in der Schlußstrophe p1b_761.045
eine erfreuliche Abrundung und eine geschickte Abgeschlossenheit der Form p1b_761.046
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