Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_226.001 p2b_226.009 Jch gebe dir, mein Sohn, das mögest du mir danken, p2b_226.023 Gedanken selber nicht, nur Keime von Gedanken. p2b_226.024 Nicht mehr zu denken sind Gedanken, schon gedacht; p2b_226.025 Von Blüten wird hervor kein Blütenbaum gebracht. p2b_226.026 p2b_226.028Doch ein Gedankenkeim, wohl im Gemüt behalten, p2b_226.027 Wird sich zu eigener Gedankenblüt' entfalten. (Weish. d. Brahm. II. 31. 1. Ausg. II. 43.) p2b_226.029 Ein anspruchvolles Buch will im Zusammenhang p2b_226.030 Gelesen sein, und macht euch schwer den langen Gang. p2b_226.031 p2b_226.033Dies anspruchlose macht die kurzen Gäng' euch leicht; p2b_226.032 Denn wo ihr stillstehn wollt, habt ihr ein Ziel erreicht. (Ebenda V. 5.) p2b_226.034 Wie wenig oder viel des Schönen mir gelang, p2b_226.035 Erscheint mir doch am Ziel naturgemäß mein Gang. p2b_226.036 p2b_226.038Jch sehe, daß ich bin vom Schauen ausgegangen, p2b_226.037 Um durch's Empfinden hin zum Denken zu gelangen. (Ebd. XX. 61. 1. Ausg. XX. 106.) p2b_226.039 Wenn ihr vielleicht vermißt in diesem Buch die Einheit, p2b_226.040 Statt großes Ganzen seht der Einzelheiten Kleinheit; p2b_226.041 Doch eine Einheit ist, und doppelte, darin: p2b_226.042 Die Einheit in der Form, die Einheit auch im Sinn. p2b_226.043 p2b_226.045Auf wieviel Stoff nun angewandt die Einheit sei, p2b_226.044 Das lenkt der Zufall, und ist wirklich einerlei. (Ebd. XX. 64. 1. Ausg. XX. 111.) p2b_226.001 p2b_226.009 Jch gebe dir, mein Sohn, das mögest du mir danken, p2b_226.023 Gedanken selber nicht, nur Keime von Gedanken. p2b_226.024 Nicht mehr zu denken sind Gedanken, schon gedacht; p2b_226.025 Von Blüten wird hervor kein Blütenbaum gebracht. p2b_226.026 p2b_226.028Doch ein Gedankenkeim, wohl im Gemüt behalten, p2b_226.027 Wird sich zu eigener Gedankenblüt' entfalten. (Weish. d. Brahm. II. 31. 1. Ausg. II. 43.) p2b_226.029 Ein anspruchvolles Buch will im Zusammenhang p2b_226.030 Gelesen sein, und macht euch schwer den langen Gang. p2b_226.031 p2b_226.033Dies anspruchlose macht die kurzen Gäng' euch leicht; p2b_226.032 Denn wo ihr stillstehn wollt, habt ihr ein Ziel erreicht. (Ebenda V. 5.) p2b_226.034 Wie wenig oder viel des Schönen mir gelang, p2b_226.035 Erscheint mir doch am Ziel naturgemäß mein Gang. p2b_226.036 p2b_226.038Jch sehe, daß ich bin vom Schauen ausgegangen, p2b_226.037 Um durch's Empfinden hin zum Denken zu gelangen. (Ebd. XX. 61. 1. Ausg. XX. 106.) p2b_226.039 Wenn ihr vielleicht vermißt in diesem Buch die Einheit, p2b_226.040 Statt großes Ganzen seht der Einzelheiten Kleinheit; p2b_226.041 Doch eine Einheit ist, und doppelte, darin: p2b_226.042 Die Einheit in der Form, die Einheit auch im Sinn. p2b_226.043 p2b_226.045Auf wieviel Stoff nun angewandt die Einheit sei, p2b_226.044 Das lenkt der Zufall, und ist wirklich einerlei. (Ebd. XX. 64. 1. Ausg. 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B. „Vor <lb n="p2b_226.008"/> dem Sturm“ sind äußerst wirkungsvoll).</p> <p><lb n="p2b_226.009"/> Endlich sind vorzugsweise die auf S. 21 und 22 d. Bds. genannten <lb n="p2b_226.010"/> großen Lehrgedichte hier zu verzeichnen, sowie zum Schluß das epochebildende, <lb n="p2b_226.011"/> aus 2800 kleineren Lehrgedichten bestehende große Lehrgedicht Rückerts: Weisheit <lb n="p2b_226.012"/> des Brahmanen, welches durch die Einheit des Sinns, der Form und <lb n="p2b_226.013"/> der Empfindung zu einem großen Ganzen verbunden ist, alle Verhältnisse des <lb n="p2b_226.014"/> Menschen nach Alter, Stand, Geschlecht, Staat, Religion, Gesellschaft umfaßt, <lb n="p2b_226.015"/> Resultate von Studien auf philosophischen, psychologischen, sprachlichen, naturwissenschaftlichen <lb n="p2b_226.016"/> und pädagogischen Gebieten darbietet, alle Saiten des Menschenherzens <lb n="p2b_226.017"/> erklingen läßt, zur Tugend mahnt, Mut im Unglück lehrt und selbst <lb n="p2b_226.018"/> den religiösen Fragen über Gott, Unsterblichkeit, Glauben, Offenbarung &c. <lb n="p2b_226.019"/> nicht aus dem Wege geht. Von welchem Gesichtspunkte aus der Dichter selber <lb n="p2b_226.020"/> seine Weisheit des Brahmanen angesehen wissen will, mögen die nachfolgenden <lb n="p2b_226.021"/> Bruchstücke darthun:</p> <lb n="p2b_226.022"/> <p> <lg> <l>Jch gebe dir, mein Sohn, das mögest du mir danken,</l> <lb n="p2b_226.023"/> <l>Gedanken selber nicht, nur Keime von Gedanken. </l> </lg> <lg> <lb n="p2b_226.024"/> <l>Nicht mehr zu denken sind Gedanken, schon gedacht;</l> <lb n="p2b_226.025"/> <l>Von Blüten wird hervor kein Blütenbaum gebracht. </l> </lg> <lg> <lb n="p2b_226.026"/> <l>Doch ein Gedankenkeim, wohl im Gemüt behalten,</l> <lb n="p2b_226.027"/> <l>Wird sich zu eigener Gedankenblüt' entfalten.</l> </lg> <lb n="p2b_226.028"/> <hi rendition="#right">(Weish. d. Brahm. <hi rendition="#aq">II</hi>. 31. 1. 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Kästner (die Kometen); Lichtwer (das Recht der Vernunft); p2b_226.002
Schiebeler (Poetik des Herzens); Schreiber (Harmonie); W. Jordan p2b_226.003
(Demiurgos, hat Ähnlichkeit mit Goethes Faust, bewegt sich in allen Kreisen p2b_226.004
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Beziehung mit Hallers Alpen zu vergleichen. Einzelne Bilder daraus z. B. „Vor p2b_226.008
dem Sturm“ sind äußerst wirkungsvoll).
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Endlich sind vorzugsweise die auf S. 21 und 22 d. Bds. genannten p2b_226.010
großen Lehrgedichte hier zu verzeichnen, sowie zum Schluß das epochebildende, p2b_226.011
aus 2800 kleineren Lehrgedichten bestehende große Lehrgedicht Rückerts: Weisheit p2b_226.012
des Brahmanen, welches durch die Einheit des Sinns, der Form und p2b_226.013
der Empfindung zu einem großen Ganzen verbunden ist, alle Verhältnisse des p2b_226.014
Menschen nach Alter, Stand, Geschlecht, Staat, Religion, Gesellschaft umfaßt, p2b_226.015
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und pädagogischen Gebieten darbietet, alle Saiten des Menschenherzens p2b_226.017
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nicht aus dem Wege geht. Von welchem Gesichtspunkte aus der Dichter selber p2b_226.020
seine Weisheit des Brahmanen angesehen wissen will, mögen die nachfolgenden p2b_226.021
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Jch gebe dir, mein Sohn, das mögest du mir danken, p2b_226.023
Gedanken selber nicht, nur Keime von Gedanken.
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Nicht mehr zu denken sind Gedanken, schon gedacht; p2b_226.025
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Ein anspruchvolles Buch will im Zusammenhang p2b_226.030
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(Ebenda V. 5.)
p2b_226.034
Wie wenig oder viel des Schönen mir gelang, p2b_226.035
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Jch sehe, daß ich bin vom Schauen ausgegangen, p2b_226.037
Um durch's Empfinden hin zum Denken zu gelangen.
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(Ebd. XX. 61. 1. Ausg. XX. 106.)
p2b_226.039
Wenn ihr vielleicht vermißt in diesem Buch die Einheit, p2b_226.040
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Doch eine Einheit ist, und doppelte, darin: p2b_226.042
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Das lenkt der Zufall, und ist wirklich einerlei.
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