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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

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I. Formell dramatische Gedichte.
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§ 150. Monolog.

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1. Wenn der gedanklich bewegte Mensch zu sich selbst spricht, um p2b_404.004
über sich zur Klarheit zu gelangen; wenn das überquellende, aus allen p2b_404.005
Tiefen nach außen drängende und flutende Gemüt sich objektiviert, um p2b_404.006
vor sich selber als dem eigenen Vertrauten sich zu erschließen; wenn p2b_404.007
der Held sich unbelauscht glaubt und laut denkt, so entsteht ein Selbstgespräch p2b_404.008
oder ein Monolog.

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2. Man unterscheidet zwei Arten von Monologen:

p2b_404.010

a. Monologe, die selbständige, für sich bestehende, vollständig p2b_404.011
abgerundete Gedichte bilden;

p2b_404.012

b. Monologe, welche integrierende Bestandteile von Dramen p2b_404.013
oder auch von Epen sind. (S. 52 und 54 d. Bds.)

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1. Beim Nachdenken über irgend einen Gegenstand oder bei Einwirkung p2b_404.015
irgend einer äußeren Begebenheit, bei lebhafter Erregung irgend einer Leidenschaft p2b_404.016
sucht das aufgeregte Gefühl sich auch in der Einsamkeit in Worten auszusprechen, p2b_404.017
sucht es das Chaos der in ihm wogenden Jdeen, Betrachtungen und p2b_404.018
Leidenschaften in's Klare zu bringen. Dadurch wird jedes lyrische Gedicht, p2b_404.019
wenn es keine epischen Bestandteile in sich trägt, zum Monolog. Wir geben p2b_404.020
demselben aber nur dann den Namen "Monolog", wenn das Gesangartige fehlt p2b_404.021
und das Gedicht lediglich eine Rede ist; also nicht gesungen, sondern nur gesprochen p2b_404.022
sein will.

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2. a. Jener Monolog, welcher ein selbständiges Gedicht bildet, stellt p2b_404.024
eine Person in irgend einer Situation mehr oder weniger dramatisch dar, oder p2b_404.025
führt sie sprechend ein. (Beispiel: Die Verlassene von Geibel S. 3 a d. Bds.)

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b. Diejenigen Monologe, welche eigentlichen Dramen eingereiht sind, dienen p2b_404.027
dazu, einer handelnden Person Gelegenheit zu geben, sich zu sammeln, einen p2b_404.028
Entschluß zu fassen, die Beweggründe des eigenen Handelns darzulegen &c. (S. 52 p2b_404.029
a d. Bds.)

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Der eigentlich dramatische Monolog entkeimt dem Bedürfnis des Helden, p2b_404.031
sich vor sich selbst klar zu werden, das Facit aus den seitherigen Erfahrungen p2b_404.032
und Handlungen zu ziehen und Entschlüsse ahnen zu lassen. Daher sind die p2b_404.033
Monologe im Drama Ruhe- und Entwickelungspunkte, durch welche ein Einblick p2b_404.034
in Motive und Zielpunkte ermöglicht, das Selbstbesinnen und Entscheiden bezeichnet, p2b_404.035
das Vergangene entschleiert, das Zukünftige prophezeit und der Seelenzustand p2b_404.036
des Redenden enthüllt wird.

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Prolog und Epilog im Drama sind Monologe, von denen ersterer eine p2b_404.038
historische Einleitung in das Drama, letzterer ein Schlußwort am Ende desselben p2b_404.039
bietet. (S. 46 d. Bds.) Auch in den Epen finden sich Monologe, p2b_404.040
welche dazu dienen, die inneren Gedanken und Gefühle des Helden lautbar p2b_404.041
zu machen.

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I. Formell dramatische Gedichte.
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§ 150. Monolog.

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1. Wenn der gedanklich bewegte Mensch zu sich selbst spricht, um p2b_404.004
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2. Man unterscheidet zwei Arten von Monologen:

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abgerundete Gedichte bilden;

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a d. Bds.)

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Der eigentlich dramatische Monolog entkeimt dem Bedürfnis des Helden, p2b_404.031
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/426>, abgerufen am 22.11.2024.