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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.

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Ja mit dir ging Priamus einst mit seinem p3b_242.002
Golde dort am grimmen Atridenpaare, p3b_242.003
An Thessalia's Wachen, am Feindeslager p3b_242.004
Sicher vorüber.
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5.

Du entrückst zum Sitze der Sel'gen fromme p3b_242.006
Seelen, treibst mit goldenem Stab den leichten p3b_242.007
Schwarm daher, der oberen Götter Liebling, p3b_242.008
Liebling der untern.

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Bemerkungen zur Übersetzung, und Methode der Prüfung.

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An der Voßschen Übersetzung wird man sofort verschiedene Härten bemerken. p3b_242.011
"Wohlredend" geht ja wohl an, allein das Wort ist kaum poetisch verwendbar, p3b_242.012
ja, bei Homer hätten wir nichts gegen ein Participium Präsens. Daß nepos, p3b_242.013
Enkel, wie es Apollo in der That war, mit dem allgemeinen "Sproß" wiedergegeben p3b_242.014
ist, wollen wir nicht allzu sehr betonen. Kayser hat das Richtige und p3b_242.015
dabei Wörtliche. "Aus rohem Unfug" ist prosaisch, ja kaum edel schriftdeutsch. p3b_242.016
Kayser hat "die Sitte, die rohe"; recentum der frischen, frischgeborenen, oder p3b_242.017
nach Sat. I. 3, 99 ff. der eben aus der Erde hervorgewachsenen Menschen. p3b_242.018
Beide Übersetzer haben "Urwelt" dem Sinne nach richtig gewählt; es wird p3b_242.019
wohl kaum wörtlich zu geben sein. Das Voßsche "Wortes Weisheit" p3b_242.020
scheint gesuchter Gleichklang, und ist im Grundtext nicht begründet. Kaysers p3b_242.021
"weislich durch das Wort" (eigentlich Stimme) ist wörtlich und nicht zu beanstanden. p3b_242.022
"Anordner" ist geschmacklos und nicht einmal wörtlich. "Krumm" p3b_242.023
kann nicht stehen bleiben; es weckt bei uns falsche Vorstellungen, wenn freilich p3b_242.024
das entschieden bessere "gewölbt" auch noch nicht allen Anforderungen genügt. p3b_242.025
"Jn leisem Scherze verheimlichst." Das ist zu leise, wenn der Scherz zum p3b_242.026
Rinderdiebstahl wird. Kayser hat "entwendet"; das ist sinnrichtig und giebt p3b_242.027
furtum begrifflich wieder. "Wofern" bei Voß wäre zu billigen als drohender p3b_242.028
Amtsstil, wenn die Sache in oratio recta gegeben wäre; hier hat Kayser p3b_242.029
die drohende Apostrophe, die sich in Lachen auflöst, fein wiedergegeben. "Durch p3b_242.030
der Stimme Androhn" soll das "An" den Anfang der Drohung ausdrücken, die p3b_242.031
aus Mangel an Vorrat nicht durchgeführt werden kann? Kayser übersetzt "drohend". p3b_242.032
Dives giebt Voß mit "König"; nun ist allerdings "reich" ein beliebtes p3b_242.033
Prädikat der Könige; ob diese Substituierung aber angeht oder nötig ist, bezweifeln p3b_242.034
wir. "Mit seinem Golde" trifft den Sinn der Situation gemäß. Bei p3b_242.035
Voß geht dies verloren, abgesehen von dem oben angedeuteten Bedenken. p3b_242.036
"Deiner Obhut froh" soll wohl poetisch sein; "froh" legt etwas hinein, was p3b_242.037
nicht da steht. Kayser übersetzt einfach "mit dir", was vollständig genügt. p3b_242.038
"Thessalerglut" ist unverständlich; oder sollte Voß eine andere Auffassung der p3b_242.039
Stelle haben? Kayser hat richtig "Wachen", wenn auch ignes bezeichnender, p3b_242.040
plastischer, konkreter ist. Das "ging sicher vorüber" ist für fefellit vielleicht p3b_242.041
nicht ganz malerisch genug. "Getäuscht" ist wörtlich richtig. Den Sinn giebt p3b_242.042
Kayser besser wieder. "Seelen, die fromm gewandelt" ist Exegese und nicht p3b_242.043
Übersetzung, zudem langweiliger Pastoralton. Die letzte Voßsche Strophe ist

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Ja mit dir ging Priamus einst mit seinem p3b_242.002
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Bemerkungen zur Übersetzung, und Methode der Prüfung.

p3b_242.010
An der Voßschen Übersetzung wird man sofort verschiedene Härten bemerken. p3b_242.011
„Wohlredend“ geht ja wohl an, allein das Wort ist kaum poetisch verwendbar, p3b_242.012
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/268>, abgerufen am 22.11.2024.