Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_008.001 p3b_008.005 Geh! | hol ihn! Wie aus einer guten That. p3b_008.010 p3b_008.013Bst! | Hafi, bst! &c. p3b_008.011 Ah! | ah! Nun schlägt &c. p3b_008.012 Was? | Eine Thräne fiel herab &c. (Lessing, Nathan.) p3b_008.014 p3b_008.019 p3b_008.022 Betrachtet dieses Bild noch einmal. | Sagt p3b_008.028 p3b_008.029Noch einmal - nein ihr werdet es nicht sagen. (Oehlenschläger.) p3b_008.030 Jch herze dich | mit tausendfacher Glut. (Goethe, Faust.) p3b_008.035 Der nebenbuhlerischen Ungroßmütigkeit. p3b_008.040(Platen, Mathilde von Valois.) p3b_008.001 p3b_008.005 Geh! │ hol ihn! Wie aus einer guten That. p3b_008.010 p3b_008.013Bst! │ Hafi, bst! &c. p3b_008.011 Ah! │ ah! Nun schlägt &c. p3b_008.012 Was? │ Eine Thräne fiel herab &c. (Lessing, Nathan.) p3b_008.014 p3b_008.019 p3b_008.022 Betrachtet dieses Bild noch einmal. │ Sagt p3b_008.028 p3b_008.029Noch einmal ─ nein ihr werdet es nicht sagen. (Oehlenschläger.) p3b_008.030 Jch herze dich │ mĭt tāusĕndfāchĕr Glūt. (Goethe, Faust.) p3b_008.035 Der nebenbuhlerischen Ungroßmütigkeit. p3b_008.040(Platen, Mathilde von Valois.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0034" n="8"/><lb n="p3b_008.001"/> hyperkatalektischen Quinars vorsichtig (d. h. nicht zu oft nacheinander) <lb n="p3b_008.002"/> gebrauchen, weil sonst die beiden letzten Silben als trochäisch empfunden <lb n="p3b_008.003"/> werden, was den Rhythmus verrücken müßte, namentlich wenn <lb n="p3b_008.004"/> noch dazu innerhalb des Verses die Cäsuren überwiegen sollten.</p> <p><lb n="p3b_008.005"/> 9. Die syntaktische Cäsur kann nach jeder Silbe eintreten. Sie <lb n="p3b_008.006"/> steht nach der ersten, wenn der Blankvers mit einem Ausruf oder mit <lb n="p3b_008.007"/> einem einsilbigen, komparativisch oder fragend gebrauchten Wörtchen beginnt, <lb n="p3b_008.008"/> und dann ist sie von großem Wert, z. B.:</p> <lb n="p3b_008.009"/> <lg> <l>Geh! │ hol ihn! Wie aus einer guten That.</l> <lb n="p3b_008.010"/> <l>Bst! │ Hafi, bst! &c.</l> <lb n="p3b_008.011"/> <l>Ah! │ ah! Nun schlägt &c.</l> <lb n="p3b_008.012"/> <l>Was? │ Eine Thräne fiel herab &c.</l> </lg> <lb n="p3b_008.013"/> <p> <hi rendition="#right">(Lessing, Nathan.)</hi> </p> <p><lb n="p3b_008.014"/> 10. Die sogenannte proven<hi rendition="#aq">ç</hi>alische Cäsur am Ende des 2. Taktes, <lb n="p3b_008.015"/> welche die Troubadours pflegten, verhindert, daß man bei trochäischen <lb n="p3b_008.016"/> Satztakten an trochäischen Rhythmus glaubt. Eine untergeordnete <lb n="p3b_008.017"/> Cäsur kann in die Mitte der Zeile (am liebsten nach der 5. Silbe) zu <lb n="p3b_008.018"/> stehen kommen.</p> <p><lb n="p3b_008.019"/> Schiller bediente sich der Diärese am Schluß des zweiten Taktes <lb n="p3b_008.020"/> sehr häufig. Lessing wich ab. Dies machte freilich manchen Vers mehr <lb n="p3b_008.021"/> oder weniger unmusikalisch.</p> <p><lb n="p3b_008.022"/> 11. Setzt man die syntaktische Cäsur in den letzten Takt, so läuft <lb n="p3b_008.023"/> man Gefahr, daß die letzte Silbe gleich einer Thesis zur ersten Silbe <lb n="p3b_008.024"/> des nächsten Verses genommen, oder die Kürze des 1. Taktes der folgenden <lb n="p3b_008.025"/> Verszeile auf diese Weise zur Länge erhoben wird, wodurch <lb n="p3b_008.026"/> mindestens eine Verwischung der Jncision eintritt, z. B.:</p> <lb n="p3b_008.027"/> <lg> <l>Betrachtet dieses Bild noch einmal. │ Sagt</l> <lb n="p3b_008.028"/> <l>Noch einmal ─ nein ihr werdet es nicht sagen.</l> </lg> <lb n="p3b_008.029"/> <p> <hi rendition="#right">(Oehlenschläger.)</hi> </p> <p><lb n="p3b_008.030"/> 12. Was die Satztakte betrifft, so ist es durchaus kein Fehler, <lb n="p3b_008.031"/> wenn einzelne derselben zwei oder mehrere Verstakte umklammern. Jm <lb n="p3b_008.032"/> Gegenteil tragen lange Verstakte nicht selten zum freundlichen Accentwechsel <lb n="p3b_008.033"/> bei und verleihen dem Satzaccent eine bestimmte Höhe, z. B.:</p> <lb n="p3b_008.034"/> <lg> <l>Jch herze dich │ mĭt tāusĕndfāchĕr Glūt.</l> </lg> <p> <hi rendition="#right">(Goethe, Faust.)</hi> </p> <p><lb n="p3b_008.035"/> (Das ditrochäische [doppeltrochäische] Wort „tausendfacher“ dient <lb n="p3b_008.036"/> hier zur Verbindung von drei jambischen Takten. Bei Platen finden <lb n="p3b_008.037"/> sich Wortkolosse, die nicht selten vier und fünf Takte verbinden, z. B. <lb n="p3b_008.038"/> im Trimeter [§. 4]:</p> <lb n="p3b_008.039"/> <lg> <l>Der nebenbuhlerischen Ungroßmütigkeit.</l> </lg> <lb n="p3b_008.040"/> <p> <hi rendition="#right">(Platen, Mathilde von Valois.)</hi> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [8/0034]
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hyperkatalektischen Quinars vorsichtig (d. h. nicht zu oft nacheinander) p3b_008.002
gebrauchen, weil sonst die beiden letzten Silben als trochäisch empfunden p3b_008.003
werden, was den Rhythmus verrücken müßte, namentlich wenn p3b_008.004
noch dazu innerhalb des Verses die Cäsuren überwiegen sollten.
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steht nach der ersten, wenn der Blankvers mit einem Ausruf oder mit p3b_008.007
einem einsilbigen, komparativisch oder fragend gebrauchten Wörtchen beginnt, p3b_008.008
und dann ist sie von großem Wert, z. B.:
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Geh! │ hol ihn! Wie aus einer guten That. p3b_008.010
Bst! │ Hafi, bst! &c. p3b_008.011
Ah! │ ah! Nun schlägt &c. p3b_008.012
Was? │ Eine Thräne fiel herab &c.
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(Lessing, Nathan.)
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10. Die sogenannte provençalische Cäsur am Ende des 2. Taktes, p3b_008.015
welche die Troubadours pflegten, verhindert, daß man bei trochäischen p3b_008.016
Satztakten an trochäischen Rhythmus glaubt. Eine untergeordnete p3b_008.017
Cäsur kann in die Mitte der Zeile (am liebsten nach der 5. Silbe) zu p3b_008.018
stehen kommen.
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Schiller bediente sich der Diärese am Schluß des zweiten Taktes p3b_008.020
sehr häufig. Lessing wich ab. Dies machte freilich manchen Vers mehr p3b_008.021
oder weniger unmusikalisch.
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11. Setzt man die syntaktische Cäsur in den letzten Takt, so läuft p3b_008.023
man Gefahr, daß die letzte Silbe gleich einer Thesis zur ersten Silbe p3b_008.024
des nächsten Verses genommen, oder die Kürze des 1. Taktes der folgenden p3b_008.025
Verszeile auf diese Weise zur Länge erhoben wird, wodurch p3b_008.026
mindestens eine Verwischung der Jncision eintritt, z. B.:
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Betrachtet dieses Bild noch einmal. │ Sagt p3b_008.028
Noch einmal ─ nein ihr werdet es nicht sagen.
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(Oehlenschläger.)
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wenn einzelne derselben zwei oder mehrere Verstakte umklammern. Jm p3b_008.032
Gegenteil tragen lange Verstakte nicht selten zum freundlichen Accentwechsel p3b_008.033
bei und verleihen dem Satzaccent eine bestimmte Höhe, z. B.:
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Jch herze dich │ mĭt tāusĕndfāchĕr Glūt.
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(Das ditrochäische [doppeltrochäische] Wort „tausendfacher“ dient p3b_008.036
hier zur Verbindung von drei jambischen Takten. Bei Platen finden p3b_008.037
sich Wortkolosse, die nicht selten vier und fünf Takte verbinden, z. B. p3b_008.038
im Trimeter [§. 4]:
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Der nebenbuhlerischen Ungroßmütigkeit.
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