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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Zweites Buch, drittes Kapitel.

Dieses "Ach, Schiller!" ist um die Zeit, in der
Stilpe sein Wopf-Drama plante, auch sonst noch
manchmal ausgesprochen worden. Wer es mit
dem Phonographen aufgefangen hätte, könnte sich
heute damit auf den Jahrmärkten hören lassen.

Übrigens war der Deklamator Stilpen in erster
Linie doch nicht als dramatischer Held, sondern als
zahlungsfähiger Bücherkäufer wichtig. Zwar, er zahlte
niederträchtige Preise und verdiente schon deshalb,
dramatisch als Hahnrei angemacht zu werden, aber
er nahm wenigstens Alles, und in schwierigen
Augenblicken gab er auch Vorschüsse auf später zu
verkaufende Bücher.

-- Nächstes Ostern brauche ich meinen alten
Cicero nicht mehr; können Sie mir 1 Mark 50
drauf geben?

Der Deklamator durchblätterte das dicke Buch
und blies seinen Tabaksrauch wie desinfizierend
hinein.

-- Quousque tandem, Catilina, abutere
patientia nostra!
Haben wir auch gelesen! Wie
lange noch, Herr Liebknecht, wollen Sie uns mit
Ihren Reden mopsen? Fünfundsiebzig Fenge,
Herr Stilpe.

-- Nee, mein Lieber, eine Mark doch mindestens.

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Zweites Buch, drittes Kapitel.

Dieſes „Ach, Schiller!“ iſt um die Zeit, in der
Stilpe ſein Wopf-Drama plante, auch ſonſt noch
manchmal ausgeſprochen worden. Wer es mit
dem Phonographen aufgefangen hätte, könnte ſich
heute damit auf den Jahrmärkten hören laſſen.

Übrigens war der Deklamator Stilpen in erſter
Linie doch nicht als dramatiſcher Held, ſondern als
zahlungsfähiger Bücherkäufer wichtig. Zwar, er zahlte
niederträchtige Preiſe und verdiente ſchon deshalb,
dramatiſch als Hahnrei angemacht zu werden, aber
er nahm wenigſtens Alles, und in ſchwierigen
Augenblicken gab er auch Vorſchüſſe auf ſpäter zu
verkaufende Bücher.

— Nächſtes Oſtern brauche ich meinen alten
Cicero nicht mehr; können Sie mir 1 Mark 50
drauf geben?

Der Deklamator durchblätterte das dicke Buch
und blies ſeinen Tabaksrauch wie desinfizierend
hinein.

Quousque tandem, Catilina, abutere
patientia nostra!
Haben wir auch geleſen! Wie
lange noch, Herr Liebknecht, wollen Sie uns mit
Ihren Reden mopſen? Fünfundſiebzig Fenge,
Herr Stilpe.

— Nee, mein Lieber, eine Mark doch mindeſtens.

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[113/0127] Zweites Buch, drittes Kapitel. Dieſes „Ach, Schiller!“ iſt um die Zeit, in der Stilpe ſein Wopf-Drama plante, auch ſonſt noch manchmal ausgeſprochen worden. Wer es mit dem Phonographen aufgefangen hätte, könnte ſich heute damit auf den Jahrmärkten hören laſſen. Übrigens war der Deklamator Stilpen in erſter Linie doch nicht als dramatiſcher Held, ſondern als zahlungsfähiger Bücherkäufer wichtig. Zwar, er zahlte niederträchtige Preiſe und verdiente ſchon deshalb, dramatiſch als Hahnrei angemacht zu werden, aber er nahm wenigſtens Alles, und in ſchwierigen Augenblicken gab er auch Vorſchüſſe auf ſpäter zu verkaufende Bücher. — Nächſtes Oſtern brauche ich meinen alten Cicero nicht mehr; können Sie mir 1 Mark 50 drauf geben? Der Deklamator durchblätterte das dicke Buch und blies ſeinen Tabaksrauch wie desinfizierend hinein. — Quousque tandem, Catilina, abutere patientia nostra! Haben wir auch geleſen! Wie lange noch, Herr Liebknecht, wollen Sie uns mit Ihren Reden mopſen? Fünfundſiebzig Fenge, Herr Stilpe. — Nee, mein Lieber, eine Mark doch mindeſtens. 8

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/127>, abgerufen am 18.12.2024.