Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweites Buch, viertes Kapitel.
Zierleiste. Er merkte das selber, und den Ge¬
danken, sich hinter her etwa selber zu erschießen,
ließ er nur ganz von Ferne vorbeidrohen.

Überhaupt nein: Weder Prügel noch Revolver,
nur Verachtung! Ein einziges Wort auf eine Post¬
karte geschrieben: Lump! und dann fort!

Fort! Fort! Fort! Er rüttelte das Wort in
sich hin und her. Fort! Fort! Aber es geschah
halb mechanisch, wie er sich das in plumpen Stößen
immer wiederholte.

Fort! Fort! Natürlich: Fort!

Ich werde doch wohl wegen dieser Kanaille
nicht hier bleiben!?

Aber diese Bestie hat ja das Kursbuch! Der
ganze Reiseplan stand ja bei ihm!

Ich Wickelkind habe ihm ja Alles überlassen!

Sonderbar: Der Gedanke, sich nun selbst ein
Kursbuch anzuschaffen und einen Reiseplan zu
machen, kam ihm nicht.

Dafür entwarf er bereits den Brief, den er
nach seiner Ankunft in Athen "diesem Elenden"
schicken wollte: "Hier bin ich, auf der Akropolis,
und gottlob ohne den Pintscher, der mir folgen
wollte . . . Ich habe eine sehr angenehme Stelle
als Sekretär eines deutschen Privatgelehrten . . .

Zweites Buch, viertes Kapitel.
Zierleiſte. Er merkte das ſelber, und den Ge¬
danken, ſich hinter her etwa ſelber zu erſchießen,
ließ er nur ganz von Ferne vorbeidrohen.

Überhaupt nein: Weder Prügel noch Revolver,
nur Verachtung! Ein einziges Wort auf eine Poſt¬
karte geſchrieben: Lump! und dann fort!

Fort! Fort! Fort! Er rüttelte das Wort in
ſich hin und her. Fort! Fort! Aber es geſchah
halb mechaniſch, wie er ſich das in plumpen Stößen
immer wiederholte.

Fort! Fort! Natürlich: Fort!

Ich werde doch wohl wegen dieſer Kanaille
nicht hier bleiben!?

Aber dieſe Beſtie hat ja das Kursbuch! Der
ganze Reiſeplan ſtand ja bei ihm!

Ich Wickelkind habe ihm ja Alles überlaſſen!

Sonderbar: Der Gedanke, ſich nun ſelbſt ein
Kursbuch anzuſchaffen und einen Reiſeplan zu
machen, kam ihm nicht.

Dafür entwarf er bereits den Brief, den er
nach ſeiner Ankunft in Athen „dieſem Elenden“
ſchicken wollte: „Hier bin ich, auf der Akropolis,
und gottlob ohne den Pintſcher, der mir folgen
wollte . . . Ich habe eine ſehr angenehme Stelle
als Sekretär eines deutſchen Privatgelehrten . . .

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0165" n="151"/><fw place="top" type="header">Zweites Buch, viertes Kapitel.<lb/></fw> Zierlei&#x017F;te. Er merkte das &#x017F;elber, und den Ge¬<lb/>
danken, &#x017F;ich hinter her etwa &#x017F;elber zu er&#x017F;chießen,<lb/>
ließ er nur ganz von Ferne vorbeidrohen.</p><lb/>
          <p>Überhaupt nein: Weder Prügel noch Revolver,<lb/>
nur Verachtung! Ein einziges Wort auf eine Po&#x017F;<lb/>
karte ge&#x017F;chrieben: Lump! und dann fort!</p><lb/>
          <p>Fort! Fort! Fort! Er rüttelte das Wort in<lb/>
&#x017F;ich hin und her. Fort! Fort! Aber es ge&#x017F;chah<lb/>
halb mechani&#x017F;ch, wie er &#x017F;ich das in plumpen Stößen<lb/>
immer wiederholte.</p><lb/>
          <p>Fort! Fort! Natürlich: Fort!</p><lb/>
          <p>Ich werde doch wohl wegen die&#x017F;er Kanaille<lb/>
nicht hier bleiben!?</p><lb/>
          <p>Aber die&#x017F;e Be&#x017F;tie hat ja das Kursbuch! Der<lb/>
ganze Rei&#x017F;eplan &#x017F;tand ja bei ihm!</p><lb/>
          <p>Ich Wickelkind habe ihm ja Alles überla&#x017F;&#x017F;en!</p><lb/>
          <p>Sonderbar: Der Gedanke, &#x017F;ich nun &#x017F;elb&#x017F;t ein<lb/>
Kursbuch anzu&#x017F;chaffen und einen Rei&#x017F;eplan zu<lb/>
machen, kam ihm nicht.</p><lb/>
          <p>Dafür entwarf er bereits den Brief, den er<lb/>
nach &#x017F;einer Ankunft in Athen &#x201E;die&#x017F;em Elenden&#x201C;<lb/>
&#x017F;chicken wollte: &#x201E;Hier bin ich, auf der Akropolis,<lb/>
und gottlob ohne den Pint&#x017F;cher, der mir folgen<lb/>
wollte . . . Ich habe eine &#x017F;ehr angenehme Stelle<lb/>
als Sekretär eines deut&#x017F;chen Privatgelehrten . . .<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151/0165] Zweites Buch, viertes Kapitel. Zierleiſte. Er merkte das ſelber, und den Ge¬ danken, ſich hinter her etwa ſelber zu erſchießen, ließ er nur ganz von Ferne vorbeidrohen. Überhaupt nein: Weder Prügel noch Revolver, nur Verachtung! Ein einziges Wort auf eine Poſt¬ karte geſchrieben: Lump! und dann fort! Fort! Fort! Fort! Er rüttelte das Wort in ſich hin und her. Fort! Fort! Aber es geſchah halb mechaniſch, wie er ſich das in plumpen Stößen immer wiederholte. Fort! Fort! Natürlich: Fort! Ich werde doch wohl wegen dieſer Kanaille nicht hier bleiben!? Aber dieſe Beſtie hat ja das Kursbuch! Der ganze Reiſeplan ſtand ja bei ihm! Ich Wickelkind habe ihm ja Alles überlaſſen! Sonderbar: Der Gedanke, ſich nun ſelbſt ein Kursbuch anzuſchaffen und einen Reiſeplan zu machen, kam ihm nicht. Dafür entwarf er bereits den Brief, den er nach ſeiner Ankunft in Athen „dieſem Elenden“ ſchicken wollte: „Hier bin ich, auf der Akropolis, und gottlob ohne den Pintſcher, der mir folgen wollte . . . Ich habe eine ſehr angenehme Stelle als Sekretär eines deutſchen Privatgelehrten . . .

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/165
Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/165>, abgerufen am 15.05.2024.