Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.Zweites Buch, fünftes Kapitel. Tautologie!) anzugreifen. (Stössel und Wippert:Bravo!) Stilpe hat das Wort! Stilpe erhob sich und machte jedem Einzelnen, Meine Herren Naturalisten! Gleich vier Edelaustern unter unzähligen Massen Wir haben zuerst das denkwürdige Lesekränzchen 12*
Zweites Buch, fünftes Kapitel. Tautologie!) anzugreifen. (Stöſſel und Wippert:Bravo!) Stilpe hat das Wort! Stilpe erhob ſich und machte jedem Einzelnen, Meine Herren Naturaliſten! Gleich vier Edelauſtern unter unzähligen Maſſen Wir haben zuerſt das denkwürdige Leſekränzchen 12*
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Zweites Buch, fünftes Kapitel.
Tautologie!) anzugreifen. (Stöſſel und Wippert:
Bravo!) Stilpe hat das Wort!
Stilpe erhob ſich und machte jedem Einzelnen,
zuerſt dem Vorſitzenden, eine tiefe Verbeugung,
wobei er beide Hände auf den Bauch legte. Dann
fuhr er ſich mit entſchloſſenen Fingerkammſtrichen
durch die Haare, ſchleuderte ſeinen Zwicker (ſämt¬
liche Schlappdeckel trugen ſchwarze Hornzwicker
mit ſehr breiten Bändern) wie etwas überaus
Läſtiges von ſich und begann:
Meine Herren Naturaliſten!
Gleich vier Edelauſtern unter unzähligen Maſſen
niedrigen Kümmelkäſes, harter Picklinge, zer¬
krümmter Sardellen und andrer Mobdelikateſſen
verwandter Art befinden wir uns in dieſer ſchäbigen
Induſtrieſtadt und verſuchen es, wenigſtens unter
uns den Sinn für Geiſtiges zu kultivieren.
Wir haben zuerſt das denkwürdige Leſekränzchen
„Lenz“ gegründet und unterhalten, indem wir uns
an den kühnen, wenn auch künſtleriſch mangelhaften
Beſtrebungen der Sturm- und Drang-Dichter er¬
bauten, die unter dem Rouſſeaurufe „retournons
à la nature“ den Limonadenteich der damaligen
Modelitteratur mit rieſigen Klumpen Edel¬
12*
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