Stöffel: Höre mal, mein Lieber, Du hast wohl die beiden Gracchen zurückgenommen?
Barmann: Ja, und Cicero als Lieblings¬ römer proklamiert, wie dieses Stint, der brave Müller-Emil!
Das war Stilpen zuviel. Dieser Vergleich wühlte seine ganze Natur auf, und er sprach:
-- So! Also bis zu dieser Niederträchtigkeit depraviert euch ein jämmerlicher Neid! Wißt ihr, was ich gethan habe? Ich habe diesem Bieder¬ mann gesagt: Nicht die beiden Gracchen verehre ich am höchsten, denn das sind die National¬ liberalen des alten Rom, und sie kommen mir vor, wie zwei rot angemalte Zuckerstengel . . .
-- Das hast Du nicht gesagt!
-- Beim Momus, das hab ich gesagt! Und noch was hab ich gesagt: Mir imponiert überhaupt gar keiner in der ganzen alten Toga-Gesellschaft mit Ausnahme von . . .
-- Von . . .!?. . Na . . .?. . .
-- Von Catilina!
-- Donnerwetter! Ist der Kerl nicht in Ohn¬ macht gefallen?
Zweites Buch, fünftes Kapitel.
Wippert: Ein Feigling!
Barmann: Pater peccavi hat er gemacht!
Stöffel: Höre mal, mein Lieber, Du haſt wohl die beiden Gracchen zurückgenommen?
Barmann: Ja, und Cicero als Lieblings¬ römer proklamiert, wie dieſes Stint, der brave Müller-Emil!
Das war Stilpen zuviel. Dieſer Vergleich wühlte ſeine ganze Natur auf, und er ſprach:
— So! Alſo bis zu dieſer Niederträchtigkeit depraviert euch ein jämmerlicher Neid! Wißt ihr, was ich gethan habe? Ich habe dieſem Bieder¬ mann geſagt: Nicht die beiden Gracchen verehre ich am höchſten, denn das ſind die National¬ liberalen des alten Rom, und ſie kommen mir vor, wie zwei rot angemalte Zuckerſtengel . . .
— Das haſt Du nicht geſagt!
— Beim Momus, das hab ich geſagt! Und noch was hab ich geſagt: Mir imponiert überhaupt gar keiner in der ganzen alten Toga-Geſellſchaft mit Ausnahme von . . .
— Von . . .!?. . Na . . .?. . .
— Von Catilina!
— Donnerwetter! Iſt der Kerl nicht in Ohn¬ macht gefallen?
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0211"n="197"/><fwplace="top"type="header">Zweites Buch, fünftes Kapitel.<lb/></fw><p><hirendition="#g">Wippert</hi>: Ein Feigling!</p><lb/><p><hirendition="#g">Barmann</hi>: Pater peccavi hat er gemacht!</p><lb/><p><hirendition="#g">Stöffel</hi>: Höre mal, mein Lieber, Du haſt wohl<lb/>
die beiden Gracchen zurückgenommen?</p><lb/><p><hirendition="#g">Barmann</hi>: Ja, und Cicero als Lieblings¬<lb/>
römer proklamiert, wie dieſes Stint, der brave<lb/>
Müller-Emil!</p><lb/><p>Das war Stilpen zuviel. Dieſer Vergleich<lb/>
wühlte ſeine ganze Natur auf, und er ſprach:</p><lb/><p>— So! Alſo bis zu dieſer Niederträchtigkeit<lb/>
depraviert euch ein jämmerlicher Neid! Wißt ihr,<lb/>
was ich gethan habe? Ich habe dieſem Bieder¬<lb/>
mann geſagt: Nicht die beiden Gracchen verehre<lb/>
ich am höchſten, denn das ſind die National¬<lb/>
liberalen des alten Rom, und ſie kommen mir vor,<lb/>
wie zwei rot angemalte Zuckerſtengel . . .</p><lb/><p>— Das haſt Du <hirendition="#g">nicht</hi> geſagt!</p><lb/><p>— Beim Momus, das <hirendition="#g">hab</hi> ich geſagt! Und<lb/>
noch was hab ich geſagt: Mir imponiert überhaupt<lb/>
gar keiner in der ganzen alten Toga-Geſellſchaft mit<lb/>
Ausnahme von . . .</p><lb/><p>— Von . . .!?. . Na . . .?. . .</p><lb/><p>— Von Catilina!</p><lb/><p>— Donnerwetter! Iſt der Kerl nicht in Ohn¬<lb/>
macht gefallen?</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[197/0211]
Zweites Buch, fünftes Kapitel.
Wippert: Ein Feigling!
Barmann: Pater peccavi hat er gemacht!
Stöffel: Höre mal, mein Lieber, Du haſt wohl
die beiden Gracchen zurückgenommen?
Barmann: Ja, und Cicero als Lieblings¬
römer proklamiert, wie dieſes Stint, der brave
Müller-Emil!
Das war Stilpen zuviel. Dieſer Vergleich
wühlte ſeine ganze Natur auf, und er ſprach:
— So! Alſo bis zu dieſer Niederträchtigkeit
depraviert euch ein jämmerlicher Neid! Wißt ihr,
was ich gethan habe? Ich habe dieſem Bieder¬
mann geſagt: Nicht die beiden Gracchen verehre
ich am höchſten, denn das ſind die National¬
liberalen des alten Rom, und ſie kommen mir vor,
wie zwei rot angemalte Zuckerſtengel . . .
— Das haſt Du nicht geſagt!
— Beim Momus, das hab ich geſagt! Und
noch was hab ich geſagt: Mir imponiert überhaupt
gar keiner in der ganzen alten Toga-Geſellſchaft mit
Ausnahme von . . .
— Von . . .!?. . Na . . .?. . .
— Von Catilina!
— Donnerwetter! Iſt der Kerl nicht in Ohn¬
macht gefallen?
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/211>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.