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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Zweites Buch, sechstes Kapitel.

Sein Haupttrost war Bertha, das Dienst¬
mädchen.

In Deinen blauen Augen, Schatz,
Sind keine Wolken,
Also sage ich: Es giebt
Keine Wolken.

Stössel machte eine Parodie auf diese freien
Rhythmen:

Unter Deinen tümpelbraunen Augen, Schaunard,
Sind schwarz-grüne Wolken,
Also sage ich: Du bist
Eine schwarz-grüne Wolke.

Und das war richtig: Stilpe sah sehr schlecht
aus, so schlecht, daß man wirklich glauben konnte,
er überarbeite sich wegen des Examens.

Er fand das riesig interessant und gewöhnte
sich überdies an, die Lippen nach unten zu ziehen,
um das Ansehen beständiger Weltverachtung zu
haben. Freilich stimmte das nicht zur Heiterkeits¬
devise des Cenacles, aber eben das war wieder
paradox, und das Paradoxe hielt Stilpe damals
für die Hauptsache.

[Abbildung]
Zweites Buch, ſechſtes Kapitel.

Sein Haupttroſt war Bertha, das Dienſt¬
mädchen.

In Deinen blauen Augen, Schatz,
Sind keine Wolken,
Alſo ſage ich: Es giebt
Keine Wolken.

Stöſſel machte eine Parodie auf dieſe freien
Rhythmen:

Unter Deinen tümpelbraunen Augen, Schaunard,
Sind ſchwarz-grüne Wolken,
Alſo ſage ich: Du biſt
Eine ſchwarz-grüne Wolke.

Und das war richtig: Stilpe ſah ſehr ſchlecht
aus, ſo ſchlecht, daß man wirklich glauben konnte,
er überarbeite ſich wegen des Examens.

Er fand das rieſig intereſſant und gewöhnte
ſich überdies an, die Lippen nach unten zu ziehen,
um das Anſehen beſtändiger Weltverachtung zu
haben. Freilich ſtimmte das nicht zur Heiterkeits¬
deviſe des Cénacles, aber eben das war wieder
paradox, und das Paradoxe hielt Stilpe damals
für die Hauptſache.

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[201/0215] Zweites Buch, ſechſtes Kapitel. Sein Haupttroſt war Bertha, das Dienſt¬ mädchen. In Deinen blauen Augen, Schatz, Sind keine Wolken, Alſo ſage ich: Es giebt Keine Wolken. Stöſſel machte eine Parodie auf dieſe freien Rhythmen: Unter Deinen tümpelbraunen Augen, Schaunard, Sind ſchwarz-grüne Wolken, Alſo ſage ich: Du biſt Eine ſchwarz-grüne Wolke. Und das war richtig: Stilpe ſah ſehr ſchlecht aus, ſo ſchlecht, daß man wirklich glauben konnte, er überarbeite ſich wegen des Examens. Er fand das rieſig intereſſant und gewöhnte ſich überdies an, die Lippen nach unten zu ziehen, um das Anſehen beſtändiger Weltverachtung zu haben. Freilich ſtimmte das nicht zur Heiterkeits¬ deviſe des Cénacles, aber eben das war wieder paradox, und das Paradoxe hielt Stilpe damals für die Hauptſache. [Abbildung]

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/215>, abgerufen am 21.11.2024.