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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.
zeigte außerdem einen weißen und einen schwarzen
Streifen.

Stilpe war, uneingedenk des Schwurs an der
Mulde, einer Verbindung beigetreten, einer Ver¬
bindung schlechthin, die nicht Corps, nicht Burschen¬
schaft, nicht Landsmannschaft war.

Das Kanariengelb war schuld daran.

Stilpes koloristischer Blick hatte sofort bemerkt,
daß diese Farbe zu seinen glänzend schwarzen Haaren
eminent (das Wort liebte er jetzt) stehen müsse,
und es lag überhaupt etwas Schmetterndes, Ver¬
wegenes in ihr, etwas, das zu seiner augenblicklichen
Stimmung genau paßte.

-- Bitte, was kostet diese Handelsstadt? Nur
keine Bange! Nur den Preis genannt! Ich zahle
ohne Feilschen.

Ein Triumphatoren-, ein Sankt Georgsge¬
fühl! Hinter ihm, ein widerlich geschwollenes
Grau, lag der überwundene Drache Gymnasium,
vor ihm breiteten tausend junge schöne Mädchen
glänzende Teppiche aus, weit ins Land hinein, wo
rechts und links die angenehmsten Dinge als rot¬
goldene Ähren auf gelbgoldenen Halmen schau¬
kelten.

Blos mitnehmen! Blos einscheuern! Sklaven

Stilpe.
zeigte außerdem einen weißen und einen ſchwarzen
Streifen.

Stilpe war, uneingedenk des Schwurs an der
Mulde, einer Verbindung beigetreten, einer Ver¬
bindung ſchlechthin, die nicht Corps, nicht Burſchen¬
ſchaft, nicht Landsmannſchaft war.

Das Kanariengelb war ſchuld daran.

Stilpes koloriſtiſcher Blick hatte ſofort bemerkt,
daß dieſe Farbe zu ſeinen glänzend ſchwarzen Haaren
eminent (das Wort liebte er jetzt) ſtehen müſſe,
und es lag überhaupt etwas Schmetterndes, Ver¬
wegenes in ihr, etwas, das zu ſeiner augenblicklichen
Stimmung genau paßte.

— Bitte, was koſtet dieſe Handelsſtadt? Nur
keine Bange! Nur den Preis genannt! Ich zahle
ohne Feilſchen.

Ein Triumphatoren-, ein Sankt Georgsge¬
fühl! Hinter ihm, ein widerlich geſchwollenes
Grau, lag der überwundene Drache Gymnaſium,
vor ihm breiteten tauſend junge ſchöne Mädchen
glänzende Teppiche aus, weit ins Land hinein, wo
rechts und links die angenehmſten Dinge als rot¬
goldene Ähren auf gelbgoldenen Halmen ſchau¬
kelten.

Blos mitnehmen! Blos einſcheuern! Sklaven

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[218/0232] Stilpe. zeigte außerdem einen weißen und einen ſchwarzen Streifen. Stilpe war, uneingedenk des Schwurs an der Mulde, einer Verbindung beigetreten, einer Ver¬ bindung ſchlechthin, die nicht Corps, nicht Burſchen¬ ſchaft, nicht Landsmannſchaft war. Das Kanariengelb war ſchuld daran. Stilpes koloriſtiſcher Blick hatte ſofort bemerkt, daß dieſe Farbe zu ſeinen glänzend ſchwarzen Haaren eminent (das Wort liebte er jetzt) ſtehen müſſe, und es lag überhaupt etwas Schmetterndes, Ver¬ wegenes in ihr, etwas, das zu ſeiner augenblicklichen Stimmung genau paßte. — Bitte, was koſtet dieſe Handelsſtadt? Nur keine Bange! Nur den Preis genannt! Ich zahle ohne Feilſchen. Ein Triumphatoren-, ein Sankt Georgsge¬ fühl! Hinter ihm, ein widerlich geſchwollenes Grau, lag der überwundene Drache Gymnaſium, vor ihm breiteten tauſend junge ſchöne Mädchen glänzende Teppiche aus, weit ins Land hinein, wo rechts und links die angenehmſten Dinge als rot¬ goldene Ähren auf gelbgoldenen Halmen ſchau¬ kelten. Blos mitnehmen! Blos einſcheuern! Sklaven

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/232>, abgerufen am 21.11.2024.