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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Drittes Buch, erstes Kapitel.
Milieus für seine zukünftige künstlerische Ver¬
wertung, denn: Wie sollte er einmal den deutschen
Studenten darstellen, wenn er nicht auch diese
Spezies studiert hatte?

So rechtfertigte er, der nicht gerne etwas be¬
reute, aber noch weniger gerne etwas unterließ, was
ihm lustig dünkte, vor sich selber den improvisierten
Schritt, und er legte sich damit auch gleich die
Sätze zurecht, mit denen er den Cenacliers ent¬
gegentreten wollte, wenn sie ihm mit den Ein¬
wendungen kommen würden, die ja eigentlich aus
der Rüstkammer seines Intellekts stammten. Er
hatte sogar vor, sie für seine Verbindung zu keilen.

Indeß: Er kam zu spät.

Eines Tages, als er mit seiner Mütze und
seinen Verbindungsbrüdern leuchtend den Grimm¬
schen Bummel absolvierte, gewahrte er, obwohl er
regelrecht und stolz geradeaus ging und scheinbar
kein Auge für andre Couleuren hatte, unter den fünf
Mitgliedern eines rotmützigen Corps -- Stössel.

Es gab ihm einen Ruck, und schon wollte die
Hand zum hinteren Rande der gelben Mütze
zucken, da kam ihm noch rechtzeitig die Kluft zum
Bewußtsein, die zwischen diesem schmetternden Gelb
und jenem trüben Rot lag.

Drittes Buch, erſtes Kapitel.
Milieus für ſeine zukünftige künſtleriſche Ver¬
wertung, denn: Wie ſollte er einmal den deutſchen
Studenten darſtellen, wenn er nicht auch dieſe
Spezies ſtudiert hatte?

So rechtfertigte er, der nicht gerne etwas be¬
reute, aber noch weniger gerne etwas unterließ, was
ihm luſtig dünkte, vor ſich ſelber den improviſierten
Schritt, und er legte ſich damit auch gleich die
Sätze zurecht, mit denen er den Cénacliers ent¬
gegentreten wollte, wenn ſie ihm mit den Ein¬
wendungen kommen würden, die ja eigentlich aus
der Rüſtkammer ſeines Intellekts ſtammten. Er
hatte ſogar vor, ſie für ſeine Verbindung zu keilen.

Indeß: Er kam zu ſpät.

Eines Tages, als er mit ſeiner Mütze und
ſeinen Verbindungsbrüdern leuchtend den Grimm¬
ſchen Bummel abſolvierte, gewahrte er, obwohl er
regelrecht und ſtolz geradeaus ging und ſcheinbar
kein Auge für andre Couleuren hatte, unter den fünf
Mitgliedern eines rotmützigen Corps — Stöſſel.

Es gab ihm einen Ruck, und ſchon wollte die
Hand zum hinteren Rande der gelben Mütze
zucken, da kam ihm noch rechtzeitig die Kluft zum
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und jenem trüben Rot lag.

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[221/0235] Drittes Buch, erſtes Kapitel. Milieus für ſeine zukünftige künſtleriſche Ver¬ wertung, denn: Wie ſollte er einmal den deutſchen Studenten darſtellen, wenn er nicht auch dieſe Spezies ſtudiert hatte? So rechtfertigte er, der nicht gerne etwas be¬ reute, aber noch weniger gerne etwas unterließ, was ihm luſtig dünkte, vor ſich ſelber den improviſierten Schritt, und er legte ſich damit auch gleich die Sätze zurecht, mit denen er den Cénacliers ent¬ gegentreten wollte, wenn ſie ihm mit den Ein¬ wendungen kommen würden, die ja eigentlich aus der Rüſtkammer ſeines Intellekts ſtammten. Er hatte ſogar vor, ſie für ſeine Verbindung zu keilen. Indeß: Er kam zu ſpät. Eines Tages, als er mit ſeiner Mütze und ſeinen Verbindungsbrüdern leuchtend den Grimm¬ ſchen Bummel abſolvierte, gewahrte er, obwohl er regelrecht und ſtolz geradeaus ging und ſcheinbar kein Auge für andre Couleuren hatte, unter den fünf Mitgliedern eines rotmützigen Corps — Stöſſel. Es gab ihm einen Ruck, und ſchon wollte die Hand zum hinteren Rande der gelben Mütze zucken, da kam ihm noch rechtzeitig die Kluft zum Bewußtſein, die zwiſchen dieſem ſchmetternden Gelb und jenem trüben Rot lag.

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/235>, abgerufen am 21.11.2024.