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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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erscheinungen. Kurz gesagt: Willibald war außer¬
halb der jeweiligen Bonbonwirkungen eine beträcht¬
liche Range.

Der andre Grund zur Überführung des jungen
Knaben ins Freimaurerinstitut lag mehr auf wissen¬
schaftlichem Gebiete.

Wenn jemand einen Sohn bekommen hat, so
meldet sich, kaum daß die erste Windel trocken ge¬
worden ist, die ernste Frage: Was soll der Junge
werden? Ist es erstaunlich, daß Stilpe-Vaters
Antwort darauf mit der Sicherheit einer Reflex¬
bewegung lautete: ein Lepidopterologe? Diese Ant¬
wort ist durchaus begreiflich. Stilpe senior
empfand wie jeder Vater seinen Sohn als eine
Fortsetzung seiner selbst; was lag da näher, als
daß er in ihm auch den zukünftigen Fortsetzer
seiner Lebensaufgabe sah? Und nun konnte er sich
zwar sagen, daß er selbst schon manchen Schmetter¬
ling zur Ehre der Wissenschaft aufgespießt hatte, aber
die sattsam bekannte Bescheidenheit unsrer exakten
Wissenschaftler erfüllte ihn doch zu sehr, als daß
er nicht auch hätte hinzufügen müssen: Es giebt
immer noch unaufgespießte Schmetterlinge genug,
ja übergenug. Welch ein lieblicher Gedanke aber,
daß der Sohn die Schmetterlinge einregistrieren

Stilpe.
erſcheinungen. Kurz geſagt: Willibald war außer¬
halb der jeweiligen Bonbonwirkungen eine beträcht¬
liche Range.

Der andre Grund zur Überführung des jungen
Knaben ins Freimaurerinſtitut lag mehr auf wiſſen¬
ſchaftlichem Gebiete.

Wenn jemand einen Sohn bekommen hat, ſo
meldet ſich, kaum daß die erſte Windel trocken ge¬
worden iſt, die ernſte Frage: Was ſoll der Junge
werden? Iſt es erſtaunlich, daß Stilpe-Vaters
Antwort darauf mit der Sicherheit einer Reflex¬
bewegung lautete: ein Lepidopterologe? Dieſe Ant¬
wort iſt durchaus begreiflich. Stilpe ſenior
empfand wie jeder Vater ſeinen Sohn als eine
Fortſetzung ſeiner ſelbſt; was lag da näher, als
daß er in ihm auch den zukünftigen Fortſetzer
ſeiner Lebensaufgabe ſah? Und nun konnte er ſich
zwar ſagen, daß er ſelbſt ſchon manchen Schmetter¬
ling zur Ehre der Wiſſenſchaft aufgeſpießt hatte, aber
die ſattſam bekannte Beſcheidenheit unſrer exakten
Wiſſenſchaftler erfüllte ihn doch zu ſehr, als daß
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[10/0024] Stilpe. erſcheinungen. Kurz geſagt: Willibald war außer¬ halb der jeweiligen Bonbonwirkungen eine beträcht¬ liche Range. Der andre Grund zur Überführung des jungen Knaben ins Freimaurerinſtitut lag mehr auf wiſſen¬ ſchaftlichem Gebiete. Wenn jemand einen Sohn bekommen hat, ſo meldet ſich, kaum daß die erſte Windel trocken ge¬ worden iſt, die ernſte Frage: Was ſoll der Junge werden? Iſt es erſtaunlich, daß Stilpe-Vaters Antwort darauf mit der Sicherheit einer Reflex¬ bewegung lautete: ein Lepidopterologe? Dieſe Ant¬ wort iſt durchaus begreiflich. Stilpe ſenior empfand wie jeder Vater ſeinen Sohn als eine Fortſetzung ſeiner ſelbſt; was lag da näher, als daß er in ihm auch den zukünftigen Fortſetzer ſeiner Lebensaufgabe ſah? Und nun konnte er ſich zwar ſagen, daß er ſelbſt ſchon manchen Schmetter¬ ling zur Ehre der Wiſſenſchaft aufgeſpießt hatte, aber die ſattſam bekannte Beſcheidenheit unſrer exakten Wiſſenſchaftler erfüllte ihn doch zu ſehr, als daß er nicht auch hätte hinzufügen müſſen: Es giebt immer noch unaufgeſpießte Schmetterlinge genug, ja übergenug. Welch ein lieblicher Gedanke aber, daß der Sohn die Schmetterlinge einregiſtrieren

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/24>, abgerufen am 21.11.2024.