Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.Stilpe. ausbruch, so daß niemand im stande war, zuentscheiden, ob hinter diesen burlesken Selbstanklagen nicht doch eine Spur von Ernst steckte, da rief er: Aber das kommt von der Abstinenz! Seit 75 Mi¬ nuten habe ich keinen Alkohol gesehen. Auf! Laßt uns in ein Gebärhaus tröstlicher Gedanken wallen, und wenn es eine Gosenstube wäre. Kennt ihr mein Ritornell?: Molkige Gose! Bezeugte nicht Dein Rausch sehr hohen Rang, Nännt ich dich Sauce. Mit einziger Ausnahme des Brechweines gab Aber die "schweren Sachen" bevorzugte er. Stilpe. ausbruch, ſo daß niemand im ſtande war, zuentſcheiden, ob hinter dieſen burleſken Selbſtanklagen nicht doch eine Spur von Ernſt ſteckte, da rief er: Aber das kommt von der Abſtinenz! Seit 75 Mi¬ nuten habe ich keinen Alkohol geſehen. Auf! Laßt uns in ein Gebärhaus tröſtlicher Gedanken wallen, und wenn es eine Goſenſtube wäre. Kennt ihr mein Ritornell?: Molkige Goſe! Bezeugte nicht Dein Rauſch ſehr hohen Rang, Nännt ich dich Sauce. Mit einziger Ausnahme des Brechweines gab Aber die „ſchweren Sachen“ bevorzugte er. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0246" n="232"/><fw place="top" type="header">Stilpe.<lb/></fw> ausbruch, ſo daß niemand im ſtande war, zu<lb/> entſcheiden, ob hinter dieſen burleſken Selbſtanklagen<lb/> nicht doch eine Spur von Ernſt ſteckte, da rief er:<lb/> Aber das kommt von der Abſtinenz! Seit 75 Mi¬<lb/> nuten habe ich keinen Alkohol geſehen. Auf! Laßt<lb/> uns in ein Gebärhaus tröſtlicher Gedanken wallen,<lb/> und wenn es eine Goſenſtube wäre. Kennt ihr<lb/> mein Ritornell?:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Molkige Goſe!</l><lb/> <l>Bezeugte nicht Dein Rauſch ſehr hohen Rang,</l><lb/> <l>Nännt ich dich Sauce.</l><lb/> </lg> <p>Mit einziger Ausnahme des Brechweines gab<lb/> es kein alkoholiſches Getränk, dem ſich Stilpe nicht<lb/> mit Hingabe widmete.</p><lb/> <p>Aber die „ſchweren Sachen“ bevorzugte er.<lb/> Das Leipziger Lagerbier war bald nicht mehr im<lb/> ſtande, ihm irgend etwas anzuhaben. Er nannte<lb/> es „ſchlechterdings Waſſer“ und konnte es durch¬<lb/> aus nicht begreifen, daß man „es noch immer in<lb/> Brauereien herſtellt; man ſollte doch merken, daß<lb/> es aus dem Schoße der Erde quillt, denn es iſt<lb/> im eigentlichen Sinne culturlos.“ Dagegen zollte<lb/> er direkt Ehrerbietung der oſtpreußiſchen Bowle,<lb/> die aus Burgunder, Porterbier, Sekt und Cognac<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [232/0246]
Stilpe.
ausbruch, ſo daß niemand im ſtande war, zu
entſcheiden, ob hinter dieſen burleſken Selbſtanklagen
nicht doch eine Spur von Ernſt ſteckte, da rief er:
Aber das kommt von der Abſtinenz! Seit 75 Mi¬
nuten habe ich keinen Alkohol geſehen. Auf! Laßt
uns in ein Gebärhaus tröſtlicher Gedanken wallen,
und wenn es eine Goſenſtube wäre. Kennt ihr
mein Ritornell?:
Molkige Goſe!
Bezeugte nicht Dein Rauſch ſehr hohen Rang,
Nännt ich dich Sauce.
Mit einziger Ausnahme des Brechweines gab
es kein alkoholiſches Getränk, dem ſich Stilpe nicht
mit Hingabe widmete.
Aber die „ſchweren Sachen“ bevorzugte er.
Das Leipziger Lagerbier war bald nicht mehr im
ſtande, ihm irgend etwas anzuhaben. Er nannte
es „ſchlechterdings Waſſer“ und konnte es durch¬
aus nicht begreifen, daß man „es noch immer in
Brauereien herſtellt; man ſollte doch merken, daß
es aus dem Schoße der Erde quillt, denn es iſt
im eigentlichen Sinne culturlos.“ Dagegen zollte
er direkt Ehrerbietung der oſtpreußiſchen Bowle,
die aus Burgunder, Porterbier, Sekt und Cognac
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