Ein bischen dumm und dessen dumpf bewußt, Demütigen Herzens und Angenehm lächerlich."
Stilpe war es, der einen solchen Jüngling entdeckte: -- Herrn stud. phil. Lehmann aus Liegnitz.
Er hatte ihn in "so einem" Hause der Magazin¬ gasse aufgelesen. Dort, in einem Salon, war ihm der blasse, etwas angefettete junge Mann durch eine sehr dicke Brieftasche und schwermütiges Be¬ tragen aufgefallen.
-- Sie fühlen sich nicht wohl in dieser Um¬ gebung, hatte Stilpe zu ihm gesagt, als sie sich ein¬ ander vorgestellt hatten. Ich begreife das. Man geht hierher, um sich nicht wohlzufühlen. Man will sich kasteien. Sie peitschen sich lieber mit blonden Ruten, ich lieber mit braunen. Das ist der ganze Unterschied. Temperamentssache.
-- Ach ja, es ist schrecklich, antwortete der Philologe Lehmann; ich verabscheue diese Häuser, aber, sehen Sie, ich finde ja draußen nichts, und dabei bin ich doch so . . . so . . . so sinnlich. Ach, leider!
Stilpe.
Ein bischen dumm und deſſen dumpf bewußt, Demütigen Herzens und Angenehm lächerlich.“
Stilpe war es, der einen ſolchen Jüngling entdeckte: — Herrn ſtud. phil. Lehmann aus Liegnitz.
Er hatte ihn in „ſo einem“ Hauſe der Magazin¬ gaſſe aufgeleſen. Dort, in einem Salon, war ihm der blaſſe, etwas angefettete junge Mann durch eine ſehr dicke Brieftaſche und ſchwermütiges Be¬ tragen aufgefallen.
— Sie fühlen ſich nicht wohl in dieſer Um¬ gebung, hatte Stilpe zu ihm geſagt, als ſie ſich ein¬ ander vorgeſtellt hatten. Ich begreife das. Man geht hierher, um ſich nicht wohlzufühlen. Man will ſich kaſteien. Sie peitſchen ſich lieber mit blonden Ruten, ich lieber mit braunen. Das iſt der ganze Unterſchied. Temperamentsſache.
— Ach ja, es iſt ſchrecklich, antwortete der Philologe Lehmann; ich verabſcheue dieſe Häuſer, aber, ſehen Sie, ich finde ja draußen nichts, und dabei bin ich doch ſo . . . ſo . . . ſo ſinnlich. Ach, leider!
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Stilpe.
Ein bischen dumm und deſſen dumpf bewußt,
Demütigen Herzens
und
Angenehm lächerlich.“
Stilpe war es, der einen ſolchen Jüngling
entdeckte: — Herrn ſtud. phil. Lehmann aus
Liegnitz.
Er hatte ihn in „ſo einem“ Hauſe der Magazin¬
gaſſe aufgeleſen. Dort, in einem Salon, war ihm
der blaſſe, etwas angefettete junge Mann durch
eine ſehr dicke Brieftaſche und ſchwermütiges Be¬
tragen aufgefallen.
— Sie fühlen ſich nicht wohl in dieſer Um¬
gebung, hatte Stilpe zu ihm geſagt, als ſie ſich ein¬
ander vorgeſtellt hatten. Ich begreife das. Man
geht hierher, um ſich nicht wohlzufühlen. Man
will ſich kaſteien. Sie peitſchen ſich lieber mit
blonden Ruten, ich lieber mit braunen. Das iſt
der ganze Unterſchied. Temperamentsſache.
— Ach ja, es iſt ſchrecklich, antwortete der
Philologe Lehmann; ich verabſcheue dieſe Häuſer,
aber, ſehen Sie, ich finde ja draußen nichts, und
dabei bin ich doch ſo . . . ſo . . . ſo ſinnlich. Ach,
leider!
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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/248>, abgerufen am 21.11.2024.
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