So ward Willibald, als er acht Jahre alt war, in die Zöglingsschaar des Freimaurerinstitutes eingereiht.
Acht Jahre alt! Mit Bonbons erzogen! Sehr eigensinnig! Sehr zart! Sehr blaß! Und nun plötzlich unter dem Glassturz zärtlichster Bemutte¬ rung hervorgezogen und einer Knabenstriegelungs¬ anstalt überantwortet, die geradezu spartanischen Erziehungsgrundsätzen huldigte . . . !
Oh mein kleiner Willibald, was wirst du er¬ leben müssen! Wehe, die Zeit der Bonbons ist vorüber.
Willibald erhielt die Nummer 171, als er ins Institut eintrat. Man schrieb sie ihm mit Tinte in die Wäsche, nähte sie ihm in die Kleider, klebte sie ihm in Stiefel und Mütze; sie stand auf seinem Kleider- und Bücherschrank, sie stand auf seinem Bette, sie stand auf seinem Waschbecken, seinem Stiefelwichsplatz, seinem Seifenkasten; und auch auf dem hölzernen Gewehre stand sie, mit dem er exerzierte. Denn es wurde exerziert in diesem Institute, exerziert unter der Leitung zweier schnauz¬ bärtiger ehemaliger Unteroffiziere, die auch sonst als Knabendresseure einen wichtigen Platz im Er¬ ziehungsplane dieser martialischen Anstalt hatten.
Stilpe.
So ward Willibald, als er acht Jahre alt war, in die Zöglingsſchaar des Freimaurerinſtitutes eingereiht.
Acht Jahre alt! Mit Bonbons erzogen! Sehr eigenſinnig! Sehr zart! Sehr blaß! Und nun plötzlich unter dem Glasſturz zärtlichſter Bemutte¬ rung hervorgezogen und einer Knabenſtriegelungs¬ anſtalt überantwortet, die geradezu ſpartaniſchen Erziehungsgrundſätzen huldigte . . . !
Oh mein kleiner Willibald, was wirſt du er¬ leben müſſen! Wehe, die Zeit der Bonbons iſt vorüber.
Willibald erhielt die Nummer 171, als er ins Inſtitut eintrat. Man ſchrieb ſie ihm mit Tinte in die Wäſche, nähte ſie ihm in die Kleider, klebte ſie ihm in Stiefel und Mütze; ſie ſtand auf ſeinem Kleider- und Bücherſchrank, ſie ſtand auf ſeinem Bette, ſie ſtand auf ſeinem Waſchbecken, ſeinem Stiefelwichsplatz, ſeinem Seifenkaſten; und auch auf dem hölzernen Gewehre ſtand ſie, mit dem er exerzierte. Denn es wurde exerziert in dieſem Inſtitute, exerziert unter der Leitung zweier ſchnauz¬ bärtiger ehemaliger Unteroffiziere, die auch ſonſt als Knabendreſſeure einen wichtigen Platz im Er¬ ziehungsplane dieſer martialiſchen Anſtalt hatten.
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Stilpe.
So ward Willibald, als er acht Jahre alt
war, in die Zöglingsſchaar des Freimaurerinſtitutes
eingereiht.
Acht Jahre alt! Mit Bonbons erzogen! Sehr
eigenſinnig! Sehr zart! Sehr blaß! Und nun
plötzlich unter dem Glasſturz zärtlichſter Bemutte¬
rung hervorgezogen und einer Knabenſtriegelungs¬
anſtalt überantwortet, die geradezu ſpartaniſchen
Erziehungsgrundſätzen huldigte . . . !
Oh mein kleiner Willibald, was wirſt du er¬
leben müſſen! Wehe, die Zeit der Bonbons iſt
vorüber.
Willibald erhielt die Nummer 171, als er ins
Inſtitut eintrat. Man ſchrieb ſie ihm mit Tinte
in die Wäſche, nähte ſie ihm in die Kleider, klebte
ſie ihm in Stiefel und Mütze; ſie ſtand auf ſeinem
Kleider- und Bücherſchrank, ſie ſtand auf ſeinem
Bette, ſie ſtand auf ſeinem Waſchbecken, ſeinem
Stiefelwichsplatz, ſeinem Seifenkaſten; und auch
auf dem hölzernen Gewehre ſtand ſie, mit dem er
exerzierte. Denn es wurde exerziert in dieſem
Inſtitute, exerziert unter der Leitung zweier ſchnauz¬
bärtiger ehemaliger Unteroffiziere, die auch ſonſt
als Knabendreſſeure einen wichtigen Platz im Er¬
ziehungsplane dieſer martialiſchen Anſtalt hatten.
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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/26>, abgerufen am 21.11.2024.
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