-- Das ist mir lieb, zu hören. Aber sela! Als ich draußen war, sagte ich mir: So, die Sache ist nun fix; wo tröst ich meine Seele? Und da besuchte ich denn, aber Du darfst nicht rot werden, Referendar, jene Hausbesitzerin, von der wir manchmal gesungen haben:
Warum ist Deine Laterne wie Blut so rot, Amalie?
Du hast das sehr schön singen können, mein Engel, und oft habe ich Dich im Scheine dieser Laterne stehen sehen, überglüht wie von der Morgenröte. So magisch wirst Du nie wieder aussehen, nie! Und darum prost und sela! Apropos: Du bist doch verlobt?
-- Das gehört wol nicht hierher.
-- Nein, es fiel mir in diesem Zusammen¬ hange blos so ein. Weißt Du, mir fällt immer das Ungehörige ein, hehe. Übrigens fange ich an, in Stimmung zu kommen, und da rutschen mir immer die Gedanken aus. Wart mal, wovon sprach ich doch. Richtig: Von Deiner Braut! Ist sie wieder gesund?
-- Sei nicht albern. Du sprachst von dem Hause dieser alten Vettel, dieser Amalie.
Stilpe.
— Das iſt mir lieb, zu hören. Aber ſela! Als ich draußen war, ſagte ich mir: So, die Sache iſt nun fix; wo tröſt ich meine Seele? Und da beſuchte ich denn, aber Du darfſt nicht rot werden, Referendar, jene Hausbeſitzerin, von der wir manchmal geſungen haben:
Warum iſt Deine Laterne wie Blut ſo rot, Amalie?
Du haſt das ſehr ſchön ſingen können, mein Engel, und oft habe ich Dich im Scheine dieſer Laterne ſtehen ſehen, überglüht wie von der Morgenröte. So magiſch wirſt Du nie wieder ausſehen, nie! Und darum proſt und ſela! Apropos: Du biſt doch verlobt?
— Das gehört wol nicht hierher.
— Nein, es fiel mir in dieſem Zuſammen¬ hange blos ſo ein. Weißt Du, mir fällt immer das Ungehörige ein, hehe. Übrigens fange ich an, in Stimmung zu kommen, und da rutſchen mir immer die Gedanken aus. Wart mal, wovon ſprach ich doch. Richtig: Von Deiner Braut! Iſt ſie wieder geſund?
— Sei nicht albern. Du ſprachſt von dem Hauſe dieſer alten Vettel, dieſer Amalie.
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Stilpe.
— Das iſt mir lieb, zu hören. Aber ſela!
Als ich draußen war, ſagte ich mir: So, die Sache
iſt nun fix; wo tröſt ich meine Seele? Und da
beſuchte ich denn, aber Du darfſt nicht rot werden,
Referendar, jene Hausbeſitzerin, von der wir
manchmal geſungen haben:
Warum iſt Deine Laterne wie Blut ſo rot,
Amalie?
Du haſt das ſehr ſchön ſingen können, mein
Engel, und oft habe ich Dich im Scheine dieſer
Laterne ſtehen ſehen, überglüht wie von der
Morgenröte. So magiſch wirſt Du nie wieder
ausſehen, nie! Und darum proſt und ſela!
Apropos: Du biſt doch verlobt?
— Das gehört wol nicht hierher.
— Nein, es fiel mir in dieſem Zuſammen¬
hange blos ſo ein. Weißt Du, mir fällt immer
das Ungehörige ein, hehe. Übrigens fange ich an,
in Stimmung zu kommen, und da rutſchen mir
immer die Gedanken aus. Wart mal, wovon
ſprach ich doch. Richtig: Von Deiner Braut!
Iſt ſie wieder geſund?
— Sei nicht albern. Du ſprachſt von dem
Hauſe dieſer alten Vettel, dieſer Amalie.
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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/306>, abgerufen am 22.11.2024.
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