-- Bitte recht sehr! Ich war noch nicht fertig! Leute wie Stilpe nehme ich aus. Er ist freilich ein Pamphletist, aber, zum Teufel, er hat einen alten Hut voll Talent.
-- Ich pfeife auf diese Art von Talent, hinter dem kein Charakter steckt. Galle, Neid und Größen¬ wahn, nichts weiter! Den alten Hut haben hier Viele auf.
-- Du irrst Dich, es steckt mehr dahinter. Stilpe ist eine der interessantesten Erscheinungen in der Berliner Litteratur. Ein giftiges Aas, meinet¬ wegen! Aber: Unerschrocken! Kennst Du denn seine Karriere?
-- Ach was! Er wird sich durchgebohrt haben wie alle diese Holzpapierwürmer.
-- Urteile doch nicht so ins Blaue! Ich sage Dir offen: Ich habe Respekt vor dem Mann!
-- Oder Angst.
-- Unsinn! Respekt sage ich.
-- Auch Hochachtung?
-- Ach! Hochachtung. Vor einem Kritiker hat man nie Hochachtung. Aber er imponiert mir. Die Art wie er sich durchgesetzt hat, gefällt mir, weil sie beweist, daß ihm der ganze Journalismus nur eine Gelegenheit zu Stilübungen ist. Vor drei
Viertes Buch, erſtes Kapitel.
— Bitte recht ſehr! Ich war noch nicht fertig! Leute wie Stilpe nehme ich aus. Er iſt freilich ein Pamphletiſt, aber, zum Teufel, er hat einen alten Hut voll Talent.
— Ich pfeife auf dieſe Art von Talent, hinter dem kein Charakter ſteckt. Galle, Neid und Größen¬ wahn, nichts weiter! Den alten Hut haben hier Viele auf.
— Du irrſt Dich, es ſteckt mehr dahinter. Stilpe iſt eine der intereſſanteſten Erſcheinungen in der Berliner Litteratur. Ein giftiges Aas, meinet¬ wegen! Aber: Unerſchrocken! Kennſt Du denn ſeine Karrière?
— Ach was! Er wird ſich durchgebohrt haben wie alle dieſe Holzpapierwürmer.
— Urteile doch nicht ſo ins Blaue! Ich ſage Dir offen: Ich habe Reſpekt vor dem Mann!
— Oder Angſt.
— Unſinn! Reſpekt ſage ich.
— Auch Hochachtung?
— Ach! Hochachtung. Vor einem Kritiker hat man nie Hochachtung. Aber er imponiert mir. Die Art wie er ſich durchgeſetzt hat, gefällt mir, weil ſie beweiſt, daß ihm der ganze Journalismus nur eine Gelegenheit zu Stilübungen iſt. Vor drei
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Viertes Buch, erſtes Kapitel.
— Bitte recht ſehr! Ich war noch nicht fertig!
Leute wie Stilpe nehme ich aus. Er iſt freilich
ein Pamphletiſt, aber, zum Teufel, er hat einen
alten Hut voll Talent.
— Ich pfeife auf dieſe Art von Talent, hinter
dem kein Charakter ſteckt. Galle, Neid und Größen¬
wahn, nichts weiter! Den alten Hut haben hier
Viele auf.
— Du irrſt Dich, es ſteckt mehr dahinter.
Stilpe iſt eine der intereſſanteſten Erſcheinungen in
der Berliner Litteratur. Ein giftiges Aas, meinet¬
wegen! Aber: Unerſchrocken! Kennſt Du denn
ſeine Karrière?
— Ach was! Er wird ſich durchgebohrt haben
wie alle dieſe Holzpapierwürmer.
— Urteile doch nicht ſo ins Blaue! Ich ſage
Dir offen: Ich habe Reſpekt vor dem Mann!
— Oder Angſt.
— Unſinn! Reſpekt ſage ich.
— Auch Hochachtung?
— Ach! Hochachtung. Vor einem Kritiker hat
man nie Hochachtung. Aber er imponiert mir.
Die Art wie er ſich durchgeſetzt hat, gefällt mir,
weil ſie beweiſt, daß ihm der ganze Journalismus
nur eine Gelegenheit zu Stilübungen iſt. Vor drei
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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/317>, abgerufen am 22.11.2024.
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