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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Viertes Buch, drittes Kapitel.
nicht sogleich brauchen konnte, denen er aber mit
väterlichem Wohlwollen erklärte: Später peutetre!

Seine Haupthelfer waren der Zungenschnalzer
und Martha die Muse. Diese beiden besaßen die
eingehende Fachkenntnis, die ihm, dem Organisator
und Neuschöpfer, doch abging.

Der Zungenschnalzer wurde als "Choreograph",
Martha als "Direktrice für Chanson und verwandte
Gebiete" engagiert. Der Bärenführer, der Peri¬
pathetiker und Kasimir konnten in festen Stellungen
nicht verwandt werden, doch übten sie das Amt
lyrischer Lektoren aus.

Kasimir stöhnte am lautesten unter dieser Bürde:

-- Lauter Joethes, Bacillenschwärme von Joe¬
thes; es ist sehr scheußlich.

Und fortwährend zitierte er die ihm verfallenen
Lyriker mit dem Tone ironischer Ergriffenheit.

Der Peripathetiker mißbrauchte die ihm anver¬
trauten Gedichtblätter zu Manuskripten, und der
Bärenführer erklärte, daß er nur über solche Lyrik
objektiv urteilen könnte, der deutsche Briefmarken
als Rückporto beigelegt seien. Im Übrigen inter¬
essierte der ganze Momus diese Drei nur insofern,
als sie durchaus wünschten, auf dem Programm
der Premiere zu stehen. Stilpe war auch ganz

Viertes Buch, drittes Kapitel.
nicht ſogleich brauchen konnte, denen er aber mit
väterlichem Wohlwollen erklärte: Später peutêtre!

Seine Haupthelfer waren der Zungenſchnalzer
und Martha die Muſe. Dieſe beiden beſaßen die
eingehende Fachkenntnis, die ihm, dem Organiſator
und Neuſchöpfer, doch abging.

Der Zungenſchnalzer wurde als „Choreograph“,
Martha als „Direktrice für Chanſon und verwandte
Gebiete“ engagiert. Der Bärenführer, der Peri¬
pathetiker und Kaſimir konnten in feſten Stellungen
nicht verwandt werden, doch übten ſie das Amt
lyriſcher Lektoren aus.

Kaſimir ſtöhnte am lauteſten unter dieſer Bürde:

— Lauter Joethes, Bacillenſchwärme von Joe¬
thes; es iſt ſehr ſcheußlich.

Und fortwährend zitierte er die ihm verfallenen
Lyriker mit dem Tone ironiſcher Ergriffenheit.

Der Peripathetiker mißbrauchte die ihm anver¬
trauten Gedichtblätter zu Manuſkripten, und der
Bärenführer erklärte, daß er nur über ſolche Lyrik
objektiv urteilen könnte, der deutſche Briefmarken
als Rückporto beigelegt ſeien. Im Übrigen inter¬
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als ſie durchaus wünſchten, auf dem Programm
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[365/0379] Viertes Buch, drittes Kapitel. nicht ſogleich brauchen konnte, denen er aber mit väterlichem Wohlwollen erklärte: Später peutêtre! Seine Haupthelfer waren der Zungenſchnalzer und Martha die Muſe. Dieſe beiden beſaßen die eingehende Fachkenntnis, die ihm, dem Organiſator und Neuſchöpfer, doch abging. Der Zungenſchnalzer wurde als „Choreograph“, Martha als „Direktrice für Chanſon und verwandte Gebiete“ engagiert. Der Bärenführer, der Peri¬ pathetiker und Kaſimir konnten in feſten Stellungen nicht verwandt werden, doch übten ſie das Amt lyriſcher Lektoren aus. Kaſimir ſtöhnte am lauteſten unter dieſer Bürde: — Lauter Joethes, Bacillenſchwärme von Joe¬ thes; es iſt ſehr ſcheußlich. Und fortwährend zitierte er die ihm verfallenen Lyriker mit dem Tone ironiſcher Ergriffenheit. Der Peripathetiker mißbrauchte die ihm anver¬ trauten Gedichtblätter zu Manuſkripten, und der Bärenführer erklärte, daß er nur über ſolche Lyrik objektiv urteilen könnte, der deutſche Briefmarken als Rückporto beigelegt ſeien. Im Übrigen inter¬ eſſierte der ganze Momus dieſe Drei nur inſofern, als ſie durchaus wünſchten, auf dem Programm der Première zu ſtehen. Stilpe war auch ganz

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/379>, abgerufen am 22.11.2024.