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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Erstes Buch, fünftes Kapitel.
den er botanisierend dort wandeln sah, oder die
Frau Buschklepperin, von der unter den Jungen die
Rede ging, sie prügele ihren Mann jede Woche
mindestens einmal. Das machte sie unter den
Jungens zwar sehr beliebt, aber für Willibalds
Zwecke genügte es doch nicht.

Etwa vier Wochen lang lauerte Willibald auf
Josephine, da kam wieder so ein Selektanerabend,
der mit des Direktors Kegelvergnügen zusammenfiel.

Diesmal waren Alkohol und Nikotin in den
Hintergrund gedrängt durch ein großes und
heroisches Unternehmen. Einer von den Großen
hatte sich den Schlüssel zur Küche verschafft, neben
der ein Keller voll Äpfel lag. Und es war die
Losung verteilt worden, daß jeder Selektaner seinen
Reisekoffer bereit halten sollte zu einem Raubzuge
auf diese Äpfel. Nur ein paar Strunks waren
ausgewählt, Postendienste zu leisten. Es war ein
Beweis für das Vertrauen, das man Willibald ent¬
gegenbrachte, daß auch er der Vorpostenkette eingereiht
wurde. Der Postenkommandant aber war Fliczek.
Er hatte sich zwar dagegen gewehrt und das
verantwortungsvolle Amt durchaus nicht annehmen
wollen, aber die übrigen Großen hatten ihn beim
Ehrenpunkte gefaßt und erklärt, er, als der

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Erſtes Buch, fünftes Kapitel.
den er botaniſierend dort wandeln ſah, oder die
Frau Buſchklepperin, von der unter den Jungen die
Rede ging, ſie prügele ihren Mann jede Woche
mindeſtens einmal. Das machte ſie unter den
Jungens zwar ſehr beliebt, aber für Willibalds
Zwecke genügte es doch nicht.

Etwa vier Wochen lang lauerte Willibald auf
Joſephine, da kam wieder ſo ein Selektanerabend,
der mit des Direktors Kegelvergnügen zuſammenfiel.

Diesmal waren Alkohol und Nikotin in den
Hintergrund gedrängt durch ein großes und
heroiſches Unternehmen. Einer von den Großen
hatte ſich den Schlüſſel zur Küche verſchafft, neben
der ein Keller voll Äpfel lag. Und es war die
Loſung verteilt worden, daß jeder Selektaner ſeinen
Reiſekoffer bereit halten ſollte zu einem Raubzuge
auf dieſe Äpfel. Nur ein paar Strunks waren
ausgewählt, Poſtendienſte zu leiſten. Es war ein
Beweis für das Vertrauen, das man Willibald ent¬
gegenbrachte, daß auch er der Vorpoſtenkette eingereiht
wurde. Der Poſtenkommandant aber war Fliczek.
Er hatte ſich zwar dagegen gewehrt und das
verantwortungsvolle Amt durchaus nicht annehmen
wollen, aber die übrigen Großen hatten ihn beim
Ehrenpunkte gefaßt und erklärt, er, als der

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[51/0065] Erſtes Buch, fünftes Kapitel. den er botaniſierend dort wandeln ſah, oder die Frau Buſchklepperin, von der unter den Jungen die Rede ging, ſie prügele ihren Mann jede Woche mindeſtens einmal. Das machte ſie unter den Jungens zwar ſehr beliebt, aber für Willibalds Zwecke genügte es doch nicht. Etwa vier Wochen lang lauerte Willibald auf Joſephine, da kam wieder ſo ein Selektanerabend, der mit des Direktors Kegelvergnügen zuſammenfiel. Diesmal waren Alkohol und Nikotin in den Hintergrund gedrängt durch ein großes und heroiſches Unternehmen. Einer von den Großen hatte ſich den Schlüſſel zur Küche verſchafft, neben der ein Keller voll Äpfel lag. Und es war die Loſung verteilt worden, daß jeder Selektaner ſeinen Reiſekoffer bereit halten ſollte zu einem Raubzuge auf dieſe Äpfel. Nur ein paar Strunks waren ausgewählt, Poſtendienſte zu leiſten. Es war ein Beweis für das Vertrauen, das man Willibald ent¬ gegenbrachte, daß auch er der Vorpoſtenkette eingereiht wurde. Der Poſtenkommandant aber war Fliczek. Er hatte ſich zwar dagegen gewehrt und das verantwortungsvolle Amt durchaus nicht annehmen wollen, aber die übrigen Großen hatten ihn beim Ehrenpunkte gefaßt und erklärt, er, als der 4*

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/65>, abgerufen am 25.11.2024.