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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.

Auch während der Andacht hielt dies Wesen
an. Alle Hosentaschen der Selektaner staken voller
Äpfel, und man griff sich gegenseitig an die Taschen
und kicherte dazu. Als einer, mitten in dem sehr
langen und feierlichen Gebete des Vizedirektors,
der mit Vorliebe Sprüche aus Jesus Sirach ein¬
flocht, zu seinem Nachbar sagte: Ich hab schon
Bauchkneipen, da setzte sich diese Mitteilung im
Flüstertone durch die ganze erste Reihe fort, und
der Vizedirektor mußte in seinen Sirach ein
grollendes: Ruhe! einschieben.

Aber schon nach der zweiten Unterrichtstunde,
als die Körbe mit Dreierbrodchen eben an die
Thüre gestellt waren, meldete sich das Verhängnis.
Die dicke Küchenmeisterin erschien, ohne angeklopft
zu haben, in der 2. Selektaclasse, wo der Direktor
gerade Cornelius Nepos traktierte.

Entrüstet blickte der Scholiarch die Frau an, und
ein aufgebrachtes Rhm! fuhr ihr entgegen. Sie
aber, ohne eine Spur von dem Respekte, der sie
sonst nie verließ, schwappte bis an das Katheder
vor und rief mit erregter Stimme: Meine Äppel
hamse gemaust! Meine scheenen Äppel, die nischt¬
nutzgen Jungen!

-- Was behaupten Sie!?

Stilpe.

Auch während der Andacht hielt dies Weſen
an. Alle Hoſentaſchen der Selektaner ſtaken voller
Äpfel, und man griff ſich gegenſeitig an die Taſchen
und kicherte dazu. Als einer, mitten in dem ſehr
langen und feierlichen Gebete des Vizedirektors,
der mit Vorliebe Sprüche aus Jeſus Sirach ein¬
flocht, zu ſeinem Nachbar ſagte: Ich hab ſchon
Bauchkneipen, da ſetzte ſich dieſe Mitteilung im
Flüſtertone durch die ganze erſte Reihe fort, und
der Vizedirektor mußte in ſeinen Sirach ein
grollendes: Ruhe! einſchieben.

Aber ſchon nach der zweiten Unterrichtſtunde,
als die Körbe mit Dreierbrodchen eben an die
Thüre geſtellt waren, meldete ſich das Verhängnis.
Die dicke Küchenmeiſterin erſchien, ohne angeklopft
zu haben, in der 2. Selektaclaſſe, wo der Direktor
gerade Cornelius Nepos traktierte.

Entrüſtet blickte der Scholiarch die Frau an, und
ein aufgebrachtes Rhm! fuhr ihr entgegen. Sie
aber, ohne eine Spur von dem Reſpekte, der ſie
ſonſt nie verließ, ſchwappte bis an das Katheder
vor und rief mit erregter Stimme: Meine Äppel
hamſe gemauſt! Meine ſcheenen Äppel, die niſcht¬
nutzgen Jungen!

— Was behaupten Sie!?

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[62/0076] Stilpe. Auch während der Andacht hielt dies Weſen an. Alle Hoſentaſchen der Selektaner ſtaken voller Äpfel, und man griff ſich gegenſeitig an die Taſchen und kicherte dazu. Als einer, mitten in dem ſehr langen und feierlichen Gebete des Vizedirektors, der mit Vorliebe Sprüche aus Jeſus Sirach ein¬ flocht, zu ſeinem Nachbar ſagte: Ich hab ſchon Bauchkneipen, da ſetzte ſich dieſe Mitteilung im Flüſtertone durch die ganze erſte Reihe fort, und der Vizedirektor mußte in ſeinen Sirach ein grollendes: Ruhe! einſchieben. Aber ſchon nach der zweiten Unterrichtſtunde, als die Körbe mit Dreierbrodchen eben an die Thüre geſtellt waren, meldete ſich das Verhängnis. Die dicke Küchenmeiſterin erſchien, ohne angeklopft zu haben, in der 2. Selektaclaſſe, wo der Direktor gerade Cornelius Nepos traktierte. Entrüſtet blickte der Scholiarch die Frau an, und ein aufgebrachtes Rhm! fuhr ihr entgegen. Sie aber, ohne eine Spur von dem Reſpekte, der ſie ſonſt nie verließ, ſchwappte bis an das Katheder vor und rief mit erregter Stimme: Meine Äppel hamſe gemauſt! Meine ſcheenen Äppel, die niſcht¬ nutzgen Jungen! — Was behaupten Sie!?

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/76>, abgerufen am 26.11.2024.