Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite

auf zweyen Spitzen halten kan, gleichwie der Balke von einer Waag gehal-
ten wird. Solche ist zu erst in das Gieichgewicht gebracht, nach deme sie aber
mit einem guten Magnet gestrichen, und in dem Plano des Meridiani zu Paris
aufgest Uet worden, wird die Spitze, die gegen Mitternacht zu gehet, tiefer
fallen, wann nun solche still stehet, wird sie gegen den Horizont zu, ungefehr
70. Grad incliniren, und sich herab neigen.

Wann man ein Blech von Stahl auf einem jeden Polo des armirten
Magnets wie die Compaßnadeln streichet, überkommt dieses in einem Au-
genblick die magnetische Kraft, und verlieret sie nicht als nur allmählich,
und nach Verfliessung vieler Monate, dafern solches nur in kein Feuer ge-
than wird. Ein solches Blech von Stahl, so es mit einem guten Stein
gestrichen worden, vermag 12. vis 14. Unzen aufzuheben.

Die zwey Ende dieses also gestrichenen Blechs werden die Poli von un-
terschiedlichen Namen, der eine der mitternächtige, derjenige nemlich, dessen
Streichung sich auf dem mittägigen Pol des Steines geendet, und der mit-
tägige, da die Streichung auf dem mitternächtigen Pol des Steins verrich-
tet worden. Es wird auch dieses Blech, so es leicht genug ist auf dem
Wasser zu schwimmen, sich wie der Magnet gegen Norden und Suden wen-
den. Das Ende dieses Bleches, bey welchem das Streichen sich geendiget
hat, hält viel mehr Eisen als das andere; Wann man nun dieses Blech wider-
sinns auf dem Stein streichet, wird selbiges keines mehr halten, und seine
Kraft verlohren haben. Eben dergleichen Beschaffenheit hat es mit einer
Magnetnadel, und einer Messerklingen, A.

Zwey gestrichene Bleche gehen voneinander, und kommen zusammen,
wie der Magnet.

Wann ein Blech von Stahl auf dem Wasser schwimmet, kann man
solches, wie man will, bewegen lassen, nachdeme man nemlich die Pole eines
Magnets oder eines andern gestrichenen Blechs gegen dasselbige hält.

Eine subtile eingefädelte, und an einem Faden gehaltene Nadel wird zu
erkennen geben, was man die Sympathie und Antipathie nennet; dann diese
Nadel wird von dem einen Polo des Magnets weggetrieben, und durch den
andern angezogen.

Man kann eine Nadel aufrecht halten, ohne daß sie an dem Magnet
stosse, also daß man zwischen selbiger und dem Magnet ein Stücklein Silber,
oder eine andere Materie, woferne sie nur nicht von Eisen ist, durch gehen las-
sen kann.

Wann man nun einen Magnet, der rund, oder von einer andern Figur
ist, und an einem Faden hänget, in dem Creiß herum unterschiedliche kleine
Magnetnadeln auf ihren Spitzen, daß man den Magnet überall hin bewe-
gen möge, stellet, wird man sehen, daß diese Nadeln auf eine gar angenchme
Manier sich bewegen, als welche unterschiedliche Stände oder Stellungen
überkommen, und wann der Magnet nicht mehr beweget wird, werden diese

auf zweyen Spitzen halten kan, gleichwie der Balke von einer Waag gehal-
ten wird. Solche iſt zu erſt in das Gieichgewicht gebracht, nach deme ſie aber
mit einem guten Magnet geſtrichen, und in dem Plano des Meridiani zu Paris
aufgeſt Uet worden, wird die Spitze, die gegen Mitternacht zu gehet, tiefer
fallen, wann nun ſolche ſtill ſtehet, wird ſie gegen den Horizont zu, ungefehr
70. Grad incliniren, und ſich herab neigen.

Wann man ein Blech von Stahl auf einem jeden Polo des armirten
Magnets wie die Compaßnadeln ſtreichet, überkommt dieſes in einem Au-
genblick die magnetiſche Kraft, und verlieret ſie nicht als nur allmählich,
und nach Verflieſſung vieler Monate, dafern ſolches nur in kein Feuer ge-
than wird. Ein ſolches Blech von Stahl, ſo es mit einem guten Stein
geſtrichen worden, vermag 12. vis 14. Unzen aufzuheben.

Die zwey Ende dieſes alſo geſtrichenen Blechs werden die Poli von un-
terſchiedlichen Namen, der eine der mitternächtige, derjenige nemlich, deſſen
Streichung ſich auf dem mittägigen Pol des Steines geendet, und der mit-
tägige, da die Streichung auf dem mitternächtigen Pol des Steins verrich-
tet worden. Es wird auch dieſes Blech, ſo es leicht genug iſt auf dem
Waſſer zu ſchwimmen, ſich wie der Magnet gegen Norden und Suden wen-
den. Das Ende dieſes Bleches, bey welchem das Streichen ſich geendiget
hat, hält viel mehr Eiſen als das andere; Wann man nun dieſes Blech wider-
ſinns auf dem Stein ſtreichet, wird ſelbiges keines mehr halten, und ſeine
Kraft verlohren haben. Eben dergleichen Beſchaffenheit hat es mit einer
Magnetnadel, und einer Meſſerklingen, A.

Zwey geſtrichene Bleche gehen voneinander, und kommen zuſammen,
wie der Magnet.

Wann ein Blech von Stahl auf dem Waſſer ſchwimmet, kann man
ſolches, wie man will, bewegen laſſen, nachdeme man nemlich die Pole eines
Magnets oder eines andern geſtrichenen Blechs gegen daſſelbige hält.

Eine ſubtile eingefädelte, und an einem Faden gehaltene Nadel wird zu
erkennen geben, was man die Sympathie und Antipathie nennet; dann dieſe
Nadel wird von dem einen Polo des Magnets weggetrieben, und durch den
andern angezogen.

Man kann eine Nadel aufrecht halten, ohne daß ſie an dem Magnet
ſtoſſe, alſo daß man zwiſchen ſelbiger und dem Magnet ein Stücklein Silber,
oder eine andere Materie, woferne ſie nur nicht von Eiſen iſt, durch gehen laſ-
ſen kann.

Wann man nun einen Magnet, der rund, oder von einer andern Figur
iſt, und an einem Faden hänget, in dem Creiß herum unterſchiedliche kleine
Magnetnadeln auf ihren Spitzen, daß man den Magnet überall hin bewe-
gen möge, ſtellet, wird man ſehen, daß dieſe Nadeln auf eine gar angenchme
Manier ſich bewegen, als welche unterſchiedliche Stände oder Stellungen
überkommen, und wann der Magnet nicht mehr beweget wird, werden dieſe

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0133" n="111"/>
auf zweyen Spitzen                             halten kan, gleichwie der Balke von einer Waag gehal-<lb/>
ten wird.                             Solche i&#x017F;t zu er&#x017F;t in das Gieichgewicht gebracht, nach deme &#x017F;ie aber<lb/>
mit einem guten Magnet ge&#x017F;trichen, und in dem Plano des Meridiani                             zu Paris<lb/>
aufge&#x017F;t Uet worden, wird die Spitze, die gegen Mitternacht                             zu gehet, tiefer<lb/>
fallen, wann nun &#x017F;olche &#x017F;till &#x017F;tehet, wird &#x017F;ie                             gegen den Horizont zu, ungefehr<lb/>
70. Grad incliniren, und &#x017F;ich herab                             neigen. </p>
          <p>Wann man ein Blech von Stahl auf einem jeden Polo des armirten<lb/>
Magnets wie die Compaßnadeln &#x017F;treichet, überkommt die&#x017F;es in einem                             Au-<lb/>
genblick die magneti&#x017F;che Kraft, und verlieret &#x017F;ie nicht als nur                             allmählich,<lb/>
und nach Verflie&#x017F;&#x017F;ung vieler Monate, dafern &#x017F;olches nur                             in kein Feuer ge-<lb/>
than wird. Ein &#x017F;olches Blech von Stahl, &#x017F;o es mit                             einem guten Stein<lb/>
ge&#x017F;trichen worden, vermag 12. vis 14. Unzen                             aufzuheben. </p>
          <p>Die zwey Ende die&#x017F;es al&#x017F;o ge&#x017F;trichenen Blechs werden die Poli von                             un-<lb/>
ter&#x017F;chiedlichen Namen, der eine der mitternächtige, derjenige                             nemlich, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Streichung &#x017F;ich auf dem mittägigen Pol des Steines                             geendet, und der mit-<lb/>
tägige, da die Streichung auf dem                             mitternächtigen Pol des Steins verrich-<lb/>
tet worden. Es wird auch                             die&#x017F;es Blech, &#x017F;o es leicht genug i&#x017F;t auf dem<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er zu &#x017F;chwimmen,                             &#x017F;ich wie der Magnet gegen Norden und Suden wen-<lb/>
den. Das Ende die&#x017F;es                             Bleches, bey welchem das Streichen &#x017F;ich geendiget<lb/>
hat, hält viel                             mehr Ei&#x017F;en als das andere; Wann man nun die&#x017F;es Blech wider-<lb/>
&#x017F;inns                             auf dem Stein &#x017F;treichet, wird &#x017F;elbiges keines mehr halten, und &#x017F;eine<lb/>
Kraft verlohren haben. Eben dergleichen Be&#x017F;chaffenheit hat es mit                             einer<lb/>
Magnetnadel, und einer Me&#x017F;&#x017F;erklingen, A. </p>
          <p>Zwey ge&#x017F;trichene Bleche gehen voneinander, und kommen zu&#x017F;ammen,<lb/>
wie                             der Magnet. </p>
          <p>Wann ein Blech von Stahl auf dem Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chwimmet, kann man<lb/>
&#x017F;olches,                             wie man will, bewegen la&#x017F;&#x017F;en, nachdeme man nemlich die Pole eines<lb/>
Magnets oder eines andern ge&#x017F;trichenen Blechs gegen da&#x017F;&#x017F;elbige                             hält. </p>
          <p>Eine &#x017F;ubtile eingefädelte, und an einem Faden gehaltene Nadel wird zu<lb/>
erkennen geben, was man die Sympathie und Antipathie nennet; dann                             die&#x017F;e<lb/>
Nadel wird von dem einen Polo des Magnets weggetrieben, und                             durch den<lb/>
andern angezogen. </p>
          <p>Man kann eine Nadel aufrecht halten, ohne daß &#x017F;ie an dem Magnet<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;e, al&#x017F;o daß man zwi&#x017F;chen &#x017F;elbiger und dem Magnet ein Stücklein                             Silber,<lb/>
oder eine andere Materie, woferne &#x017F;ie nur nicht von Ei&#x017F;en                             i&#x017F;t, durch gehen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en kann. </p>
          <p>Wann man nun einen Magnet, der rund, oder von einer andern Figur<lb/>
i&#x017F;t, und an einem Faden hänget, in dem Creiß herum unter&#x017F;chiedliche                             kleine<lb/>
Magnetnadeln auf ihren Spitzen, daß man den Magnet überall                             hin bewe-<lb/>
gen möge, &#x017F;tellet, wird man &#x017F;ehen, daß die&#x017F;e Nadeln auf                             eine gar angenchme<lb/>
Manier &#x017F;ich bewegen, als welche unter&#x017F;chiedliche                             Stände oder Stellungen<lb/>
überkommen, und wann der Magnet nicht mehr                             beweget wird, werden die&#x017F;e
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0133] auf zweyen Spitzen halten kan, gleichwie der Balke von einer Waag gehal- ten wird. Solche iſt zu erſt in das Gieichgewicht gebracht, nach deme ſie aber mit einem guten Magnet geſtrichen, und in dem Plano des Meridiani zu Paris aufgeſt Uet worden, wird die Spitze, die gegen Mitternacht zu gehet, tiefer fallen, wann nun ſolche ſtill ſtehet, wird ſie gegen den Horizont zu, ungefehr 70. Grad incliniren, und ſich herab neigen. Wann man ein Blech von Stahl auf einem jeden Polo des armirten Magnets wie die Compaßnadeln ſtreichet, überkommt dieſes in einem Au- genblick die magnetiſche Kraft, und verlieret ſie nicht als nur allmählich, und nach Verflieſſung vieler Monate, dafern ſolches nur in kein Feuer ge- than wird. Ein ſolches Blech von Stahl, ſo es mit einem guten Stein geſtrichen worden, vermag 12. vis 14. Unzen aufzuheben. Die zwey Ende dieſes alſo geſtrichenen Blechs werden die Poli von un- terſchiedlichen Namen, der eine der mitternächtige, derjenige nemlich, deſſen Streichung ſich auf dem mittägigen Pol des Steines geendet, und der mit- tägige, da die Streichung auf dem mitternächtigen Pol des Steins verrich- tet worden. Es wird auch dieſes Blech, ſo es leicht genug iſt auf dem Waſſer zu ſchwimmen, ſich wie der Magnet gegen Norden und Suden wen- den. Das Ende dieſes Bleches, bey welchem das Streichen ſich geendiget hat, hält viel mehr Eiſen als das andere; Wann man nun dieſes Blech wider- ſinns auf dem Stein ſtreichet, wird ſelbiges keines mehr halten, und ſeine Kraft verlohren haben. Eben dergleichen Beſchaffenheit hat es mit einer Magnetnadel, und einer Meſſerklingen, A. Zwey geſtrichene Bleche gehen voneinander, und kommen zuſammen, wie der Magnet. Wann ein Blech von Stahl auf dem Waſſer ſchwimmet, kann man ſolches, wie man will, bewegen laſſen, nachdeme man nemlich die Pole eines Magnets oder eines andern geſtrichenen Blechs gegen daſſelbige hält. Eine ſubtile eingefädelte, und an einem Faden gehaltene Nadel wird zu erkennen geben, was man die Sympathie und Antipathie nennet; dann dieſe Nadel wird von dem einen Polo des Magnets weggetrieben, und durch den andern angezogen. Man kann eine Nadel aufrecht halten, ohne daß ſie an dem Magnet ſtoſſe, alſo daß man zwiſchen ſelbiger und dem Magnet ein Stücklein Silber, oder eine andere Materie, woferne ſie nur nicht von Eiſen iſt, durch gehen laſ- ſen kann. Wann man nun einen Magnet, der rund, oder von einer andern Figur iſt, und an einem Faden hänget, in dem Creiß herum unterſchiedliche kleine Magnetnadeln auf ihren Spitzen, daß man den Magnet überall hin bewe- gen möge, ſtellet, wird man ſehen, daß dieſe Nadeln auf eine gar angenchme Manier ſich bewegen, als welche unterſchiedliche Stände oder Stellungen überkommen, und wann der Magnet nicht mehr beweget wird, werden dieſe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

ECHO: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-10-09T11:08:35Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-10-09T11:08:35Z)
ECHO: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-10-09T11:08:35Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde beibehalten.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen und Zeilen hinweg werden beibehalten.
  • Marginalien werden jeweils am Ende des entsprechenden Absatzes ausgezeichnet.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/133
Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/133>, abgerufen am 24.11.2024.