Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite

lich 4200. Pinten oder Maase zeigen, welche 4200. Wenn sie mit 14. so die An-
zahl der Pinten darstellet, die ein Wasserzoll innerhalb einer Minute oder
60. Secunden giebet, dividiret worden, in dem Quotienten die Zahl 300. an-
weiset, welche endlich die Anzahl der Zolle von dem Wasser, welche der Ca-
nal ergiebet, darlegen werden.

Mons. Meriotte, der ein gelehrtes Werk von der Bewegung der Was-
ser geschrieben, ist der Meynung, daß die Quellen aus nichts anders als nur
aus dem Regenwasser entstehen, welches, indeme es durch den Boden dringet,
auf eine kießichte oder steinigte Erde kommet, und dadurch nicht leicht gehen
kann, alsdann nothwendig einen Weg auf die Seiten hinaus machen, und
eine Quelle geben muß. Um dieses System zu probiren, bringt er fol-
gende Erfahrung an:

Er liese ein viereckigtes Gefäß von 2. Schuhen machen, das einige Jahr
lange in dem Regen stehen bliebe, und observirte, wie das Wasser ein Jahr
in das andere gerechnet, jährlich in solchem Gefässe auf 18. Zoll hoch zu ste-
hen kame, welches er aber nicht höher als nur 15. Zoll hoch annehmen woll-
te, da dann auf diesem Fuß eine Toise in einem Jahr 45. cubische Wasser-
schuhe, weil 36. Schuh mit 15. Zollen multipliciret, 45. cubische Schuhe aus-
tragen, überkommen würde.

Dieser Auctor berechnete auch die Extension des Erdbodens, welches
das Wasser zur Seine geben soll, er findet aber, daß die Seine nicht den sech-
sten Theil so stark ist, als sie wohl seyn könnte. Er hat ebenfalls observi-
ret, daß die Seine nicht mehr dann 10. Zoll bey jeden 1000. Toisen gegen
das Hauß der Invaliden über, in ihrer Senkung hat. Er beweiset nicht
weniger, daß die grosse Quelle zu Montmartre, da er nach eben diesem Grun-
de gehet, nicht eben dasjenige, wann sie auch am allerstärksten ist, was die
Erde, die über jener stehet, derselben mittheilen sollte, ergiebet, dahero er
dann den Schluß machet, wie es erfolge, daß sich viel Wasser in die Erde
verliehren müsse.

Um den Trieb, welches das Wasser produciren muß, zu wissen, gie-
bet die Erfahrung zu erkennen, daß das Wasser seine Bewegung nach den
Zahlen 1. 3. 5. 7. accelerire, das ist, daß, wann das Wasser in einer Röh-
re innerhalb einer . Secund, einen Schuh weit fället, dasselbe in solchem
innerhalb der zwoten . Secunde, 3. Schuh tief fallen müsse.

Die Quantität des Wassers, die aus gleichen Oefnungen, so unten
an den Sammelkästen von verschiedenen Höhen angerichtet worden, heraus-
laufen, verhalten sich gegen diese Höhen in vierfacher Verhältniß. Die hier-
nächst beygefügte Tabellen geben zu erkennen, wie viel sich Wasser in un-
terschiedlichen Erhöhungen ergebe.

lich 4200. Pinten oder Maaſe zeigen, welche 4200. Wenn ſie mit 14. ſo die An-
zahl der Pinten darſtellet, die ein Waſſerzoll innerhalb einer Minute oder
60. Secunden giebet, dividiret worden, in dem Quotienten die Zahl 300. an-
weiſet, welche endlich die Anzahl der Zolle von dem Waſſer, welche der Ca-
nal ergiebet, darlegen werden.

Monſ. Meriotte, der ein gelehrtes Werk von der Bewegung der Waſ-
ſer geſchrieben, iſt der Meynung, daß die Quellen aus nichts anders als nur
aus dem Regenwaſſer entſtehen, welches, indeme es durch den Boden dringet,
auf eine kießichte oder ſteinigte Erde kommet, und dadurch nicht leicht gehen
kann, alsdann nothwendig einen Weg auf die Seiten hinaus machen, und
eine Quelle geben muß. Um dieſes Syſtem zu probiren, bringt er fol-
gende Erfahrung an:

Er lieſe ein viereckigtes Gefäß von 2. Schuhen machen, das einige Jahr
lange in dem Regen ſtehen bliebe, und obſervirte, wie das Waſſer ein Jahr
in das andere gerechnet, jährlich in ſolchem Gefäſſe auf 18. Zoll hoch zu ſte-
hen kame, welches er aber nicht höher als nur 15. Zoll hoch annehmen woll-
te, da dann auf dieſem Fuß eine Toiſe in einem Jahr 45. cubiſche Waſſer-
ſchuhe, weil 36. Schuh mit 15. Zollen multipliciret, 45. cubiſche Schuhe aus-
tragen, überkommen würde.

Dieſer Auctor berechnete auch die Extenſion des Erdbodens, welches
das Waſſer zur Seine geben ſoll, er findet aber, daß die Seine nicht den ſech-
ſten Theil ſo ſtark iſt, als ſie wohl ſeyn könnte. Er hat ebenfalls obſervi-
ret, daß die Seine nicht mehr dann 10. Zoll bey jeden 1000. Toiſen gegen
das Hauß der Invaliden über, in ihrer Senkung hat. Er beweiſet nicht
weniger, daß die groſſe Quelle zu Montmartre, da er nach eben dieſem Grun-
de gehet, nicht eben dasjenige, wann ſie auch am allerſtärkſten iſt, was die
Erde, die über jener ſtehet, derſelben mittheilen ſollte, ergiebet, dahero er
dann den Schluß machet, wie es erfolge, daß ſich viel Waſſer in die Erde
verliehren müſſe.

Um den Trieb, welches das Waſſer produciren muß, zu wiſſen, gie-
bet die Erfahrung zu erkennen, daß das Waſſer ſeine Bewegung nach den
Zahlen 1. 3. 5. 7. accelerire, das iſt, daß, wann das Waſſer in einer Röh-
re innerhalb einer . Secund, einen Schuh weit fället, daſſelbe in ſolchem
innerhalb der zwoten . Secunde, 3. Schuh tief fallen müſſe.

Die Quantität des Waſſers, die aus gleichen Oefnungen, ſo unten
an den Sammelkäſten von verſchiedenen Höhen angerichtet worden, heraus-
laufen, verhalten ſich gegen dieſe Höhen in vierfacher Verhältniß. Die hier-
nächſt beygefügte Tabellen geben zu erkennen, wie viel ſich Waſſer in un-
terſchiedlichen Erhöhungen ergebe.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0240" n="218"/>
lich 4200. Pinten oder Maa&#x017F;e                             zeigen, welche 4200. Wenn &#x017F;ie mit 14. &#x017F;o die An-<lb/>
zahl der Pinten                             dar&#x017F;tellet, die ein Wa&#x017F;&#x017F;erzoll innerhalb einer Minute oder<lb/>
60.                             Secunden giebet, dividiret worden, in dem Quotienten die Zahl 300.                             an-<lb/>
wei&#x017F;et, welche endlich die Anzahl der Zolle von dem Wa&#x017F;&#x017F;er,                             welche der Ca-<lb/>
nal ergiebet, darlegen werden. </p>
          <p>Mon&#x017F;. Meriotte, der ein gelehrtes Werk von der Bewegung der Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er                             ge&#x017F;chrieben, i&#x017F;t der Meynung, daß die Quellen aus nichts anders als nur<lb/>
aus dem Regenwa&#x017F;&#x017F;er ent&#x017F;tehen, welches, indeme es durch den Boden                             dringet,<lb/>
auf eine kießichte oder &#x017F;teinigte Erde kommet, und dadurch                             nicht leicht gehen<lb/>
kann, alsdann nothwendig einen Weg auf die                             Seiten hinaus machen, und<lb/>
eine Quelle geben muß. Um die&#x017F;es Sy&#x017F;tem                             zu probiren, bringt er fol-<lb/>
gende Erfahrung an: </p>
          <p>Er lie&#x017F;e ein viereckigtes Gefäß von 2. Schuhen machen, das einige Jahr<lb/>
lange in dem Regen &#x017F;tehen bliebe, und ob&#x017F;ervirte, wie das Wa&#x017F;&#x017F;er                             ein Jahr<lb/>
in das andere gerechnet, jährlich in &#x017F;olchem Gefä&#x017F;&#x017F;e auf                             18. Zoll hoch zu &#x017F;te-<lb/>
hen kame, welches er aber nicht höher als nur                             15. Zoll hoch annehmen woll-<lb/>
te, da dann auf die&#x017F;em Fuß eine Toi&#x017F;e                             in einem Jahr 45. cubi&#x017F;che Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
&#x017F;chuhe, weil 36. Schuh mit 15.                             Zollen multipliciret, 45. cubi&#x017F;che Schuhe aus-<lb/>
tragen, überkommen                             würde. </p>
          <p>Die&#x017F;er Auctor berechnete auch die Exten&#x017F;ion des Erdbodens, welches<lb/>
das Wa&#x017F;&#x017F;er zur Seine geben &#x017F;oll, er findet aber, daß die Seine                             nicht den &#x017F;ech-<lb/>
&#x017F;ten Theil &#x017F;o &#x017F;tark i&#x017F;t, als &#x017F;ie wohl &#x017F;eyn könnte.                             Er hat ebenfalls ob&#x017F;ervi-<lb/>
ret, daß die Seine nicht mehr dann 10.                             Zoll bey jeden 1000. Toi&#x017F;en gegen<lb/>
das Hauß der Invaliden über, in                             ihrer Senkung hat. Er bewei&#x017F;et nicht<lb/>
weniger, daß die gro&#x017F;&#x017F;e Quelle                             zu Montmartre, da er nach eben die&#x017F;em Grun-<lb/>
de gehet, nicht eben                             dasjenige, wann &#x017F;ie auch am aller&#x017F;tärk&#x017F;ten i&#x017F;t, was die<lb/>
Erde, die                             über jener &#x017F;tehet, der&#x017F;elben mittheilen &#x017F;ollte, ergiebet, dahero er<lb/>
dann den Schluß machet, wie es erfolge, daß &#x017F;ich viel Wa&#x017F;&#x017F;er in die                             Erde<lb/>
verliehren mü&#x017F;&#x017F;e. </p>
          <p>Um den Trieb, welches das Wa&#x017F;&#x017F;er produciren muß, zu wi&#x017F;&#x017F;en, gie-<lb/>
bet                             die Erfahrung zu erkennen, daß das Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eine Bewegung nach den<lb/>
Zahlen 1. 3. 5. 7. accelerire, das i&#x017F;t, daß, wann das Wa&#x017F;&#x017F;er in                             einer Röh-<lb/>
re innerhalb einer <formula notation="TeX">\frac {1}{4}</formula>. Secund, einen Schuh weit                             fället, da&#x017F;&#x017F;elbe in &#x017F;olchem<lb/>
innerhalb der zwoten <formula notation="TeX">\frac {1}{4}</formula>. Secunde, 3.                             Schuh tief fallen mü&#x017F;&#x017F;e. </p>
          <p>Die Quantität des Wa&#x017F;&#x017F;ers, die aus gleichen Oefnungen, &#x017F;o unten<lb/>
an                             den Sammelkä&#x017F;ten von ver&#x017F;chiedenen Höhen angerichtet worden,                             heraus-<lb/>
laufen, verhalten &#x017F;ich gegen die&#x017F;e Höhen in vierfacher                             Verhältniß. Die hier-<lb/>
näch&#x017F;t beygefügte Tabellen geben zu erkennen,                             wie viel &#x017F;ich Wa&#x017F;&#x017F;er in un-<lb/>
ter&#x017F;chiedlichen Erhöhungen ergebe. </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[218/0240] lich 4200. Pinten oder Maaſe zeigen, welche 4200. Wenn ſie mit 14. ſo die An- zahl der Pinten darſtellet, die ein Waſſerzoll innerhalb einer Minute oder 60. Secunden giebet, dividiret worden, in dem Quotienten die Zahl 300. an- weiſet, welche endlich die Anzahl der Zolle von dem Waſſer, welche der Ca- nal ergiebet, darlegen werden. Monſ. Meriotte, der ein gelehrtes Werk von der Bewegung der Waſ- ſer geſchrieben, iſt der Meynung, daß die Quellen aus nichts anders als nur aus dem Regenwaſſer entſtehen, welches, indeme es durch den Boden dringet, auf eine kießichte oder ſteinigte Erde kommet, und dadurch nicht leicht gehen kann, alsdann nothwendig einen Weg auf die Seiten hinaus machen, und eine Quelle geben muß. Um dieſes Syſtem zu probiren, bringt er fol- gende Erfahrung an: Er lieſe ein viereckigtes Gefäß von 2. Schuhen machen, das einige Jahr lange in dem Regen ſtehen bliebe, und obſervirte, wie das Waſſer ein Jahr in das andere gerechnet, jährlich in ſolchem Gefäſſe auf 18. Zoll hoch zu ſte- hen kame, welches er aber nicht höher als nur 15. Zoll hoch annehmen woll- te, da dann auf dieſem Fuß eine Toiſe in einem Jahr 45. cubiſche Waſſer- ſchuhe, weil 36. Schuh mit 15. Zollen multipliciret, 45. cubiſche Schuhe aus- tragen, überkommen würde. Dieſer Auctor berechnete auch die Extenſion des Erdbodens, welches das Waſſer zur Seine geben ſoll, er findet aber, daß die Seine nicht den ſech- ſten Theil ſo ſtark iſt, als ſie wohl ſeyn könnte. Er hat ebenfalls obſervi- ret, daß die Seine nicht mehr dann 10. Zoll bey jeden 1000. Toiſen gegen das Hauß der Invaliden über, in ihrer Senkung hat. Er beweiſet nicht weniger, daß die groſſe Quelle zu Montmartre, da er nach eben dieſem Grun- de gehet, nicht eben dasjenige, wann ſie auch am allerſtärkſten iſt, was die Erde, die über jener ſtehet, derſelben mittheilen ſollte, ergiebet, dahero er dann den Schluß machet, wie es erfolge, daß ſich viel Waſſer in die Erde verliehren müſſe. Um den Trieb, welches das Waſſer produciren muß, zu wiſſen, gie- bet die Erfahrung zu erkennen, daß das Waſſer ſeine Bewegung nach den Zahlen 1. 3. 5. 7. accelerire, das iſt, daß, wann das Waſſer in einer Röh- re innerhalb einer [FORMEL]. Secund, einen Schuh weit fället, daſſelbe in ſolchem innerhalb der zwoten [FORMEL]. Secunde, 3. Schuh tief fallen müſſe. Die Quantität des Waſſers, die aus gleichen Oefnungen, ſo unten an den Sammelkäſten von verſchiedenen Höhen angerichtet worden, heraus- laufen, verhalten ſich gegen dieſe Höhen in vierfacher Verhältniß. Die hier- nächſt beygefügte Tabellen geben zu erkennen, wie viel ſich Waſſer in un- terſchiedlichen Erhöhungen ergebe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

ECHO: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-10-09T11:08:35Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-10-09T11:08:35Z)
ECHO: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-10-09T11:08:35Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde beibehalten.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen und Zeilen hinweg werden beibehalten.
  • Marginalien werden jeweils am Ende des entsprechenden Absatzes ausgezeichnet.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/240
Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/240>, abgerufen am 25.11.2024.