Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite

Wann der Mond voll ist, das ist, wann er gerade gegen der Sonne über
stehet, so befindet sich selbiger in eben dem Stundenzirkel, als die Sonne, al-
so daß, wann, zum Exempel in dieser Zeit die Sonne in dem Meridian un-
serer Gegenfüßler stünde, der Mond in unserm Meridian seyn, und folglich
auf unseren Uhren eben die Stunde anzeigen müste, welche die Sonne, so sie
über unserm Horizont stünde, zeigete. Aber diese Gleichheit währet nicht
lang, indeme sich selbiger jede Stunde, ungefehr um zwo Minuten, verweilen
würde. Es wird auch gleichfalls, so die Sonne zur Zeit ihrer Opposition un-
tergehet, der Mond, indeme er gegen jener gerad über stehet, aufgehen, und
so weiter, so hat man derowegen, um bey solcher Verweilung ein Hülfsmit-
tel auszufinden, diesen Zirkel in 30. Theile eingetheilet. Wann nun das
Punct der 12ten Stunde in der Horizontaluhr accurat gegen das Alter des
Monds über gerichtet, und die Uhr mit Beyhülfe eines Compasses oder einer
Mittagslinie orientiret worden, wird die gegenwärtige Stunde zu haben
seyn. Damit man aber solche viel accurater überkommen könne, muß man
wissen, ob der Mond in dem ersten, zweyten oder dritten Viertel des vorge-
gebenen Tages sich befinde, damit man das Punct der 12ten Stunde auch
nach Proportion in das Spatium des Mondalters setzen könne.

Eben diese Praris dienet auch vor die Verticaluhren, vor die Aequi-
noctialuhren aber muß die Eintheilung in 30. gleiche Theile geschehen, die
bewegliche Scheibe, auf welcher die Stunden in 24. Theilen enthalten sind,
und das Uebrige wird eben so, wie oben, verfertiget.

Die Tabell, welche zu unterst auf der Platte stehet, dienet auch die
Zeit, bey dem Mondscheine mit einer ordentlichen Uhr zu erforschen.

Wann besagte Tabell auch verfertiget werden soll, ziehet man 4. gera-
de oder krumme Parallellinien von beliebiger Länge, theilet die Weite II in
12. gleiche Theile vor die 12. Stunden, und die zwey andern Spatia K K
in 15. um darein die 30. Mondstäge zu setzen, wie man aus der zwoten
Figur ersiehet.

Gebrauch.

Mansiehet auf einer Sonnenuhr die Stunde, wesche der Mond darauf
anzeigen wird, und suchet, nachdeme man auch des Monds Alter weiß, in
der Tabell die Stunde, welche gegen seinem Alter über stehet, zu welcher die
durch die Uhr bemerkte Stunde addiret wird. So nun die Summe dieser
zwoen zusammen nicht über 12. macht, oder aber ihr Exceß über 12. gehet,
wird solche die rechte Stunde anzeigen.

Exempel.

Wir wollen setzen, daß die Sonnenuhr 6. Uhr beym Mond-
schein anzeige, und daß sein Alter 5. oder 20. Tag sey, so wird man aus

Wann der Mond voll iſt, das iſt, wann er gerade gegen der Sonne über
ſtehet, ſo befindet ſich ſelbiger in eben dem Stundenzirkel, als die Sonne, al-
ſo daß, wann, zum Exempel in dieſer Zeit die Sonne in dem Meridian un-
ſerer Gegenfüßler ſtünde, der Mond in unſerm Meridian ſeyn, und folglich
auf unſeren Uhren eben die Stunde anzeigen müſte, welche die Sonne, ſo ſie
über unſerm Horizont ſtünde, zeigete. Aber dieſe Gleichheit währet nicht
lang, indeme ſich ſelbiger jede Stunde, ungefehr um zwo Minuten, verweilen
würde. Es wird auch gleichfalls, ſo die Sonne zur Zeit ihrer Oppoſition un-
tergehet, der Mond, indeme er gegen jener gerad über ſtehet, aufgehen, und
ſo weiter, ſo hat man derowegen, um bey ſolcher Verweilung ein Hülfsmit-
tel auszufinden, dieſen Zirkel in 30. Theile eingetheilet. Wann nun das
Punct der 12ten Stunde in der Horizontaluhr accurat gegen das Alter des
Monds über gerichtet, und die Uhr mit Beyhülfe eines Compaſſes oder einer
Mittagslinie orientiret worden, wird die gegenwärtige Stunde zu haben
ſeyn. Damit man aber ſolche viel accurater überkommen könne, muß man
wiſſen, ob der Mond in dem erſten, zweyten oder dritten Viertel des vorge-
gebenen Tages ſich befinde, damit man das Punct der 12ten Stunde auch
nach Proportion in das Spatium des Mondalters ſetzen könne.

Eben dieſe Praris dienet auch vor die Verticaluhren, vor die Aequi-
noctialuhren aber muß die Eintheilung in 30. gleiche Theile geſchehen, die
bewegliche Scheibe, auf welcher die Stunden in 24. Theilen enthalten ſind,
und das Uebrige wird eben ſo, wie oben, verfertiget.

Die Tabell, welche zu unterſt auf der Platte ſtehet, dienet auch die
Zeit, bey dem Mondſcheine mit einer ordentlichen Uhr zu erforſchen.

Wann beſagte Tabell auch verfertiget werden ſoll, ziehet man 4. gera-
de oder krumme Parallellinien von beliebiger Länge, theilet die Weite II in
12. gleiche Theile vor die 12. Stunden, und die zwey andern Spatia K K
in 15. um darein die 30. Mondstäge zu ſetzen, wie man aus der zwoten
Figur erſiehet.

Gebrauch.

Manſiehet auf einer Sonnenuhr die Stunde, weſche der Mond darauf
anzeigen wird, und ſuchet, nachdeme man auch des Monds Alter weiß, in
der Tabell die Stunde, welche gegen ſeinem Alter über ſtehet, zu welcher die
durch die Uhr bemerkte Stunde addiret wird. So nun die Summe dieſer
zwoen zuſammen nicht über 12. macht, oder aber ihr Exceß über 12. gehet,
wird ſolche die rechte Stunde anzeigen.

Exempel.

Wir wollen ſetzen, daß die Sonnenuhr 6. Uhr beym Mond-
ſchein anzeige, und daß ſein Alter 5. oder 20. Tag ſey, ſo wird man aus

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0436" n="414"/>
            <p>Wann der Mond voll i&#x017F;t, das i&#x017F;t, wann er gerade gegen der Sonne über<lb/>
&#x017F;tehet, &#x017F;o befindet &#x017F;ich &#x017F;elbiger in eben dem Stundenzirkel,                                 als die Sonne, al-<lb/>
&#x017F;o daß, wann, zum Exempel in die&#x017F;er Zeit die                                 Sonne in dem Meridian un-<lb/>
&#x017F;erer Gegenfüßler &#x017F;tünde, der Mond in                                 un&#x017F;erm Meridian &#x017F;eyn, und folglich<lb/>
auf un&#x017F;eren Uhren eben die                                 Stunde anzeigen mü&#x017F;te, welche die Sonne, &#x017F;o &#x017F;ie<lb/>
über un&#x017F;erm                                 Horizont &#x017F;tünde, zeigete. Aber die&#x017F;e Gleichheit währet nicht<lb/>
lang, indeme &#x017F;ich &#x017F;elbiger jede Stunde, ungefehr um zwo                                 Minuten, verweilen<lb/>
würde. Es wird auch gleichfalls, &#x017F;o die                                 Sonne zur Zeit ihrer Oppo&#x017F;ition un-<lb/>
tergehet, der Mond, indeme                                 er gegen jener gerad über &#x017F;tehet, aufgehen, und<lb/>
&#x017F;o weiter, &#x017F;o                                 hat man derowegen, um bey &#x017F;olcher Verweilung ein Hülfsmit-<lb/>
tel                                 auszufinden, die&#x017F;en Zirkel in 30. Theile eingetheilet. Wann nun das<lb/>
Punct der 12ten Stunde in der Horizontaluhr accurat gegen das                                 Alter des<lb/>
Monds über gerichtet, und die Uhr mit Beyhülfe eines                                 Compa&#x017F;&#x017F;es oder einer<lb/>
Mittagslinie orientiret worden, wird die                                 gegenwärtige Stunde zu haben<lb/>
&#x017F;eyn. Damit man aber &#x017F;olche viel                                 accurater überkommen könne, muß man<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en, ob der Mond in dem                                 er&#x017F;ten, zweyten oder dritten Viertel des vorge-<lb/>
gebenen Tages                                 &#x017F;ich befinde, damit man das Punct der 12ten Stunde auch<lb/>
nach                                 Proportion in das Spatium des Mondalters &#x017F;etzen könne. </p>
            <p>Eben die&#x017F;e Praris dienet auch vor die Verticaluhren, vor die                                 Aequi-<lb/>
noctialuhren aber muß die Eintheilung in 30. gleiche                                 Theile ge&#x017F;chehen, die<lb/>
bewegliche Scheibe, auf welcher die                                 Stunden in 24. Theilen enthalten &#x017F;ind,<lb/>
und das Uebrige wird                                 eben &#x017F;o, wie oben, verfertiget. </p>
            <p>Die Tabell, welche zu unter&#x017F;t auf der Platte &#x017F;tehet, dienet auch die<lb/>
Zeit, bey dem Mond&#x017F;cheine mit einer ordentlichen Uhr zu                                 erfor&#x017F;chen. </p>
            <p>Wann be&#x017F;agte Tabell auch verfertiget werden &#x017F;oll, ziehet man 4.                                 gera-<lb/>
de oder krumme Parallellinien von beliebiger Länge,                                 theilet die Weite II in<lb/>
12. gleiche Theile vor die 12. Stunden,                                 und die zwey andern Spatia K K<lb/>
in 15. um darein die 30.                                 Mondstäge zu &#x017F;etzen, wie man aus der zwoten<lb/>
Figur er&#x017F;iehet.                             </p>
          </div>
          <div n="3">
            <head>Gebrauch.</head><lb/>
            <p>Man&#x017F;iehet auf einer Sonnenuhr die Stunde, we&#x017F;che der Mond darauf<lb/>
anzeigen wird, und &#x017F;uchet, nachdeme man auch des Monds Alter                                 weiß, in<lb/>
der Tabell die Stunde, welche gegen &#x017F;einem Alter über                                 &#x017F;tehet, zu welcher die<lb/>
durch die Uhr bemerkte Stunde addiret                                 wird. So nun die Summe die&#x017F;er<lb/>
zwoen zu&#x017F;ammen nicht über 12.                                 macht, oder aber ihr Exceß über 12. gehet,<lb/>
wird &#x017F;olche die                                 rechte Stunde anzeigen. </p>
          </div>
          <div n="3">
            <head>Exempel.</head><lb/>
            <p>Wir wollen &#x017F;etzen, daß die Sonnenuhr 6. Uhr beym Mond-<lb/>
&#x017F;chein                                 anzeige, und daß &#x017F;ein Alter 5. oder 20. Tag &#x017F;ey, &#x017F;o wird man aus
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[414/0436] Wann der Mond voll iſt, das iſt, wann er gerade gegen der Sonne über ſtehet, ſo befindet ſich ſelbiger in eben dem Stundenzirkel, als die Sonne, al- ſo daß, wann, zum Exempel in dieſer Zeit die Sonne in dem Meridian un- ſerer Gegenfüßler ſtünde, der Mond in unſerm Meridian ſeyn, und folglich auf unſeren Uhren eben die Stunde anzeigen müſte, welche die Sonne, ſo ſie über unſerm Horizont ſtünde, zeigete. Aber dieſe Gleichheit währet nicht lang, indeme ſich ſelbiger jede Stunde, ungefehr um zwo Minuten, verweilen würde. Es wird auch gleichfalls, ſo die Sonne zur Zeit ihrer Oppoſition un- tergehet, der Mond, indeme er gegen jener gerad über ſtehet, aufgehen, und ſo weiter, ſo hat man derowegen, um bey ſolcher Verweilung ein Hülfsmit- tel auszufinden, dieſen Zirkel in 30. Theile eingetheilet. Wann nun das Punct der 12ten Stunde in der Horizontaluhr accurat gegen das Alter des Monds über gerichtet, und die Uhr mit Beyhülfe eines Compaſſes oder einer Mittagslinie orientiret worden, wird die gegenwärtige Stunde zu haben ſeyn. Damit man aber ſolche viel accurater überkommen könne, muß man wiſſen, ob der Mond in dem erſten, zweyten oder dritten Viertel des vorge- gebenen Tages ſich befinde, damit man das Punct der 12ten Stunde auch nach Proportion in das Spatium des Mondalters ſetzen könne. Eben dieſe Praris dienet auch vor die Verticaluhren, vor die Aequi- noctialuhren aber muß die Eintheilung in 30. gleiche Theile geſchehen, die bewegliche Scheibe, auf welcher die Stunden in 24. Theilen enthalten ſind, und das Uebrige wird eben ſo, wie oben, verfertiget. Die Tabell, welche zu unterſt auf der Platte ſtehet, dienet auch die Zeit, bey dem Mondſcheine mit einer ordentlichen Uhr zu erforſchen. Wann beſagte Tabell auch verfertiget werden ſoll, ziehet man 4. gera- de oder krumme Parallellinien von beliebiger Länge, theilet die Weite II in 12. gleiche Theile vor die 12. Stunden, und die zwey andern Spatia K K in 15. um darein die 30. Mondstäge zu ſetzen, wie man aus der zwoten Figur erſiehet. Gebrauch. Manſiehet auf einer Sonnenuhr die Stunde, weſche der Mond darauf anzeigen wird, und ſuchet, nachdeme man auch des Monds Alter weiß, in der Tabell die Stunde, welche gegen ſeinem Alter über ſtehet, zu welcher die durch die Uhr bemerkte Stunde addiret wird. So nun die Summe dieſer zwoen zuſammen nicht über 12. macht, oder aber ihr Exceß über 12. gehet, wird ſolche die rechte Stunde anzeigen. Exempel. Wir wollen ſetzen, daß die Sonnenuhr 6. Uhr beym Mond- ſchein anzeige, und daß ſein Alter 5. oder 20. Tag ſey, ſo wird man aus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

ECHO: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-10-09T11:08:35Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-10-09T11:08:35Z)
ECHO: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-10-09T11:08:35Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde beibehalten.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen und Zeilen hinweg werden beibehalten.
  • Marginalien werden jeweils am Ende des entsprechenden Absatzes ausgezeichnet.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/436
Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/436>, abgerufen am 22.11.2024.