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Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765.

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hinab auf einen horizontal-liegenden Boden und zwar auf eine accurat ge-
zogene und dabey nach der perpendicularen Höhe des besagten Loches von dem
Boden, als nach dem Radio eingetheilten Mittagslinie fallen, angeordnet,
da man dann an statt des äussersten Puncts von dem Schatten der Zeiger-
spitze bey dem Mittel der auf dem Boden sich ergebenden hellen Ovalfigur
der Sonne den Tangenten von dem Complemento der angegebenen Son-
nenhöhe, und demnach den verlangten Winkel von der eigentlichen Mit-
tagsböhe der Sonne auf der Mittagslinie hat finden können, gleichwie aus
der figürlichen Vorstellung ein mehrers hiervon, in der 3. Figur der X.
Tabelle ersehen werden kann, allwo die Linie A C die Höhe der Mauer, C
das Loch, durch welches die Strahlen fallen, A B die getheilte Mittagsli-
nie, auf welche die verlangte Winkel der Höhen bey lauter Tangenten ge-
suchet werden, vorstellet. Auf dergleichen Art liesse am ersten Ignatius Dan-
tes ein Prosessor Astronomiä in Bononien, Anno 1575. allda in der Kirche
des heiligen Petronii einen gar grossen Gnomonem, dazu die bald darauf vor-
zunehmende Correction des gregorianischen Calenders Anlaßgab, anrichten,
dessen er sich hernach eine gergume Zeit zu dieser wichtigen Affaire mit vie-
len Nutzen bedienet: fast 80. Jahr hernach, nemlich Anno 1653, als eben
diese Kirche um ein merkliches erweitert wurde, geriethe Herr Caßini als
damahliger Professor Astronomiä auf die Gedanken, wie man noch einen
grössern und accuratern Gnomonem, dann des Dantis gewesen, darinnen
darstellen könnte, weiches er auch bald darauf auf Vergünstigung der Obern
gar glücklich zu Stande gebracht, als da er allda in das Kirchendach ein
horizontal stehendes rundes Loch im Durchmesser von einem Zoll in der per-
pendicularen Weite von der horizontalen Fläche ab, von 1000. Zollen oder
bey 83. Schuben als einem Radio machen liese, durch welches die Son-
nenstrahlen gegen den mit Marmor belegten sehr gleichen Boden auf der
Mittagslinie die 210. Schuh lang war, fielen, und dann bey richtiger Ein-
theilung dieser Linie nach den Tangenten die Winkel der Sonnenhöhen zu
erkennen gaben, dadurch er die Theoriam motus solaris in einen gar guten
Stand gesetzet, und sonsten viel nützliches in der Astronomie damit geleistet.
Vald nach dem Anfang dieses laufenden Seculi liese der damahlige Pabst
durch Beyhülse zweyer vortrefflichen Astronomen, als Mr. Bianchini und
Maraldi, zum Nutzen des Calenders in Rom einen grossen Gnomonem auf-
richten, welcher noch grösser als derjenige, den Pabst Gregorius der XIII.
ebensalls zur Verbesserung des Calenders in dem Vatikan aufzustellen, be-
fohlen, auf gleiche Manier anordnen, und zum Andenken dabey eine Me-
daille schlagen. Fast um gleiche Zeit liese Mr. Nonnet zu Tours, und P.
Heinrich in Breßlau, dergleichen Werke in einem Kirchgebäude wohl zu
Stande bringen, da jener Gnomon 37, dieser aber 35. Schuh hoch wor-
den. Bey dieser und dergleichen Art zu observiren, mag man hier gar wohl
beybringen, wie nemlich, ob es anfänglich das Ansehen hat, daß, je grösser

hinab auf einen horizontal-liegenden Boden und zwar auf eine accurat ge-
zogene und dabey nach der perpendicularen Höhe des beſagten Loches von dem
Boden, als nach dem Radio eingetheilten Mittagslinie fallen, angeordnet,
da man dann an ſtatt des äuſſerſten Puncts von dem Schatten der Zeiger-
ſpitze bey dem Mittel der auf dem Boden ſich ergebenden hellen Ovalfigur
der Sonne den Tangenten von dem Complemento der angegebenen Son-
nenhöhe, und demnach den verlangten Winkel von der eigentlichen Mit-
tagsböhe der Sonne auf der Mittagslinie hat finden können, gleichwie aus
der figürlichen Vorſtellung ein mehrers hiervon, in der 3. Figur der X.
Tabelle erſehen werden kann, allwo die Linie A C die Höhe der Mauer, C
das Loch, durch welches die Strahlen fallen, A B die getheilte Mittagsli-
nie, auf welche die verlangte Winkel der Höhen bey lauter Tangenten ge-
ſuchet werden, vorſtellet. Auf dergleichen Art lieſſe am erſten Ignatius Dan-
tes ein Proſeſſor Aſtronomiä in Bononien, Anno 1575. allda in der Kirche
des heiligen Petronii einen gar groſſen Gnomonem, dazu die bald darauf vor-
zunehmende Correction des gregorianiſchen Calenders Anlaßgab, anrichten,
deſſen er ſich hernach eine gergume Zeit zu dieſer wichtigen Affaire mit vie-
len Nutzen bedienet: faſt 80. Jahr hernach, nemlich Anno 1653, als eben
dieſe Kirche um ein merkliches erweitert wurde, geriethe Herr Caßini als
damahliger Profeſſor Aſtronomiä auf die Gedanken, wie man noch einen
gröſſern und accuratern Gnomonem, dann des Dantis geweſen, darinnen
darſtellen könnte, weiches er auch bald darauf auf Vergünſtigung der Obern
gar glücklich zu Stande gebracht, als da er allda in das Kirchendach ein
horizontal ſtehendes rundes Loch im Durchmeſſer von einem Zoll in der per-
pendicularen Weite von der horizontalen Fläche ab, von 1000. Zollen oder
bey 83. Schuben als einem Radio machen lieſe, durch welches die Son-
nenſtrahlen gegen den mit Marmor belegten ſehr gleichen Boden auf der
Mittagslinie die 210. Schuh lang war, fielen, und dann bey richtiger Ein-
theilung dieſer Linie nach den Tangenten die Winkel der Sonnenhöhen zu
erkennen gaben, dadurch er die Theoriam motus ſolaris in einen gar guten
Stand geſetzet, und ſonſten viel nützliches in der Aſtronomie damit geleiſtet.
Vald nach dem Anfang dieſes laufenden Seculi lieſe der damahlige Pabſt
durch Beyhülſe zweyer vortrefflichen Aſtronomen, als Mr. Bianchini und
Maraldi, zum Nutzen des Calenders in Rom einen groſſen Gnomonem auf-
richten, welcher noch gröſſer als derjenige, den Pabſt Gregorius der XIII.
ebenſalls zur Verbeſſerung des Calenders in dem Vatikan aufzuſtellen, be-
fohlen, auf gleiche Manier anordnen, und zum Andenken dabey eine Me-
daille ſchlagen. Faſt um gleiche Zeit lieſe Mr. Nonnet zu Tours, und P.
Heinrich in Breßlau, dergleichen Werke in einem Kirchgebäude wohl zu
Stande bringen, da jener Gnomon 37, dieſer aber 35. Schuh hoch wor-
den. Bey dieſer und dergleichen Art zu obſerviren, mag man hier gar wohl
beybringen, wie nemlich, ob es anfänglich das Anſehen hat, daß, je gröſſer

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[174/0186] hinab auf einen horizontal-liegenden Boden und zwar auf eine accurat ge- zogene und dabey nach der perpendicularen Höhe des beſagten Loches von dem Boden, als nach dem Radio eingetheilten Mittagslinie fallen, angeordnet, da man dann an ſtatt des äuſſerſten Puncts von dem Schatten der Zeiger- ſpitze bey dem Mittel der auf dem Boden ſich ergebenden hellen Ovalfigur der Sonne den Tangenten von dem Complemento der angegebenen Son- nenhöhe, und demnach den verlangten Winkel von der eigentlichen Mit- tagsböhe der Sonne auf der Mittagslinie hat finden können, gleichwie aus der figürlichen Vorſtellung ein mehrers hiervon, in der 3. Figur der X. Tabelle erſehen werden kann, allwo die Linie A C die Höhe der Mauer, C das Loch, durch welches die Strahlen fallen, A B die getheilte Mittagsli- nie, auf welche die verlangte Winkel der Höhen bey lauter Tangenten ge- ſuchet werden, vorſtellet. Auf dergleichen Art lieſſe am erſten Ignatius Dan- tes ein Proſeſſor Aſtronomiä in Bononien, Anno 1575. allda in der Kirche des heiligen Petronii einen gar groſſen Gnomonem, dazu die bald darauf vor- zunehmende Correction des gregorianiſchen Calenders Anlaßgab, anrichten, deſſen er ſich hernach eine gergume Zeit zu dieſer wichtigen Affaire mit vie- len Nutzen bedienet: faſt 80. Jahr hernach, nemlich Anno 1653, als eben dieſe Kirche um ein merkliches erweitert wurde, geriethe Herr Caßini als damahliger Profeſſor Aſtronomiä auf die Gedanken, wie man noch einen gröſſern und accuratern Gnomonem, dann des Dantis geweſen, darinnen darſtellen könnte, weiches er auch bald darauf auf Vergünſtigung der Obern gar glücklich zu Stande gebracht, als da er allda in das Kirchendach ein horizontal ſtehendes rundes Loch im Durchmeſſer von einem Zoll in der per- pendicularen Weite von der horizontalen Fläche ab, von 1000. Zollen oder bey 83. Schuben als einem Radio machen lieſe, durch welches die Son- nenſtrahlen gegen den mit Marmor belegten ſehr gleichen Boden auf der Mittagslinie die 210. Schuh lang war, fielen, und dann bey richtiger Ein- theilung dieſer Linie nach den Tangenten die Winkel der Sonnenhöhen zu erkennen gaben, dadurch er die Theoriam motus ſolaris in einen gar guten Stand geſetzet, und ſonſten viel nützliches in der Aſtronomie damit geleiſtet. Vald nach dem Anfang dieſes laufenden Seculi lieſe der damahlige Pabſt durch Beyhülſe zweyer vortrefflichen Aſtronomen, als Mr. Bianchini und Maraldi, zum Nutzen des Calenders in Rom einen groſſen Gnomonem auf- richten, welcher noch gröſſer als derjenige, den Pabſt Gregorius der XIII. ebenſalls zur Verbeſſerung des Calenders in dem Vatikan aufzuſtellen, be- fohlen, auf gleiche Manier anordnen, und zum Andenken dabey eine Me- daille ſchlagen. Faſt um gleiche Zeit lieſe Mr. Nonnet zu Tours, und P. Heinrich in Breßlau, dergleichen Werke in einem Kirchgebäude wohl zu Stande bringen, da jener Gnomon 37, dieſer aber 35. Schuh hoch wor- den. Bey dieſer und dergleichen Art zu obſerviren, mag man hier gar wohl beybringen, wie nemlich, ob es anfänglich das Anſehen hat, daß, je gröſſer

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Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765/186>, abgerufen am 24.11.2024.