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Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.

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daß diese Verknüpfung unlöslichen seye.
Gott segne das Freudenmahl! klopft in die Hände!
Krieg/ Kummer und Elend hat alles ein Ende.

60.

Es wurden auch/ weil der liebe Friede der nohtlei-
denden Armut zu künfftigem Reichtum und bedürftigen
Lebensmitteln gedeyen solte/ den armen und bresthaften Leu-
ten zween Ochsen geschlachtet/ selbige unter sie mit Brod
und Trank ausgetheilet/ und also jhnen auf offner Strassen
ein freyer Tisch angerichtet. Uber das/ weil der Friede allge-
mein/ und deswegen nit nur dem höhern/ sondern auch dem
nidern Stande zum Nutzen und Ergötzlichkeit gereichen
solte/ wurde in ein Fenster deß Mahlsaals/ welches auf den
langen Marktplatz sahe/ ein messinger Löw gesetzet/ der in
der einen Patten einen Oelzweig/ in der andern ein zerbro-
chenes Schwerd hielte/ und aus seinem Rachen/ in die sechs
Stundenlang/ roten und weissen Wein unter das gemeine
Stadt- und Landvolksprutzete. Da ware ein Lust zu sehen/
wie sich der Pöbel hinzudrängete/ nicht so sehr aus Durst/
als/ weil ein jeder diesen Friedenswein nicht gekostet zu ha-
ben für seine gröste Unglückseligkeit hielte.

61.

Das Dorf lief in der Stadt/ und mit der Stadt
dem Orte zu/ sich einbildend/ sie wären vom Frieden zu Gast
geladen. Es waren zwo Kufen gestellet/ darein der Wein
lauffen/ und daraus er von männiglich geschöpfet werden
solte. Die Begierde eines jeden aber liesse nicht zu/ daß einer
nach dem andern schöpfete/ sondern ein jeder wolte der nächst
und vörderste seyn. Demnach kehreten sie die Kufen üm/
stunden darauf/ hielten Hüte/ Kannen/ Töpffe/ und was die
Eilfertigkeit einem jeden in die Hand gegeben/ an Stangen/
Furken/ u. d. g. in die höhe und unter. Es ware einer/ der sei-
nen Stiefel auszoge/ und Wein damit auffienge.

Deß lacht der Nordenprintz. Seht/ was man nicht erfindt!
das ist ein Teutscher Durst/ wo Stifeln Gläser sind.

Vielen

daß dieſe Verknuͤpfung unloͤſlichen ſeye.
Gott ſegne das Freudenmahl! klopft in die Haͤnde!
Krieg/ Kummer und Elend hat alles ein Ende.

60.

Es wurden auch/ weil der liebe Friede der nohtlei-
denden Armut zu kuͤnfftigem Reichtum und beduͤrftigen
Lebensmitteln gedeyen ſolte/ den armen und breſthaften Leu-
ten zween Ochſen geſchlachtet/ ſelbige unter ſie mit Brod
und Trank ausgetheilet/ und alſo jhnen auf offner Straſſen
ein freyer Tiſch angerichtet. Uber das/ weil der Friede allge-
mein/ und deswegen nit nur dem hoͤhern/ ſondern auch dem
nidern Stande zum Nutzen und Ergoͤtzlichkeit gereichen
ſolte/ wurde in ein Fenſter deß Mahlſaals/ welches auf den
langen Marktplatz ſahe/ ein meſſinger Loͤw geſetzet/ der in
der einen Patten einen Oelzweig/ in der andern ein zerbro-
chenes Schwerd hielte/ und aus ſeinem Rachen/ in die ſechs
Stundenlang/ roten und weiſſen Wein unter das gemeine
Stadt- und Landvolkſprůtzete. Da ware ein Luſt zu ſehen/
wie ſich der Poͤbel hinzudraͤngete/ nicht ſo ſehr aus Durſt/
als/ weil ein jeder dieſen Friedenswein nicht gekoſtet zu ha-
ben für ſeine groͤſte Ungluͤckſeligkeit hielte.

61.

Das Dorf lief in der Stadt/ und mit der Stadt
dem Orte zu/ ſich einbildend/ ſie waͤren vom Frieden zu Gaſt
geladen. Es waren zwo Kufen geſtellet/ darein der Wein
lauffen/ und daraus er von maͤnniglich geſchoͤpfet werden
ſolte. Die Begierde eines jeden aber lieſſe nicht zu/ daß einer
nach dem andern ſchoͤpfete/ ſondern ein jeder wolte der naͤchſt
und voͤrderſte ſeyn. Demnach kehreten ſie die Kufen uͤm/
ſtunden darauf/ hielten Huͤte/ Kannen/ Toͤpffe/ und was die
Eilfertigkeit einem jeden in die Hand gegeben/ an Stangen/
Furken/ u. d. g. in die hoͤhe und unter. Es ware einer/ der ſei-
nen Stiefel auszoge/ und Wein damit auffienge.

Deß lacht der Nordenprintz. Seht/ was man nicht erfindt!
das iſt ein Teutſcher Durſt/ wo Stifeln Glaͤſer ſind.

Vielen
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[68/0119] daß dieſe Verknuͤpfung unloͤſlichen ſeye. Gott ſegne das Freudenmahl! klopft in die Haͤnde! Krieg/ Kummer und Elend hat alles ein Ende. 60. Es wurden auch/ weil der liebe Friede der nohtlei- denden Armut zu kuͤnfftigem Reichtum und beduͤrftigen Lebensmitteln gedeyen ſolte/ den armen und breſthaften Leu- ten zween Ochſen geſchlachtet/ ſelbige unter ſie mit Brod und Trank ausgetheilet/ und alſo jhnen auf offner Straſſen ein freyer Tiſch angerichtet. Uber das/ weil der Friede allge- mein/ und deswegen nit nur dem hoͤhern/ ſondern auch dem nidern Stande zum Nutzen und Ergoͤtzlichkeit gereichen ſolte/ wurde in ein Fenſter deß Mahlſaals/ welches auf den langen Marktplatz ſahe/ ein meſſinger Loͤw geſetzet/ der in der einen Patten einen Oelzweig/ in der andern ein zerbro- chenes Schwerd hielte/ und aus ſeinem Rachen/ in die ſechs Stundenlang/ roten und weiſſen Wein unter das gemeine Stadt- und Landvolkſprůtzete. Da ware ein Luſt zu ſehen/ wie ſich der Poͤbel hinzudraͤngete/ nicht ſo ſehr aus Durſt/ als/ weil ein jeder dieſen Friedenswein nicht gekoſtet zu ha- ben für ſeine groͤſte Ungluͤckſeligkeit hielte. 61. Das Dorf lief in der Stadt/ und mit der Stadt dem Orte zu/ ſich einbildend/ ſie waͤren vom Frieden zu Gaſt geladen. Es waren zwo Kufen geſtellet/ darein der Wein lauffen/ und daraus er von maͤnniglich geſchoͤpfet werden ſolte. Die Begierde eines jeden aber lieſſe nicht zu/ daß einer nach dem andern ſchoͤpfete/ ſondern ein jeder wolte der naͤchſt und voͤrderſte ſeyn. Demnach kehreten ſie die Kufen uͤm/ ſtunden darauf/ hielten Huͤte/ Kannen/ Toͤpffe/ und was die Eilfertigkeit einem jeden in die Hand gegeben/ an Stangen/ Furken/ u. d. g. in die hoͤhe und unter. Es ware einer/ der ſei- nen Stiefel auszoge/ und Wein damit auffienge. Deß lacht der Nordenprintz. Seht/ was man nicht erfindt! das iſt ein Teutſcher Durſt/ wo Stifeln Glaͤſer ſind. Vielen

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/119>, abgerufen am 26.11.2024.