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Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.

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mit stumpffen Spteren zusammen renneten. Ihre Küraser
waren mit Heu dick-ausgefüllte Kleider/ mit welchen sie von
Fus auf gewaffnet/ als lauter Esopi und Bacchi zu Pferd
sassen. An stat der Helme hatten sie vermahlte Eimer oder
Kübel auf/ und gabe es in jedlichem Ritt ein lustiges Gepur-
tzel. Die Reuter/ von der Last jhrer Kleider überwogen/ fielen
zu weilen/ ehe sie getroffen wurden: gleichwol giengen etliche
Lantzen zu trummern. Es wäre eine Lust zu sehen gewesen/
wann nicht die Wolken aus Mißgunst jhre Wasserschläu-
che eröffnet/ einen starken Platzregen fast Eimer weiß herab
gegossen/ und also die Zuseher wider jhren Willen ins Bad
geführt hetten. Der Ort daselbsten schiene gar einen trauri-
gen und ungnädigen Himmel zu haben/ weil er auch vor ei-Das
Gleißhäm-
merlein und
die Tullen-
au/
gescha-
he d. 9. Maj
An. 1649.

nem Jahr von einem urplötzlichen Wolkenbruch über-
schwämmet worden/ welcher das angelegene Schloß/
und unten angehängte Tahl sehr beschädiget/ zerrissen/
und gar übel zugerichtet. Dem nach wurde dieses Stechspiel
aufgehoben/ und eileten die Gäste unter Dach/ als die da lie-
ber innen/ als auswendig naß zu werden begereten.

87.

An köstlichem Getränke/ niedlichen Speisen und
süsser Musik ware kein mangel. Solcher gestalt wärete die
Frölichkeit spat in die Nacht hinein/ da sie mit einem schönen
Dantz beschlossen wurde. Die Lustfeuer zuverbrennen/ ver-
hinderte diesen Tag der Regen/ daß es also auf den folgenden
muste versparet werden. Unter demselben befand sich ein
Confect- oder Lusttisch/ auf welchem stunde eine Pastete mit
Schwärmern und Raggeten gefüllet/ und rund herüm un-
terschiedliche Zuckerschalen/ ebenmässig voller Schwärmer.
An stat deß Leuchters stiege in der mitten eine Feurkugel ent-
bor. So zeigete sich auch in der Luft eine Sonne/ mit drey-
zehen Stralen/ uber einer Cron/ worunter der Königin aus
Deusien/ und deß im Küraß darbey stehenden Prinzen Va-
gusto
Namen/ zu samt dem Wort Vivat, zusehen waren.

Unten
N 2

mit ſtumpffen Spteren zuſammen renneten. Ihre Küraſer
waren mit Heu dick-ausgefuͤllte Kleider/ mit welchen ſie von
Fus auf gewaffnet/ als lauter Eſopi und Bacchi zu Pferd
ſaſſen. An ſtat der Helme hatten ſie vermahlte Eimer oder
Kuͤbel auf/ und gabe es in jedlichem Ritt ein luſtiges Gepur-
tzel. Die Reuter/ von der Laſt jhrer Kleider überwogen/ fielen
zu weilen/ ehe ſie getroffen wurden: gleichwol giengen etliche
Lantzen zu trůmmern. Es waͤre eine Luſt zu ſehen geweſen/
wann nicht die Wolken aus Mißgunſt jhre Waſſerſchlaͤu-
che eroͤffnet/ einen ſtarken Platzregen faſt Eimer weiß herab
gegoſſen/ und alſo die Zuſeher wider jhren Willen ins Bad
geführt hetten. Der Ort daſelbſten ſchiene gar einen trauri-
gen und ungnaͤdigen Himmel zu haben/ weil er auch vor ei-Das
Gleißhaͤm-
merlein und
die Tullen-
au/
geſcha-
he d. 9. Maj
An. 1649.

nem Jahr von einem urploͤtzlichen Wolkenbruch uͤber-
ſchwaͤmmet worden/ welcher das angelegene Schloß/
und unten angehaͤngte Tahl ſehr beſchaͤdiget/ zerriſſen/
und gar übel zugerichtet. Dem nach wurde dieſes Stechſpiel
aufgehoben/ und eileten die Gaͤſte unter Dach/ als die da lie-
ber innen/ als auswendig naß zu werden begereten.

87.

An koͤſtlichem Getraͤnke/ niedlichen Speiſen und
ſüſſer Muſik ware kein mangel. Solcher geſtalt waͤrete die
Froͤlichkeit ſpat in die Nacht hinein/ da ſie mit einem ſchoͤnen
Dantz beſchloſſen wurde. Die Luſtfeuer zuverbrennen/ ver-
hinderte dieſen Tag der Regen/ daß es alſo auf den folgenden
muſte verſparet werden. Unter demſelben befand ſich ein
Confect- oder Luſttiſch/ auf welchem ſtunde eine Paſtete mit
Schwaͤrmern und Raggeten gefüllet/ und rund heruͤm un-
terſchiedliche Zuckerſchalen/ ebenmaͤſſig voller Schwaͤrmer.
An ſtat deß Leuchters ſtiege in der mitten eine Feurkugel ent-
bor. So zeigete ſich auch in der Luft eine Sonne/ mit drey-
zehen Stralen/ ůber einer Cron/ worunter der Koͤnigin aus
Deuſien/ und deß im Kuͤraß darbey ſtehenden Prinzen Va-
guſto
Namen/ zu ſamt dem Wort Vivat, zuſehen waren.

Unten
N 2
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[91/0144] mit ſtumpffen Spteren zuſammen renneten. Ihre Küraſer waren mit Heu dick-ausgefuͤllte Kleider/ mit welchen ſie von Fus auf gewaffnet/ als lauter Eſopi und Bacchi zu Pferd ſaſſen. An ſtat der Helme hatten ſie vermahlte Eimer oder Kuͤbel auf/ und gabe es in jedlichem Ritt ein luſtiges Gepur- tzel. Die Reuter/ von der Laſt jhrer Kleider überwogen/ fielen zu weilen/ ehe ſie getroffen wurden: gleichwol giengen etliche Lantzen zu trůmmern. Es waͤre eine Luſt zu ſehen geweſen/ wann nicht die Wolken aus Mißgunſt jhre Waſſerſchlaͤu- che eroͤffnet/ einen ſtarken Platzregen faſt Eimer weiß herab gegoſſen/ und alſo die Zuſeher wider jhren Willen ins Bad geführt hetten. Der Ort daſelbſten ſchiene gar einen trauri- gen und ungnaͤdigen Himmel zu haben/ weil er auch vor ei- nem Jahr von einem urploͤtzlichen Wolkenbruch uͤber- ſchwaͤmmet worden/ welcher das angelegene Schloß/ und unten angehaͤngte Tahl ſehr beſchaͤdiget/ zerriſſen/ und gar übel zugerichtet. Dem nach wurde dieſes Stechſpiel aufgehoben/ und eileten die Gaͤſte unter Dach/ als die da lie- ber innen/ als auswendig naß zu werden begereten. Das Gleißhaͤm- merlein und die Tullen- au/ geſcha- he d. 9. Maj An. 1649. 87. An koͤſtlichem Getraͤnke/ niedlichen Speiſen und ſüſſer Muſik ware kein mangel. Solcher geſtalt waͤrete die Froͤlichkeit ſpat in die Nacht hinein/ da ſie mit einem ſchoͤnen Dantz beſchloſſen wurde. Die Luſtfeuer zuverbrennen/ ver- hinderte dieſen Tag der Regen/ daß es alſo auf den folgenden muſte verſparet werden. Unter demſelben befand ſich ein Confect- oder Luſttiſch/ auf welchem ſtunde eine Paſtete mit Schwaͤrmern und Raggeten gefüllet/ und rund heruͤm un- terſchiedliche Zuckerſchalen/ ebenmaͤſſig voller Schwaͤrmer. An ſtat deß Leuchters ſtiege in der mitten eine Feurkugel ent- bor. So zeigete ſich auch in der Luft eine Sonne/ mit drey- zehen Stralen/ ůber einer Cron/ worunter der Koͤnigin aus Deuſien/ und deß im Kuͤraß darbey ſtehenden Prinzen Va- guſto Namen/ zu ſamt dem Wort Vivat, zuſehen waren. Unten N 2

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/144>, abgerufen am 28.11.2024.