Birken, Sigmund von: Pegnesische Gesprächspiel-Gesellschaft von Nymfen und Hirten. Nürnberg, 1665.Die verwandelte Dafne. Diese bringt er: Föbus Herz/ wird vom le-tzern Lieb-erhitzet; und der erste/ Haß und Kälte in die schöne Dafne schiest. Bald so liebet jener diese: diese jenes Fein- dinn ist. Sie/ die Nymfe/ hasst die Lieb; liebt/ was tausend andre hassen; lauft und jagt dem Wilde nach/ irrend durch der Wälder gassen mit des Föbus seiner Schwester; lässt/ das mehr als güldne Gold ihrer Haare/ ledig fliegen. Tausend Söhne sind ihr hold/ und verlangen ihre Gunst: noch kan keiner sie erlangen. sie vergeht sich im Gebüsch: daß ihr nicht werd nachgegangen. Nichts fragt sie nach Hochzeitmachen/ ob der Vatter spricht zu ihr: Tochter! du bist einen Eydam/ Enkel bist du schuldig mir. Sie errötet ob dem Raht: Rosen blühen auf dem Lande ihrer Wangen voller Scham. Schand fürcht sie vom Weiberstande; fället üm den Hals dem Vatter: Vatter (spricht sie) wehr mir nit! laß mich eine Jungfrau bleiben. Auch Dia- nen/ diese Bitt/ hat
Die verwandelte Dafne. Dieſe bringt er: Foͤbus Herz/ wird vom le-tzern Lieb-erhitzet; und der erſte/ Haß und Kaͤlte in die ſchoͤne Dafne ſchieſt. Bald ſo liebet jener dieſe: dieſe jenes Fein- dinn iſt. Sie/ die Nymfe/ haſſt die Lieb; liebt/ was tauſend andre haſſen; lauft und jagt dem Wilde nach/ irrend durch der Waͤlder gaſſen mit des Foͤbus ſeiner Schweſter; laͤſſt/ das mehr als guͤldne Gold ihrer Haare/ ledig fliegen. Tauſend Soͤhne ſind ihr hold/ und verlangen ihre Gunſt: noch kan keiner ſie erlangen. ſie vergeht ſich im Gebuͤſch: daß ihr nicht werd nachgegangen. Nichts fragt ſie nach Hochzeitmachen/ ob der Vatter ſpricht zu ihr: Tochter! du biſt einen Eydam/ Enkel biſt du ſchuldig mir. Sie erroͤtet ob dem Raht: Roſen bluͤhen auf dem Lande ihrer Wangen voller Scham. Schand fuͤrcht ſie vom Weiberſtande; faͤllet uͤm den Hals dem Vatter: Vatter (ſpricht ſie) wehr mir nit! laß mich eine Jungfrau bleiben. Auch Dia- nen/ dieſe Bitt/ hat
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Die verwandelte Dafne.
Dieſe bringt er: Foͤbus Herz/ wird vom le-
tzern Lieb-erhitzet;
und der erſte/ Haß und Kaͤlte in die ſchoͤne
Dafne ſchieſt.
Bald ſo liebet jener dieſe: dieſe jenes Fein-
dinn iſt.
Sie/ die Nymfe/ haſſt die Lieb; liebt/ was
tauſend andre haſſen;
lauft und jagt dem Wilde nach/ irrend durch
der Waͤlder gaſſen
mit des Foͤbus ſeiner Schweſter; laͤſſt/ das
mehr als guͤldne Gold
ihrer Haare/ ledig fliegen. Tauſend Soͤhne
ſind ihr hold/
und verlangen ihre Gunſt: noch kan keiner
ſie erlangen.
ſie vergeht ſich im Gebuͤſch: daß ihr nicht
werd nachgegangen.
Nichts fragt ſie nach Hochzeitmachen/ ob der
Vatter ſpricht zu ihr:
Tochter! du biſt einen Eydam/ Enkel biſt du
ſchuldig mir.
Sie erroͤtet ob dem Raht: Roſen bluͤhen auf
dem Lande
ihrer Wangen voller Scham. Schand fuͤrcht
ſie vom Weiberſtande;
faͤllet uͤm den Hals dem Vatter: Vatter
(ſpricht ſie) wehr mir nit!
laß mich eine Jungfrau bleiben. Auch Dia-
nen/ dieſe Bitt/
hat
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