Birken, Sigmund von: Pegnesische Gesprächspiel-Gesellschaft von Nymfen und Hirten. Nürnberg, 1665.Die verwandelte Dafne. Aber Sie/ flieht windgeschwinde/ steht nitstill/ ob er sie schon bittet/ ihme zuzuhören/ ihm und diesem Lie- besthon. 1. Schöne Nymfe! steh doch stille!steh! ich bin dein Feind ja nit! Eine Hirtinn/ das Gebrülle eines Löwens/ also flieht. also fliehen feige Tauben/ wann sie will der Habicht rauben. 2. Schafe also sich entziehenvor dem Wolf/ dem Schreckengast. Jedes gerne will entfliehen seinem Feinde/ den es hasst. Liebe/ diesen Weg mir weiset; Liebe/ mich dir folgen heiset. 3. Nymfe! dich vom Laufen kehre!ach! ich fürchte/ daß ein Fall deinen schönen Leib versehre. Dornen sind hier überall: Schad es wär/ daß ihre Spitzen solten solche Glieder ritzen. 4. Ich mag dir nit machen Schmerzen.Lauf nit so mit strenger Macht! Schrofen möchten mit dir scherzen. Wilst du fliehen/ fliehe sacht! Ich/ auf daß du mögst verschnaufen/ will auch so geschwind nit laufen. 5. Schau
Die verwandelte Dafne. Aber Sie/ flieht windgeſchwinde/ ſteht nitſtill/ ob er ſie ſchon bittet/ ihme zuzuhoͤren/ ihm und dieſem Lie- besthon. 1. Schoͤne Nymfe! ſteh doch ſtille!ſteh! ich bin dein Feind ja nit! Eine Hirtinn/ das Gebruͤlle eines Loͤwens/ alſo flieht. alſo fliehen feige Tauben/ wann ſie will der Habicht rauben. 2. Schafe alſo ſich entziehenvor dem Wolf/ dem Schreckengaſt. Jedes gerne will entfliehen ſeinem Feinde/ den es haſſt. Liebe/ dieſen Weg mir weiſet; Liebe/ mich dir folgen heiſet. 3. Nymfe! dich vom Laufen kehre!ach! ich fuͤrchte/ daß ein Fall deinen ſchoͤnen Leib verſehre. Dornen ſind hier uͤberall: Schad es waͤr/ daß ihre Spitzen ſolten ſolche Glieder ritzen. 4. Ich mag dir nit machen Schmerzen.Lauf nit ſo mit ſtrenger Macht! Schrofen moͤchten mit dir ſcherzen. Wilſt du fliehen/ fliehe ſacht! Ich/ auf daß du moͤgſt verſchnaufen/ will auch ſo geſchwind nit laufen. 5. Schau
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0074" n="62"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Die verwandelte Dafne.</hi> </fw><lb/> <l>Aber Sie/ flieht windgeſchwinde/ ſteht nit<lb/><hi rendition="#et">ſtill/ ob er ſie ſchon</hi></l><lb/> <l>bittet/ ihme zuzuhoͤren/ ihm und dieſem Lie-<lb/><hi rendition="#et">besthon.</hi></l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <head>1.</head> <l>Schoͤne Nymfe! ſteh doch ſtille!</l><lb/> <l>ſteh! ich bin dein Feind ja nit!</l><lb/> <l>Eine Hirtinn/ das Gebruͤlle</l><lb/> <l>eines Loͤwens/ alſo flieht.</l><lb/> <l>alſo fliehen feige Tauben/</l><lb/> <l>wann ſie will der Habicht rauben.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <head>2.</head> <l>Schafe alſo ſich entziehen</l><lb/> <l>vor dem Wolf/ dem Schreckengaſt.</l><lb/> <l>Jedes gerne will entfliehen</l><lb/> <l>ſeinem Feinde/ den es haſſt.</l><lb/> <l>Liebe/ dieſen Weg mir weiſet;</l><lb/> <l>Liebe/ mich dir folgen heiſet.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <head>3.</head> <l>Nymfe! dich vom Laufen kehre!</l><lb/> <l>ach! ich fuͤrchte/ daß ein Fall</l><lb/> <l>deinen ſchoͤnen Leib verſehre.</l><lb/> <l>Dornen ſind hier uͤberall:</l><lb/> <l>Schad es waͤr/ daß ihre Spitzen</l><lb/> <l>ſolten ſolche Glieder ritzen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <head>4.</head> <l>Ich mag dir nit machen Schmerzen.</l><lb/> <l>Lauf nit ſo mit ſtrenger Macht!</l><lb/> <l>Schrofen moͤchten mit dir ſcherzen.</l><lb/> <l>Wilſt du fliehen/ fliehe ſacht!</l><lb/> <l>Ich/ auf daß du moͤgſt verſchnaufen/</l><lb/> <l>will auch ſo geſchwind nit laufen.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">5. Schau</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [62/0074]
Die verwandelte Dafne.
Aber Sie/ flieht windgeſchwinde/ ſteht nit
ſtill/ ob er ſie ſchon
bittet/ ihme zuzuhoͤren/ ihm und dieſem Lie-
besthon.
1. Schoͤne Nymfe! ſteh doch ſtille!
ſteh! ich bin dein Feind ja nit!
Eine Hirtinn/ das Gebruͤlle
eines Loͤwens/ alſo flieht.
alſo fliehen feige Tauben/
wann ſie will der Habicht rauben.
2. Schafe alſo ſich entziehen
vor dem Wolf/ dem Schreckengaſt.
Jedes gerne will entfliehen
ſeinem Feinde/ den es haſſt.
Liebe/ dieſen Weg mir weiſet;
Liebe/ mich dir folgen heiſet.
3. Nymfe! dich vom Laufen kehre!
ach! ich fuͤrchte/ daß ein Fall
deinen ſchoͤnen Leib verſehre.
Dornen ſind hier uͤberall:
Schad es waͤr/ daß ihre Spitzen
ſolten ſolche Glieder ritzen.
4. Ich mag dir nit machen Schmerzen.
Lauf nit ſo mit ſtrenger Macht!
Schrofen moͤchten mit dir ſcherzen.
Wilſt du fliehen/ fliehe ſacht!
Ich/ auf daß du moͤgſt verſchnaufen/
will auch ſo geſchwind nit laufen.
5. Schau
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |