Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.nach der VI V. U. Bitte. seine Tochter/ und er ihr Vatter. Sie se-hen auch einander gleich: aber hinten/ vor- nen ist sie/ als ein schönes/ lachendes und frech-entblöstes Weib/ anzusehen: dann sie reitzet zur Fleisches-Lust. Auf dem Haub- te träget sie eine Krone von Pfaufedern: diß ist ein Sinnbild von ihrem Hohfartle- ben. Goldketten und Kleinode hangen ihr an dem Hurenhals/ und unten an der Kette ein Goldbeutel mit vielen Fächern/ an stat einer Medalie: erkennet daraus ihren Geitz und Augen-Lust. Diese schön- scheinende Docke bietet er jedem an/ und spricht: diese meine Tochter will ich dir/ auch Ehre/ Reichtum und Freude zum Heurat-Gut/ geben/ so du meines theils seyn wilst. 6 Jhr habt ja etwan gelesen/ wie die Papst
nach der VI V. U. Bitte. ſeine Tochter/ und er ihr Vatter. Sie ſe-hen auch einander gleich: aber hinten/ vor- nen iſt ſie/ als ein ſchoͤnes/ lachendes und frech-entbloͤſtes Weib/ anzuſehen: dañ ſie reitzet zur Fleiſches-Luſt. Auf dem Haub- te traͤget ſie eine Krone von Pfaufedern: diß iſt ein Sinnbild von ihrem Hohfartle- ben. Goldketten und Kleinode hangen ihr an dem Hurenhals/ und unten an der Kette ein Goldbeutel mit vielen Faͤchern/ an ſtat einer Medalie: erkennet daraus ihren Geitz und Augen-Luſt. Dieſe ſchoͤn- ſcheinende Docke bietet er jedem an/ und ſpricht: dieſe meine Tochter will ich dir/ auch Ehre/ Reichtum und Freude zum Heurat-Gut/ geben/ ſo du meines theils ſeyn wilſt. 6 Jhr habt ja etwan geleſen/ wie die Papſt
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nach der VI V. U. Bitte.
ſeine Tochter/ und er ihr Vatter. Sie ſe-
hen auch einander gleich: aber hinten/ vor-
nen iſt ſie/ als ein ſchoͤnes/ lachendes und
frech-entbloͤſtes Weib/ anzuſehen: dañ ſie
reitzet zur Fleiſches-Luſt. Auf dem Haub-
te traͤget ſie eine Krone von Pfaufedern:
diß iſt ein Sinnbild von ihrem Hohfartle-
ben. Goldketten und Kleinode hangen
ihr an dem Hurenhals/ und unten an der
Kette ein Goldbeutel mit vielen Faͤchern/
an ſtat einer Medalie: erkennet daraus
ihren Geitz und Augen-Luſt. Dieſe ſchoͤn-
ſcheinende Docke bietet er jedem an/ und
ſpricht: dieſe meine Tochter will ich dir/
auch Ehre/ Reichtum und Freude zum
Heurat-Gut/ geben/ ſo du meines theils
ſeyn wilſt.
6 Jhr habt ja etwan geleſen/ wie die
Stadt Venedig Kaiſer Friedrichen den
Rohtbart/ der ſie und den Papſt dariñ be-
laͤgert/ uͤberwunden. Sie ſchickte/ auf ei-
nem Luſt-Schiffe/ eine ſchoͤne Curtiſane
zum Kaiſerlichen Lager: und durch die
Schoͤnheit/ auch durch den Harpffenklang
und Geſang/ dieſer wahren Sirene/ wur-
de der Prinz/ des Kaiſers Sohn verleitet/
daß er zu ihr in das Schiff ſtiege und alſo
gefangen entfuͤhret worden. Dieſen wie-
der zu bekommen/ muſte der Kaiſer dem
Papſt
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