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Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 1. Stuttgart, 1898.

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Achtzehntes Kapitel: König Ludwig II. von Baiern.
Deutschland in Mitleidenschaft zu ziehn. Sehr viel schwieriger
aber liegt der Fall, wenn Oestreich und Rußland uneinig werden
sollten, und hoffe ich, daß die Begegnung beider Monarchen in
Reichstadt gute Früchte zur Befestigung ihrer Freundschaft tragen
werde. Der Kaiser Alexander will glücklicherweise den Frieden,
und erkennt an, daß Oestreichs Lage der südslavischen Bewegung
gegenüber schwieriger und zwingender ist als die Rußlands. Für
Letztres sind es auswärtige, für Oestreich aber innere und vitale
Interessen, die auf dem Spiele stehn.
v. Bismarck.

Mit lebhafter Freude habe ich Ihre Nachricht von dem offen¬
bar günstigen Verlaufe der Cur erhalten. Ich danke Ihnen viel¬
mals für diese frohe Botschaft und hoffe von Herzen, daß auch
die lästigen Folgen des anstrengenden Gebrauchs der Kissinger
Quellen sich recht bald verlieren werden.

Durch Ihre so klare Darlegung der politischen Situation haben
Sie, mein lieber Fürst, mich ganz besonders verbunden. Der weit¬
sehende, staatsmännische Blick, welcher sich in Ihren Anschauungen
über die Stellung Deutschlands zu den gegenwärtigen und etwa
noch drohenden Verwicklungen im Auslande kund gibt, hat meine
volle Bewunderung, und ich brauche wohl nicht zu versichern, daß
Ihre mächtigen Anstrengungen zur Erhaltung des Friedens von
meinen wärmsten Sympathien und unbegränztem Vertrauen be¬
gleitet sind. -- Möge der glückliche Erfolg der deutschen Politik
und der Dank der deutschen Fürsten und Stämme Sie, mein lieber
Fürst, im Besitze Ihrer vollen Gesundheit und Rüstigkeit finden.

Mit diesem innigen Wunsche verbinde ich die herzlichsten
Grüße und die Versicherung wahrer Hochachtung und festgewur¬
zelten Vertrauens, womit ich, mein lieber Fürst, stets verbleibe
Hohenschwangau, den 16. Juli 1876.
Ihr
aufrichtiger Freund
Ludwig.

Achtzehntes Kapitel: König Ludwig II. von Baiern.
Deutſchland in Mitleidenſchaft zu ziehn. Sehr viel ſchwieriger
aber liegt der Fall, wenn Oeſtreich und Rußland uneinig werden
ſollten, und hoffe ich, daß die Begegnung beider Monarchen in
Reichſtadt gute Früchte zur Befeſtigung ihrer Freundſchaft tragen
werde. Der Kaiſer Alexander will glücklicherweiſe den Frieden,
und erkennt an, daß Oeſtreichs Lage der ſüdſlaviſchen Bewegung
gegenüber ſchwieriger und zwingender iſt als die Rußlands. Für
Letztres ſind es auswärtige, für Oeſtreich aber innere und vitale
Intereſſen, die auf dem Spiele ſtehn.
v. Bismarck.

Mit lebhafter Freude habe ich Ihre Nachricht von dem offen¬
bar günſtigen Verlaufe der Cur erhalten. Ich danke Ihnen viel¬
mals für dieſe frohe Botſchaft und hoffe von Herzen, daß auch
die läſtigen Folgen des anſtrengenden Gebrauchs der Kiſſinger
Quellen ſich recht bald verlieren werden.

Durch Ihre ſo klare Darlegung der politiſchen Situation haben
Sie, mein lieber Fürſt, mich ganz beſonders verbunden. Der weit¬
ſehende, ſtaatsmänniſche Blick, welcher ſich in Ihren Anſchauungen
über die Stellung Deutſchlands zu den gegenwärtigen und etwa
noch drohenden Verwicklungen im Auslande kund gibt, hat meine
volle Bewunderung, und ich brauche wohl nicht zu verſichern, daß
Ihre mächtigen Anſtrengungen zur Erhaltung des Friedens von
meinen wärmſten Sympathien und unbegränztem Vertrauen be¬
gleitet ſind. — Möge der glückliche Erfolg der deutſchen Politik
und der Dank der deutſchen Fürſten und Stämme Sie, mein lieber
Fürſt, im Beſitze Ihrer vollen Geſundheit und Rüſtigkeit finden.

Mit dieſem innigen Wunſche verbinde ich die herzlichſten
Grüße und die Verſicherung wahrer Hochachtung und feſtgewur¬
zelten Vertrauens, womit ich, mein lieber Fürſt, ſtets verbleibe
Hohenſchwangau, den 16. Juli 1876.
Ihr
aufrichtiger Freund
Ludwig.

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[360/0387] Achtzehntes Kapitel: König Ludwig II. von Baiern. Deutſchland in Mitleidenſchaft zu ziehn. Sehr viel ſchwieriger aber liegt der Fall, wenn Oeſtreich und Rußland uneinig werden ſollten, und hoffe ich, daß die Begegnung beider Monarchen in Reichſtadt gute Früchte zur Befeſtigung ihrer Freundſchaft tragen werde. Der Kaiſer Alexander will glücklicherweiſe den Frieden, und erkennt an, daß Oeſtreichs Lage der ſüdſlaviſchen Bewegung gegenüber ſchwieriger und zwingender iſt als die Rußlands. Für Letztres ſind es auswärtige, für Oeſtreich aber innere und vitale Intereſſen, die auf dem Spiele ſtehn. v. Bismarck. Mit lebhafter Freude habe ich Ihre Nachricht von dem offen¬ bar günſtigen Verlaufe der Cur erhalten. Ich danke Ihnen viel¬ mals für dieſe frohe Botſchaft und hoffe von Herzen, daß auch die läſtigen Folgen des anſtrengenden Gebrauchs der Kiſſinger Quellen ſich recht bald verlieren werden. Durch Ihre ſo klare Darlegung der politiſchen Situation haben Sie, mein lieber Fürſt, mich ganz beſonders verbunden. Der weit¬ ſehende, ſtaatsmänniſche Blick, welcher ſich in Ihren Anſchauungen über die Stellung Deutſchlands zu den gegenwärtigen und etwa noch drohenden Verwicklungen im Auslande kund gibt, hat meine volle Bewunderung, und ich brauche wohl nicht zu verſichern, daß Ihre mächtigen Anſtrengungen zur Erhaltung des Friedens von meinen wärmſten Sympathien und unbegränztem Vertrauen be¬ gleitet ſind. — Möge der glückliche Erfolg der deutſchen Politik und der Dank der deutſchen Fürſten und Stämme Sie, mein lieber Fürſt, im Beſitze Ihrer vollen Geſundheit und Rüſtigkeit finden. Mit dieſem innigen Wunſche verbinde ich die herzlichſten Grüße und die Verſicherung wahrer Hochachtung und feſtgewur¬ zelten Vertrauens, womit ich, mein lieber Fürſt, ſtets verbleibe Hohenſchwangau, den 16. Juli 1876. Ihr aufrichtiger Freund Ludwig.

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Zitationshilfe: Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 1. Stuttgart, 1898, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bismarck_erinnerungen01_1898/387>, abgerufen am 24.11.2024.