Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 2. Stuttgart, 1898.Die Welfenlegion. In Putbus. Friede mit Sachsen. nehmen durch Correspondenz mit Savigny. Als der letzte preußischeGesandte am Bundestage war er der natürliche Erbe des De¬ cernates über die im Vordergrunde stehende deutsche Politik. Er führte die Verhandlungen mit Sachsen zu Ende, was vor meiner Abreise nicht gelungen war. Ihr Ergebniß ist publici juris, und ich kann mich einer Kritik derselben enthalten. Die militärische Selbständigkeit Sachsens wurde demnächst unter Vermittlung des Generals von Stosch durch persönliche Entschließungen Sr. Maje¬ stät weiter entwickelt, als sie nach dem Vertrage bemessen war. Die geschickte und ehrliche Politik der beiden letzten säch¬ Die Welfenlegion. In Putbus. Friede mit Sachſen. nehmen durch Correſpondenz mit Savigny. Als der letzte preußiſcheGeſandte am Bundestage war er der natürliche Erbe des De¬ cernates über die im Vordergrunde ſtehende deutſche Politik. Er führte die Verhandlungen mit Sachſen zu Ende, was vor meiner Abreiſe nicht gelungen war. Ihr Ergebniß iſt publici juris, und ich kann mich einer Kritik derſelben enthalten. Die militäriſche Selbſtändigkeit Sachſens wurde demnächſt unter Vermittlung des Generals von Stoſch durch perſönliche Entſchließungen Sr. Maje¬ ſtät weiter entwickelt, als ſie nach dem Vertrage bemeſſen war. Die geſchickte und ehrliche Politik der beiden letzten ſäch¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0101" n="77"/><fw place="top" type="header">Die Welfenlegion. In Putbus. Friede mit Sachſen.<lb/></fw> nehmen durch Correſpondenz mit Savigny. Als der letzte preußiſche<lb/> Geſandte am Bundestage war er der natürliche Erbe des De¬<lb/> cernates über die im Vordergrunde ſtehende deutſche Politik. Er<lb/> führte die Verhandlungen mit Sachſen zu Ende, was vor meiner<lb/> Abreiſe nicht gelungen war. Ihr Ergebniß iſt <hi rendition="#aq">publici juris</hi>, und<lb/> ich kann mich einer Kritik derſelben enthalten. Die militäriſche<lb/> Selbſtändigkeit Sachſens wurde demnächſt unter Vermittlung des<lb/> Generals von Stoſch durch perſönliche Entſchließungen Sr. Maje¬<lb/> ſtät weiter entwickelt, als ſie nach dem Vertrage bemeſſen war.</p><lb/> <p>Die geſchickte und ehrliche Politik der beiden letzten ſäch¬<lb/> ſiſchen Könige hat dieſe Conceſſionen gerechtfertigt, namentlich ſo<lb/> lange es gelingt, die beſtehende preußiſch-öſtreichiſche Freundſchaft<lb/> zu erhalten. Es iſt in den geſchichtlichen und confeſſionellen Tra¬<lb/> ditionen, in der menſchlichen Natur und ſpeciell in den fürſtlichen<lb/> Ueberlieferungen begründet, daß der enge Bund zwiſchen Preußen<lb/> und Oeſtreich, der 1879 geſchloſſen wurde, auf Baiern und Sachſen<lb/> einen concentrirenden Druck ausübt, um ſo ſtärker, je mehr das<lb/> deutſche Element in Oeſtreich, Vornehm und Gering, ſeine Be¬<lb/> ziehungen zur habsburgiſchen Dynaſtie zu pflegen weiß. Die parla¬<lb/> mentariſchen Exceſſe des deutſchen Elements in Oeſtreich und deren<lb/> ſchließliche Wirkung auf die dynaſtiſche Politik drohten nach dieſer<lb/> Richtung hin das Gewicht des deutſch-nationalen Elementes nicht<lb/> nur in Oeſtreich abzuſchwächen. Die doctrinären Mißgriffe der<lb/> parlamentariſchen Fractionen ſind den Beſtrebungen politiſirender<lb/> Frauen und Prieſter in der Regel günſtig.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [77/0101]
Die Welfenlegion. In Putbus. Friede mit Sachſen.
nehmen durch Correſpondenz mit Savigny. Als der letzte preußiſche
Geſandte am Bundestage war er der natürliche Erbe des De¬
cernates über die im Vordergrunde ſtehende deutſche Politik. Er
führte die Verhandlungen mit Sachſen zu Ende, was vor meiner
Abreiſe nicht gelungen war. Ihr Ergebniß iſt publici juris, und
ich kann mich einer Kritik derſelben enthalten. Die militäriſche
Selbſtändigkeit Sachſens wurde demnächſt unter Vermittlung des
Generals von Stoſch durch perſönliche Entſchließungen Sr. Maje¬
ſtät weiter entwickelt, als ſie nach dem Vertrage bemeſſen war.
Die geſchickte und ehrliche Politik der beiden letzten ſäch¬
ſiſchen Könige hat dieſe Conceſſionen gerechtfertigt, namentlich ſo
lange es gelingt, die beſtehende preußiſch-öſtreichiſche Freundſchaft
zu erhalten. Es iſt in den geſchichtlichen und confeſſionellen Tra¬
ditionen, in der menſchlichen Natur und ſpeciell in den fürſtlichen
Ueberlieferungen begründet, daß der enge Bund zwiſchen Preußen
und Oeſtreich, der 1879 geſchloſſen wurde, auf Baiern und Sachſen
einen concentrirenden Druck ausübt, um ſo ſtärker, je mehr das
deutſche Element in Oeſtreich, Vornehm und Gering, ſeine Be¬
ziehungen zur habsburgiſchen Dynaſtie zu pflegen weiß. Die parla¬
mentariſchen Exceſſe des deutſchen Elements in Oeſtreich und deren
ſchließliche Wirkung auf die dynaſtiſche Politik drohten nach dieſer
Richtung hin das Gewicht des deutſch-nationalen Elementes nicht
nur in Oeſtreich abzuſchwächen. Die doctrinären Mißgriffe der
parlamentariſchen Fractionen ſind den Beſtrebungen politiſirender
Frauen und Prieſter in der Regel günſtig.
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