Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774.Der achtzehnte Spatziergang. Lange genug hab' ich die trägen Dünste Der achtzehnte Spatziergang. Lange genug hab’ ich die trägen Dünſte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0155" n="147"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der achtzehnte Spatziergang.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">L</hi>ange genug hab’ ich die trägen Dünſte<lb/> meines Zimmers einathmen müſsen; lange<lb/> genug hat das wütende Fieber meine Ner-<lb/> ven erſchüttert. Oft glaubt’ ich, ich wür-<lb/> de den Frühling nicht wiederſehn, als in<lb/> einer andern Welt villeicht. Fand ein<lb/> Sonnenſtral den Weg zu meinem Lager:<lb/> Er iſt der letzte den du ſiehſt; dacht’ ich.<lb/> Kam die ſchlummerloſe Nacht, ſo ſah’ ich<lb/> die Schatten des Todes in ihr. Dieſe wer-<lb/> den dich decken, ehe das Morgenroth wie-<lb/> dererſcheint; dacht’ ich, und ſeufzte nach<lb/> Ruhe. Aber der Morgen kam wieder und<lb/> die wechſelnden Tage führten den heilen-<lb/> den Frühling heran. Sein kräftiger Ein-<lb/> fluſs belebte die Schöpfung und mich. Bald<lb/> konnt’ ich mein Lager verlaſsen und bald<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [147/0155]
Der achtzehnte Spatziergang.
Lange genug hab’ ich die trägen Dünſte
meines Zimmers einathmen müſsen; lange
genug hat das wütende Fieber meine Ner-
ven erſchüttert. Oft glaubt’ ich, ich wür-
de den Frühling nicht wiederſehn, als in
einer andern Welt villeicht. Fand ein
Sonnenſtral den Weg zu meinem Lager:
Er iſt der letzte den du ſiehſt; dacht’ ich.
Kam die ſchlummerloſe Nacht, ſo ſah’ ich
die Schatten des Todes in ihr. Dieſe wer-
den dich decken, ehe das Morgenroth wie-
dererſcheint; dacht’ ich, und ſeufzte nach
Ruhe. Aber der Morgen kam wieder und
die wechſelnden Tage führten den heilen-
den Frühling heran. Sein kräftiger Ein-
fluſs belebte die Schöpfung und mich. Bald
konnt’ ich mein Lager verlaſsen und bald
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