Gutbefinden eines betrügerischen Gesindes, welches immer verschlagen genug ist, eine so herrliche Gelegenheit nicht ungenutzt aus den Händen gehn zu lassen. So ko- stet ihre Haushaltung etlichemal so viel, als sie unter einer wachsamen Aufsicht kosten würde; ihr Gemahl wird durch einen Auf- wand, der so leicht zu vermeiden wäre, wo nicht in Schulden gestürzt; doch gewiss an einem edlerem Gebrauche seines Vermö- gens gehindert. Jch nehme an, dass er die Güte, die Nachsicht selbst ist: wird er es aber immer seyn? Wird er immer gleich- gültig zusehen, wenn eine so kluge, so reizende Frau ihre Klugheit und ihre Rei- ze zur Verschlimmerung seiner Glücksum- stände so geflissentlich anwendet? Kalliste hat Kinder, die wild, wie die Bluhmen des Feldes aufschiessen. So lassen sie nur eine geruchlose, einfarbichte Blüthe hoffen, da
Gutbefinden eines betrügeriſchen Geſindes, welches immer verſchlagen genug iſt, eine ſo herrliche Gelegenheit nicht ungenutzt aus den Händen gehn zu laſsen. So ko- ſtet ihre Haushaltung etlichemal ſo viel, als ſie unter einer wachſamen Aufſicht koſten würde; ihr Gemahl wird durch einen Auf- wand, der ſo leicht zu vermeiden wäre, wo nicht in Schulden geſtürzt; doch gewiſs an einem edlerem Gebrauche ſeines Vermö- gens gehindert. Jch nehme an, daſs er die Güte, die Nachſicht ſelbſt iſt: wird er es aber immer ſeyn? Wird er immer gleich- gültig zuſehen, wenn eine ſo kluge, ſo reizende Frau ihre Klugheit und ihre Rei- ze zur Verſchlimmerung ſeiner Glücksum- ſtände ſo gefliſsentlich anwendet? Kalliſte hat Kinder, die wild, wie die Bluhmen des Feldes aufſchieſsen. So laſſen ſie nur eine geruchloſe, einfarbichte Blüthe hoffen, da
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Gutbefinden eines betrügeriſchen Geſindes,
welches immer verſchlagen genug iſt, eine
ſo herrliche Gelegenheit nicht ungenutzt
aus den Händen gehn zu laſsen. So ko-
ſtet ihre Haushaltung etlichemal ſo viel, als
ſie unter einer wachſamen Aufſicht koſten
würde; ihr Gemahl wird durch einen Auf-
wand, der ſo leicht zu vermeiden wäre,
wo nicht in Schulden geſtürzt; doch gewiſs
an einem edlerem Gebrauche ſeines Vermö-
gens gehindert. Jch nehme an, daſs er die
Güte, die Nachſicht ſelbſt iſt: wird er es
aber immer ſeyn? Wird er immer gleich-
gültig zuſehen, wenn eine ſo kluge, ſo
reizende Frau ihre Klugheit und ihre Rei-
ze zur Verſchlimmerung ſeiner Glücksum-
ſtände ſo gefliſsentlich anwendet? Kalliſte
hat Kinder, die wild, wie die Bluhmen des
Feldes aufſchieſsen. So laſſen ſie nur eine
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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/171>, abgerufen am 21.11.2024.
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