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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774.

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was von dem Prinzen Adonis, oder von
dem schönen Jäger Endymion gehört? Den
blonden Lycidas, mit allen seinen artigen
Kaprizen, kennen sie wohl gar nicht? --
Was ist Jhnen? Sie bekommen Vapeurs. --
Fort! auf die Promenade, Mamsell! --

Da sind wir nun: Sie, mit dem alles-
übersehenden Fernglase ihrer eingebildeten
Weisheit; Jch, mit einer hundertmal grös-
sern Dose von Neugier, als sie mir jemals
mögen zugetraut haben, so sehr ich auch in
ihren Augen ein Frauenzimmer bin. Sie
sollen des Antwortens satt werden: das
weiss ich. -- Allons, mein Herr! Kennen
sie da das niedliche Gesicht nicht, mit den
schönen bescheidnen Augen? So würd' ich
die Unschuld mahlen. Welche natürliche
Farbe! welche ebene, reine Haut! --

Natürlich? Ja! die Zitronenfarbe ist
freylich in der Natur. Eben und rein?

was von dem Prinzen Adonis, oder von
dem ſchönen Jäger Endymion gehört? Den
blonden Lycidas, mit allen ſeinen artigen
Kaprizen, kennen ſie wohl gar nicht? —
Was iſt Jhnen? Sie bekommen Vapeurs. —
Fort! auf die Promenade, Mamſell! —

Da ſind wir nun: Sie, mit dem alles-
überſehenden Fernglaſe ihrer eingebildeten
Weisheit; Jch, mit einer hundertmal gröſ-
ſern Doſe von Neugier, als ſie mir jemals
mögen zugetraut haben, ſo ſehr ich auch in
ihren Augen ein Frauenzimmer bin. Sie
ſollen des Antwortens ſatt werden: das
weiſs ich. — Allons, mein Herr! Kennen
ſie da das niedliche Geſicht nicht, mit den
ſchönen beſcheidnen Augen? So würd’ ich
die Unſchuld mahlen. Welche natürliche
Farbe! welche ebene, reine Haut! —

Natürlich? Ja! die Zitronenfarbe iſt
freylich in der Natur. Eben und rein?

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[166/0174] was von dem Prinzen Adonis, oder von dem ſchönen Jäger Endymion gehört? Den blonden Lycidas, mit allen ſeinen artigen Kaprizen, kennen ſie wohl gar nicht? — Was iſt Jhnen? Sie bekommen Vapeurs. — Fort! auf die Promenade, Mamſell! — Da ſind wir nun: Sie, mit dem alles- überſehenden Fernglaſe ihrer eingebildeten Weisheit; Jch, mit einer hundertmal gröſ- ſern Doſe von Neugier, als ſie mir jemals mögen zugetraut haben, ſo ſehr ich auch in ihren Augen ein Frauenzimmer bin. Sie ſollen des Antwortens ſatt werden: das weiſs ich. — Allons, mein Herr! Kennen ſie da das niedliche Geſicht nicht, mit den ſchönen beſcheidnen Augen? So würd’ ich die Unſchuld mahlen. Welche natürliche Farbe! welche ebene, reine Haut! — Natürlich? Ja! die Zitronenfarbe iſt freylich in der Natur. Eben und rein?

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Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/174>, abgerufen am 21.11.2024.